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Lützschena verabschiedet seine Bibliothekarin Christa Werther


Am 21. Dezember 2006 beendet Christa Werther ihren langjährigen Dienst in der Lützschenaer Bibliothek und geht in den Ruhestand. Wir verabschieden sie nach 14 Jahren mit Wehmut und Dank. Sie hat das kulturelle Leben in der Ortschaft maßgeblich mit geprägt.
Unermüdlich war sie als sachkundige Beraterin für die Leser tätig und hat mit immer neuen Ideen eine vielgestaltige Werbung fürs Lesen entwickelt. Dabei kam Christa Werther eher zufällig zu ihrem Amt.
Im Mai 1992 besuchte die in Lützschena geborene, sympathische Frau mit ihrer Enkelin die hiesige Gemeindebücherei, die damals noch in den Kolonnaden am alten Gasthof untergebracht war. Bei dieser Gelegenheit erfuhr Christa Werther, dass die Gemeinde nach einer neuen Bibliothekarin suchte und bisher niemand auf die Ausschreibung reagiert hatte.
Die Bücherei war schon lange unbesetzt und befand sich durch ihre völlig unzulänglichen räumlichen Bedingungen in einem bedauernswerten Zustand. Frau Werther bewarb sich dennoch, und bekam die Stelle. Im Dezember 1992 durfte sie ihr neues Amt antreten. Mit schlimmen Erkältungen durch eine kaputte Heizanlage der Gasthof-Kolonnaden meisterte die Neueinsteigerin die ersten Arbeitsmonate und tröstete sich mit dem abzusehenden Umzug in ein anderes Gebäude. Im damaligen `Hilde-Coppi-HeimA am Elsterberg fanden sich etwas bessere Arbeitsräume, mit Gaststättenbetrieb und Jugendclub vor der Tür. 2001 musste die Bibliothekarin einen erneuten Umzug bewältigen. Nun bekam die Bibliothek einen würdigeren Platz im ehemaligen Rathaus, ihrem jetzigen Standort. "Mit jeder Umquartierung wurde die Bibliothek schöner, das versöhnte mich", sagt Christa Werther selbst.
In den vierzehn Jahren ihrer Tätigkeit hat Frau Werther eine leistungsstarke Bibliothek aufgebaut, die in der Ortschaft zudem ein beliebtes Kommunikationszentrum geworden ist, in dem sich die Leserschar wohlfühlt und öfter auch Trost und Rat sucht.
Als "Fachfrau für alles" musste die Bibliothekarin in viele mütterliche Rollen schlüpfen. Verborgen blieb dem Leserpublikum der engagierte Einsatz um einen guten Bücherfundus, um zweckmäßiges Mobiliar, sauberes Umfeld, dichte Dächer und vieles mehr. Die Leser haben es gedankt. Vor allem die neu hinzugezogenen Bürger wurden aktive Leser und schätzten das kleine, aber feine Literaturdomizil. Viel Zeit und Kraft kostete die zweimalige elektronische Erfassung der über 7000 Bibliotheksmedien.
Mit der Eingemeindung nach Leipzig wurde der Bestand der Lützschenaer Bibliothek erneut elektronisch aufgenommen und in den Onlinekatalog der Stadtbibliothek Leipzig überführt. Recherche und Ausleihbetrieb befinden sich nun mit Scanner und Strichcode auf dem derzeit modernsten und aktuellsten Stand. Mit ihrer organisatorischen Begabung holte Frau Werther zahlreiche Autoren nach Lützschena. `Auf die Lesungen mit Wilhelm von Sternburg bin ich besonders stolz, aber auch die folgenden literarischen Begegnungen sind bleibende Erinnerungen. Um nur einige aufzuzählen: Hans Pfeiffer, Erich Loest, Bernd Weinkauf, Rosemarie Fred, Elfriede Brüning, Anneliese Probst, Gunter Preuß (der jetzt in Lützschena wohnt) und Friedel Hönisch. Vorträge zu Indien, Japan, China, Peru und St.Petersburg schließe ich da selbstverständlich mit ein.
Von der erst kürzlich stattgefundenen Lesenacht und der Buß- und Bettag-Veranstaltung finden sich noch Spuren an Überanstrengung auf Christa Werthers Gesicht. Doch das nimmt sie gelassen, "hat es doch Spaß gemacht!"
Wenn Christa Werther von ihrem Vorleseprojekt erzählt, kommt sie ebenso ins Schwärmen. Sie hat es geschafft, dass Schüler einer gesamten Schulklasse ein Buch vorlesen und die Texte auf eine CD sprechen. "Warum sollen denn nur Erwachsene und Prominente vorlesen? Kinder können das auch ganz prima. Außerdem hören sich diese Kinder später einmal von der CD, wenn sie Erwachsene sind. Wer von uns hatte schon die Möglichkeit? Und zusätzlich eine wunderbare Idee zum Thema LESENACHT", meint die Bibliothekarin. "Natürlich braucht eine solche aufwändige Unternehmung Unterstützung". Diese erhielt sie vom Mitteldeutschen Rundfunk und dem Computerclub Lützschena-Stahmeln e.V. sowie von Lehrerinnen, die noch zu begeistern sind. Nach dem Ausscheiden aus ihrem geliebten Bibliotheksalltag wird sich Christa Werther keineswegs zur Ruhe setzen. Seit langem wartet der tausend Quadratmeter große Garten an ihrem Haus in Lützschena auf Ordnung. Und so kurios es klingt, freut sie sich endlich auf Zeit zum Lesen, Konzertbesuche gehören ohnehin zum festen Programm. Im Vordergrund stehen aber im Moment ihre betagten Eltern, die ihrer Fürsorge bedürfen. Ihrer Nachfolgerin, Frau Myzka, die wir im Auen-Kurier noch vorstellen werden, wünscht Christa Werther alles Gute hier in Lützschena.

Der Auen-Kurier wiederum wünscht Frau Werther eine stabile Gesundheit und persönliches Wohlergehen.

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