Unser Flughafen 

Teil 1 – Die kurze Südabkurvung 

 

Im Jahre 2004 genehmigt das Regierungspräsidium Leipzig den Aus- und Umbau der südlichen Start- und Landebahn des Flughafens Halle/Leipzig.  

Die Kosten des Projektes belaufen sich auf über 290 Millionen Euro. Allen öffentlich zugänglichen Quellen ist fortan zu entnehmen, dass die neuen Flugrouten um Leipzig herum führen werden. So berichtet etwa auch Axel Semrau, der Lärmschutzbeauftragte der Flughafengesellschaft auf der hiesigen Ortschaftsratssitzung vom 10.2.2005, dass es keine Startroute über Lützschena geben werde. 

 

Doch noch bevor die neue südliche Start- und Landebahn überhaupt eröffnet wird, fliegen bereits von der Nordbahn startende Passagierflugzeuge die so genannte „kurze Südabkurvung“. Sie führt direkt über die Dächer von Wahren, Lindenthal, Lützschena, Stahmeln, Böhlitz-Ehrenberg bis hin nach Grünau. Fast 100.000 Leipziger Bürger sind plötzlich und unerwartet von Fluglärm betroffen. 

 

Bei der Planung des Flughafenausbaus und in den öffentlichen Verlautbarungen war, insbesondere im Hinblick auf das Lärmschutzkonzept, die kurze Südabkurvung lediglich für sehr wenige kleine Maschinen betrachtet worden. Die Deutsche Flugsicherung setzte sich aber bei einer Sitzung der Fluglärmkommission im November 2006 überraschend mit dem Wunsch durch, auch schweres Fluggerät über die kurze Südabkurvung zu schicken. Die einzige Vertreterin der Leipziger, Angelika Freifrau von Fritsch, fehlte bei dieser entscheidenden Sitzung bekanntlich.

Die Flugrouten wurden ohne Einschränkungen von der Deutschen Flugsicherung beschlossen.

Auf die nun folgenden Proteste der betroffenen Anwohner und Einwendungen verschiedener Naturschutzverbände erklärt das Regierungspräsidium, dass „es bei Planfeststellungsverfahren kein Wiederaufgreifen des Verfahrens bei einer nachträglich geänderten Sach- und Rechtslage gibt.“  

 

Erst nachdem eine Bürgerinitiative über 5000 Euro sammelt und einen Anwalt engagiert, wird die kurze Südabkurvung bis auf Widerruf ausgesetzt. Das Bundesministerium schreibt dazu, dass eventuelle Widersprüche zu prüfen seien, die „die Fluglärmverteilung in der Umgebung des Flughafens betreffen“.  

 

Die deutsche Flugsicherung und die von Leipzig startenden Fluggesellschaften treten allerdings weiterhin vehement für die Wiedereinführung der kurzen Südabkurvung ein. Nach der Mitteilung über in Rechtmäßigkeit der Benutzung der kurzen Südabkurvung durch die Fluglärmkommission am 23.04.2008 darf man also gespannt darauf sein, wie es sich dem­nächst anhören wird, wenn statt der damals noch relativ wenigen leisen Passagierflugzeuge die inzwischen neu in Leipzig angesiedelten vielen lauten Frachtmaschinen direkt über unsere Dächer donnern.

Dr. Oliver Fanenbruck 

 

 

Stellungnahme der Stadt zur Entscheidung der Fluglärmkommission

Das Verfahren zur kurzen Südabkurvung bei Ostwind ist rechtmäßig. Dies ergab die nun vorliegende Prüfung des Verfahrens durch das BMVBS (Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung). Dieses Ergebnis wurde mit einem Vorschlag der Deutschen Flugsicherung (DFS) in der Fluglärmkommission vorgestellt. Er besagt, die Route mit einer Tonnagebegrenzung von 136 Tonnen wieder aufzunehmen.  

„Wenn auch die Maximalforderung der Stadt Leipzig mit einer Nullvariante nicht umsetzbar war, bedeutet die Tonnagebegrenzung im Gegensatz zur unbegrenzten Nutzung der Südabkurvung eine geringere Belastung für die Bürger“, so die Leiterin des Amtes für Umweltschutz, Angelika von Fritsch, die als Vertreterin der Stadt Leipzig Mitglied der Fluglärmkommission ist. „Eine Ablehnung des Antrages der DFS hätte bedeutet, dass nach der Entscheidung des BMVBS die südliche Abkurvung im Tagzeitraum ohne jede Tonnagebegrenzung hätte genutzt werden können. Als Vertreterin der Stadt habe ich für die Nullvariante gekämpft, doch es war leider nur dieser Kompromiss möglich, um überhaupt Tonnagebegrenzung durchzusetzen.“ 

Von Fritsch ergänzt: „Daneben wurden noch zwei Alternativrouten für die Südabkurvung von der DFS vorgeschlagen. Sie müssen noch eingehender geprüft werden, ob damit eine weitere Entlastung für die betroffenen Bürger erreicht werden kann. 

In diesem Zusammenhang wurde von der Stadt Leipzig auch die Einrichtung einer Fluglärmmessstation in Lützschena-Stahmeln durchgesetzt, um insbesondere die Belastung durch die kurze Südabkurvung zu erfassen. Die Ergebnisse werden in der nächsten Beratung der Fluglärmkommission vorgestellt und gehen in die Entscheidungsfindung zur Optimierung einer kurzen Südabkurvung ein.