Auenkurier
August 2007















 

 

 

 

 

 
In den Jahren 1990 bis 1992, gleich nach der Wende, erstand durch die Initiative kapitalkräftiger Investoren, der weithin bekannte stattliche "Specks Hof" mit seinen Passagen und Lichthöfen in Leipzigs Innenstadt, zwischen Reichs- und Nikolaistraße und dem Schuhmachergässchen als Einkaufs-Treffpunkt im neuen Glanze. Mit dieser kostenaufwändigen allumfassenden, gründlichen Rekonstruktion, die auch eine Erneuerung und Weiterführung der architektonischen und künstlerischen Feinheiten am Gebäudeensemble einschloss, wurden die Kriegsschäden endgültig beseitigt. Am 4. Dezember 1943 wurde bei dem Luftangriff der alliierten Bomberverbände auf Leipzig auch Specks Hof stark beschädigt. In den Jahren nach 1945 gab es nach den damals gegebenen Möglichkeiten in der DDR mit vielen Kompromissen gegenüber Bausubstanz und Architektur einen Wiederaufbau. Heute beherbergt "Specks Hof", ein traditionsreiches Schmuckstück der Stadt, fast zwei Dutzend Geschäfte und Restaurants. Doch nicht die wirtschaftliche und architektonische Seite von "Specks Hof" interessiert uns in diesem Beitrag in erster Linie. Vielmehr geht es uns um die Geschichte des Hauses, die sich immerhin bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Schließlich handelt es sich um eines der ältesten Gebäude der Stadt Leipzig, das in seinem ursprünglichen Aussehen unter der kaiserlichen Gerechtsame und an einer der wichtigen mittelalterlichen Verkehrswege stand, die Leipzig zu einer der bedeutendsten deutschen Handelsmetropolen werden ließen. In diesem 13. Jahrhundert wurde das Gelände zur Stadt Leipzig eingemeindet. Seit dem 15. Jahrhundert dann erlebte das Anwesen bei wechselnden Besitzern als Handelshof mit Brauhaus, Weinkeller und Gaststätte seine erste Blütezeit.Specks Hof bekam 1815 seinen Namen. Unter diesen Besitzern war auch der bekannte Schafzüchter und Wollhändler Maximilian Speck. Er erwarb am 8. Juni 1815 das stattliche Hausgrundstück für 50.000 Mark von dem Kaufmann Gottlieb Benedix, Vater des bei den Leipzigern und den Messegästen beliebtesten Lustspieldichters der Stadt, Roderich Benedix, der in dem Haus geboren wurde. Gottlieb Benedix besaß das Grundstück von 1802©1815. Maximilian von Speck baute es für seine geschäftlichen Zwecke aus. Der später aufgrund seiner Verdienste um Landwirtschaft und Industrie geadelte tüchtige Kaufmann und Landwirt nannte seinen Besitz fortan "Specks Hof". Der Name hat sich bis heute erhalten.Eine Leipziger Zeitung druckte folgende Episode aus jener Zeit: Gelegentlich der Anwesenheit des sächsischen Königs in Leipzig wurde die Stadt illuminiert und der neu ernannte Freiherr (Maximilian Freiherr Speck von Sternburg) verfehlte nicht, sein in der Reichsstraße gelegenes Grundstück zu schmücken und mit einem Transparent zu versehen, das den schönen Vers enthielt: Oh möchte stets in unserem Sachsen Elektoral veredelt wachsen. Ein witziger Schuhmachermeister, Specks Gegenüber, benutzte die Gelegenheit, folgenden Vers an seinem Transparent anzubringen:Oh möchte doch in unserem Sachsen Elektoral auf Schweinen wachsen,damit der Speck auf dieser Erde,noch immer mehr veredelt werde! Nach Maximilians Tod 1856 erbten seine damals vier lebenden Kinder je ein Viertel des Grundstücks Reichsstraße 6, des Specks Hof. In späteren Jahren übernahm der neue Lützschenaer Majoratsherr Alexander Maximilian von Sternburg (geboren am 6. November 1821 in Leipzig, gestorben am 28. April 1911) die Anteile seiner Geschwister und zahlte sie aus. Am 23. Dezember 1890 verkaufte er Specks Hof an den Leipziger Kaufmann Karl Scheller. Da der Verkauf erst im Jahr nach der ursprünglich vorgesehenen Versteigerung vollzogen wurde, ist anzunehmen, dass der Verkauf auf dieser Versteigerung, zu der das Königliche Amtsgericht Leipzig am 15. November 1889 in der "Leipziger Tageszeitung" Interessenten aufgerufen hatte, nicht zustande kam.Von Carl Scheller heißt es, dass er sich nicht bloß durch seinen umsichtigen Geschäftsbetrieb, "sondern auch durch seinen oft bethätigten Wohlthätigkeitssinn ...um das Leipziger Gemeindewesen" verdient gemacht hat. Und wieder fanden in Specks Hof bauliche Veränderungen, wie so oft in den folgenden Jahrzehnten.

Anmerkungen: Quelle für den folgenden Text ist die "Geschichte der Ritter von Speck Freiherrn von Sternburg (Privatdruck). Elektoral, veralteter Begriff für kurfürstliche Wahl bzw. die Wähler betreffend

 

  


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