„Am Montag, den 12. Oktober wurde in Hänichen die neue mit einem Kostenaufwande von 70000 Mk. hergestellte (inkl. Bauplatz) Schule in Gegenwart des Herrn Amtshauptmann v. Nostitz-Wallwitz, des Herrn Bezirksschulinspektors Schulrat Zimmler sowie des Herrn Superintendent D. Hartung und zahlreichen Gemeindegliedern geweiht."

So schrieb der Nordvorstadtanzeiger am 16. Oktober 1908 über die Einweihung des neuen Schulgebäudes für Hänichen und Quasnitz im Windmühlenweg. Der Schulneubau war notwendig geworden, da aufgrund steigender Schülerzahlen die beiden alten Schulgebäude in der Nähe der Hainkirche zu klein geworden waren. Das Gebäude wurde nach Plänen des Architekten Hermsdorf von Maurermeister Hermann Wagner und Zimmermeister Friedrich Refert in den Jahren 1907 und 1908 errichtet. Hans Pauli zunächst Hilfslehrer und ab 1909 Lehrer an der Schule berichtet darüber in der Festschrift anlässlich des 50. Jahrestages

der Einweihung der Schule 1958: „... und man entschloß sich, das jetzige Schulgebäude am Windmühlenweg mit sechs Klassenzimmern zu errichten. Benötigt wurden seinerzeit nur drei, so dass ein Teil des Erdgeschosses als Hausmannswohnung und das zweite Obergeschoss als Lehrerwohnung diente. Der damalige Kantor Hahn und der Schreiber dieser Zeilen (H. Pauli, d.A.) zogen im Herbst 1908 ins neue Haus. 1907 wurde der Grundstein dazu gelegt. Er liegt an der westlichen Hausmauer. Neben einer Urkunde, die ich zwar nicht verfasst, aber auf Pergament geschrieben habe, sind in einer Metallkapsel Zeitungen und Münzen damaliger Zeit beigelegt."

Ab 1923/24 wurden dann alle sechs Klassenräume für Schulzwecke genutzt und das Gebäude ein reines Schulhaus, da der Ausbau in ein achtstufiges Schulsystem erfolgte. Sieben Lehrer unterrichteten damals 270 Schüler. Ein Foto, dass diese Lehrer - die Herren Ulbrich, Schenk, Penndorf, Pickert, Heidrich, Bibl und Pauli vor dem Schulgebäude zeigt, stellte uns dankenswerterweise Frau Tauchnitz, die heute 95-jährige Tochter von Herrn Penndorf, zur Verfügung.

In späteren Jahren wurden die Schüler in Lützschena dann in drei verschiedenen Gebäuden unterrichtet; die 1.-4. Klasse in der 1926 eingeweihten Ostschule am Bildersaal, die oberen Klassen in der Westschule sowie im Hilde-Coppi-Heim - dem heutigen Bürgerhaus -. 1958 gab es 12 Klassen mit 360 Schülern, unterrichtet von 14 Lehrern. Ende 1978 wurde die Schule in „Hans-Beimler-Oberschule" umbenannt. Ein Neubau auf der gegenüberliegenden Straßenseite scheiterte in den achtziger Jahren an fehlenden Baukontingenten. Ab 1992 wurde mit dem Umbau des Schulsystems das Gebäude als Nebenstelle der Mittelschule Schkeuditz weitergeführt und 1999 geschlossen. Doch die Schließung und damit der Verfall währte nicht lange. Seit 2003 wird die Schule als Nebenstelle der Grundschule Stahmeln wieder für den Unterricht genutzt, da in Stahmeln nicht genügend Platz für die steigende Zahl der Grundschüler in unserer Ortschaft Lützschena-Stahmeln war. Man begann mit zwei Klassenräumen und einem Speiseraum, der aus einem Klassenraum im Erdgeschoß geschaffen wurde. Mittlerweile werden drei Klassen in der Nebenstelle unterrichtet, und in den Jahren 2007/2008 wurde die Schule innen (Elektrik, Brandschutz, Malerarbeiten) auf den neusten Stand gebracht.

Um sich einen Eindruck vom lebendigen Treiben in der Schule zu verschaffen, sind alle Lützschenaer, ehemalige Schüler und Lehrer ganz herzlich zum Tag der offenen Tür am 14 Juni diesen Jahres, der zeitgleich mit unserem Heimatfest stattfindet, eingeladen. Die Schule wird dazu von 8 bis 16 Uhr geöffnet sein. Dokumente aus 100 Jahren Schulgeschichte sind zu entdecken. Vielleicht finden Sie sich ja auf einem der Klassenfotos wieder oder Sie möchten das Programm der Einweihungsfeier studieren. Wir bedanken uns bereits jetzt ganz herzlich bei allen, die uns Fotos bereitgestellt und uns von ihren Erlebnissen während der Schulzeit berichtet haben. Wir sind aber auch sehr gespannt auf weitere Dokumente. Freuen würden wir uns insbesondere noch über Material ab 1960 bis heute. Andrea Berlich, Hohle Gasse 11, Tel. 46 16 874