Auenkurier
Mai 2005

 

Friedrich Schiller (17. November 1759 - 9. Mai 1805)

 

Freude, schöner Götterfunken,
Töchter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng getheilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.

Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder - überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.

Wem der große Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein;
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!
Ja - wer auch nur Eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wers nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund.

Was den großen Ring bewohnet,
Huldige der Sympathie!
Zu den Sternen leite sie
Wo der Unbekannte thronet.

 

(Anfangszeilen aus der " Ode an die Freude "von Friedrich Schiller.
Sie schrieb er 1785 während seines Aufenthaltes in Gohlis (heute ein Stadtteil von Leipzig), wo er einige Monate als Sommergast seines Bewunderers, des Leipziger Juristen und Schriftstellers Christian Gottfried Körner, in einem 1717 erbauten Bauernhaus wohnte.
Später vollendete er die Dichtung in Dresden. Ludwig van Beethoven inspirierten die wunderbaren Verse zu seinem weltberühmten Schlusschor in seiner IX. Sinfonie.)

Schillerjahr 2005
Friedrich Schiller und Leipzig


Die Welt ehrt in diesem Jahr einen genialen deutschen Dichter und Denker: FRIEDRICH SCHLLER.
Anlass der Ehrung ist sein 200. Todestag am 9. Mai 2005. In seinem Leben war er auch mit Leipzig eng verbunden. In einem Brief an Körner vom 10. Februar 1785 schreibt der Dichter:

" Leipzig erscheint meinen Träumen und
Ahndungen wie der rosigte Morgen jenseits
den waldigsten Hügeln. In meinem Leben
erinnere ich mich keiner so innigen
prophetischen Gewissheit, wie diese ist,
daß ich in Leipzig glücklich seyn werde. "

Am 10. November 1759 wird Johann Christoph Friedrich Schiller in Marbach am Neckar geboren. Er ist das zweite Kind seiner Eltern. Der Vater war Wundarzt und Leutnant im Dienste des Herzogs von Württemberg, die Mutter eine Gastwirtstochter. Herzog Karl Eugen (1728-1793) war ein typischer Despot seiner Epoche. Er war berüchtigt durch seine provozierende Prunk- und Verschwendungssucht, seine ungezählten Liebschaften und als Blutsauger gegenüber seinen Untertanen.
Zunächst besuchte Friedrich Schiller von 1767-1772 die Lateinschule, und dann wurde er im Alter von 13 Jahren auf Befehl des Herzogs Karl Eugen in die militärische `"Karlsschule " in Solitude, eine Elite- und Militärakademie, gepresst. In acht Jahren hatte der Eleve Fritz nicht einen Tag Urlaub. Er studierte Jura und Medizin und wurde Regimentsmedicus im Schwabenland. Doch Schiller drängte es immer mehr zum Schreiben.
In seinem feurigen Jugenddrama " Die Räuber " begehrte der Dramatiker gegen die Willkürherrschaft und die Eskapaden des Herzogs auf. Jeder verstand das Stück als Kritik an den herrschenden politischen Zuständen in den Fürstentümern. Thomas Mann schreibt: " Freiheit war fortan für Schiller das Grundmotiv seines Denkens und Dichtens A"
Obendrein nahm der Dichter an der 1782 erfolgenden Uraufführung seines Stücks im Theater Mannheim teil. In der deutschen Kleinstaaterei war er damit unerlaubt ins Ausland gereist. Das konnte als Fahnenflucht ausgelegt werden.
Es kam zum offenen Konflikt mit dem Herzog. Zwei Wochen musste Friedrich Schiller im Arrest verbringen. Der Herzog verbot ihm literarisch tätig zu sein oder ins Ausland zu reisen. Die Dichterseele empörte sich. Schiller floh aus Württemberg über Frankfurt nach Thüringen, Meiningen und wieder nach Mannheim. Damals ging es ihm physisch und psychisch schlecht.
Da erreichte ihn die Einladung eines seiner Verehrer, des Juristen und Schriftstellers Christian Gottfried Körner aus Leipzig (1756-1831), hier einen Sommerurlaub zu verbringen. Körner versprach auch, diesen Aufenthalt zu finanzieren. Friedrich Schiller nahm die Einladung gern an. Vom 17. April bis zum 11. September 1785 weilte er in der Messemetropole.
Schiller genoss die dichterische Freiheit und knüpfte Kontakte zu den hiesigen Künstlern und Intellektuellen. Um dem Trubel der Stadt zu entfliehen, zog er im Mai 1785 auf Anraten des Leipziger Verlegers Georg Joachim Göschen nach Gohlis, damals noch ein selbständiges Gemeinwesen, in eine Stube mit Schlafkammer im Haus des Bauern Schneider, in einem so genannten " Dreitseithof ".
Während dieses Aufenthaltes saß der Dichter über dem zweiten Akt des "Don Carlos " , bearbeitete den Fiesco und begann, die "Ode an die Freude " zu dichten, die er später in Dresden vollendete.
Schiller ließ sich häufig von Wanderungen durch das Rosental inspirieren, vielleicht bekam er auch eine Ahnung vom Auwald nahe Stahmeln und Lützschena. Oft war der Dichter auch Gast im `"Gohliser Schlösschen ".
Im September 1785 verließ Schiller Leipzig, da er seinem Gönner Körner folgte, der mit seiner Verlobten nach Dresden zog. Durch Goethes Vermittlung erhielt Schiller 1788 eine Professur in Jena, wo er zum Meininger Hofrat ernannt wurde. 1799 zog er nach Weimar um.
Leipzig jedoch kehrte Friedrich Schiller nie vollends den Rücken.
Heute ist das Schillerhaus in der Menckestraße in Leipzig Deutschlands älteste Literaturgedenkstätte. Der 1842 gegründete Schillerverein machte 1848 die Schillerstube für die Öffentlichkeit zugänglich und erwarb 1856 das Haus. Seit 1961 gehört das Schillerhaus zum Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig.
Nach umfassender denkmalpflegerischer Instandsetzung und Restaurierung von 1997-1998 ist heute neben dem Originalschauplatz von Schillers Aufenthalt ein eindrucksvolles Kulturdenkmal der Region zu erleben.
Heute beherbergt das Haus in Räumen, die so hergerichtet sind, wie sie Schiller erlebte, eine modern gestaltete Ausstellung, die anhand von etwa 100 Exponaten die Atmosphäre der Zeit und die Persönlichkeiten lebendig werden lässt, die mit dem Dichter zusammentrafen oder seine Freundschaft gewannen. Die Ausstellung widmet sich literarischen Arbeiten, Leipziger Theateraufführungen seiner Werke, würdigt das Engagement des Schillervereins und informiert über die Geschichte des Hauses.

 


  


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