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Ausgabe
Gedanken zu zwei erinnerungswürdigen Geschichtsdaten
Der Auen-Kurier sprach mit Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg.
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Wie immer kam er mit dem Fahrrad zu unserer Begegnung im Zentrum von Leipzig, sportlich, vital, unternehmungsfreudig.
Anlass unseres Gespräches: Wir gedenken des 150. Todestages von Maximilian Freiherr Speck von Sternburg, der am 22. Dezember 1856 im Specks Hof zu Leipzig verstarb und dessen sterbliche Überreste ihre letzte Ruhestätte in der Grabkapelle im geschichtsträchtigen Schlosspark von Lützschena fanden, und wir würdigen den 10. Jahrestag der Gründung der "Maximilian Speck von Sternburg Stiftung", deren Präsident Wolf-Dietrich ist.
Durch diese Stiftung wird für Leipzig und Lützschena und damit für die Öffentlichkeit eine einzigartige Kunst- und Büchersammlung erhalten.
Dieser beiden historischen Geschehnisse kann im Zeichen der wiederhergestellten deutschen Einheit gedacht werden, in deren Folge der Name derer Speck von Sternburgs in Leipzig und Lützschena den verdienten, Jahrhunderte währenden Wohlklang wiedererlangen konnte und deren Verdienste für das Allgemeinwohl, besonders auch das der Einwohner von Lützschena, endlich in aller Form gewürdigt werden können.
Beim Festakt am 6. Oktober im Museum der bildenden Künste zu Ehren der Sternburg-Jubiläen in Gegenwart des Oberbürgermeisters und von Stadträten der Stadt Leipzig, betonte Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg in seiner Rede, dass er, solange er lebe, dafür Sorge tragen werde, dass die Kunstsammlung seines Urahns immer mit dem Namen und Ort Lützschena verbunden bleibt.
Unsere Fragen, die wir dem Freiherrn stellten:
Auen-Kurier: Worin sehen Sie die Bedeutung Ihres Ururgroßvaters für seine Zeit und darüber hinaus, besonders auch für Leipzig und Lützschena?
Freiherr Speck von Sternburg: Sicher war er zu seiner Zeit eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Erstaunlich zur damaligen Zeit sein soziales Denken und Handeln insbesondere in Lützschena. Tüchtigkeit und sein stetes Streben, seine Erkenntnisse und sein angeeignetes Wissen seiner Umwelt mitzuteilen, waren seine bezeichnenden Charaktereigenschaften. Sicher habe ich durch seinen Lebenswandel und seine Vorbildfunktion, in der fünften Generation vieles von ihm lernen und annehmen können.
Auen-Kurier: Wie versuchen Sie heute das Erbe von Maximilian gemäss dem Goethewort “Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen, zu bewahren und weiterzuführen“?
Freiherr: Goethe hat doch Recht. Ein Erbe ist eine Verpflichtung und Verantwortung gegenüber den Mitmenschen und sicher auch in meinem Falle der Öffentlichkeit gegenüber.
Auen-Kurier: Was verbindet Sie in diesem Zusammenhang besonders mit Lützschena?
Freiherr: Nach dem Krieg bis zur Wende 1989 war für meine Familie, auch für mich, Lützschena ein Stück Geschichte aus der Vergangenheit. Zögerlich, ohne große Erwartungen, kam ich 1990 aus dem mir über Jahrzehnte vertrauten München nach Lützschena. Ich fühlte mich vom ersten Tag an dort wohl, und ich merkte ziemlich schnell: Hier wartet nicht nur familiär eine Aufgabe für mich, nein, ich kann Menschen zur Seite stehen die nicht unbedingt wie wir im Westen auf der Sonnenseite lebten. Hatten mich die Vorfahren im Geiste zurückgerufen, um Verantwortung zu übernehmen? Ich habe es gerne getan.
Auen-Kurier: Vor zehn Jahren entstand auf Betreiben Ihrer Tante, Ilse Freifrau Speck von Sternburg, und von Ihnen in Leipzig die "Maximilian Speck von Sternburg Stiftung". Was veranlasste Sie damals zu den für die deutschen Adelshäuser ungewöhnlichen Schritt, ihren nach 1989/90 zurückbekommenen Kunstbesitz, in Ihrem Falle die unbezahlbare Kunstsammlung und Bibliothek Maximilians, die nach 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet und dann auch durch die DDR zum Volkseigentum erklärt wurden, in eine Stiftung zu überführen und dem Museum der bildenden Künste und damit der Stadt Leipzig als Dauerleihgabe zu überlassen?
Freiherr: Meine Meinung war und ist immer: Kunst sollte der breiten Öffentlichkeit zugänglich sein, ganz im Sinne meines Ur-Ur-Großvaters Maximilian. Bis 1945 waren für Interessenten unsere Kunstschätze stets im Schloss zu besichtigen. Trotz "Eigentumswechsel" während der russischen- und DDR-Zeit wurden unsere Gemälde, Kunstblätter und die Bibliothek, soweit sie vor Plünderungen gerettet werden konnten, geschlossen pfleglich behandelt und erhalten worden. Bei den Überlegungen nach der Rückübereignung unserer Kunstsammlung eine Stiftung zu gründen, spielte das immer für meine Familie eine entscheidende Rolle.
Auen-Kurier: Wie steht es heute nach zehn Jahren um die Stiftung, was konnte sie bisher leisten und wie geht es den Kunstwerken und Büchern im Museum?
Freiherr: Die Stiftung konnte mit ihrem Stiftungskapital und den jährlich anfallenden Zinsen in den zehn Jahren dem Leipziger Museum der bildenden Künste finanziell zur Seite stehen. Da fallen Unterstützungen von Ausstellungen, kunsthistorischen Veröffentlichungen sowie im Ausbildungsbereich auch die Förderung junger Volontäre an. Im neuen Leipziger Bildermuseum ist unsere Kunstsammlung hervorragend untergebracht und betreut.
Auen-Kurier: Wie wird sich Ihr anerkennenswertes Engagement für Leipzig und Lützschena im Gedenken an Maximilian fortsetzen?
Freiherr: Vergangenes sollte man nicht überbewerten. Gegenwart und Zukunft sind jedoch ohne eine Vergangenheit, ohne das Geleistete unserer Altvorderen, um vieles ärmer. Hier kann ich eventuell in unserer schnelllebigen, sicher auch nicht einfachen Zeit in meiner Generation einen kleinen Beitrag zusteuern. Möge mir das gelingen ich wäre glücklich und zufrieden.
Auen-Kurier: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen auch für die Zukunft das Beste.