Text und Fotos: Horst Pawlitzky
Stand 2013
Gehen Sie von der Schlosskirche weiter nach Süden, dann stehen Sie bald auf dem früheren Wirtschaftshof vom Lützschenaer Schloss. Das im Stil englischer Neugotik 1864 erbaute Haus war bis 1945 im Besitz der Familie von Sternburg. Nach deren Enteignung im Zuge der Bodenreform wurde es überwiegend als landwirtschaftliche Fachschule genutzt, u. a. zur Weiterbildung von Kadern, die von der DDR als Entwicklungshelfer in verschiedene afrikanische Länder geschickt wurden. Zuletzt war es eine Schule für behinderte Kinder. Danach ist das Schloss aus dem Besitz des Freistaats Sachsen wieder in Privateigentum übergegangen. Die jetzigen Eigentümer unternahmen große Anstrengungen, um es nach den Vorgaben des Denkmalschutzes wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Zuerst haben sie die Räume im Erdgeschoß hergerichtet und halten sie auch für die Öffentlichkeit geöffnet, wenn dort Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden.
Nehmen Sie nun Ihren Weg rechts am Schloss vorbei, so erreichen Sie nach wenigen Schritten die hölzerne Brücke über die Weiße Elster. Von hier sehen Sie die kürzlich restaurierte Südfassade des Schlosses. Beim Nähertreten können Sie auch an dem Vorbau über der Freitreppe und der Tür zum Garten das Familienwappen der Sternburgs sehen.
Der ehemalige Pferdestall Der Marstall östlich vom Schloss, den viele
wegen seiner eigenwilligen Architektur mit den neugotischen Spitzbogenfenstern
für eine Kapelle halten, ist äußerlich hervorragend renoviert und kann für
größere Veranstaltungen genutzt werden. Jedes Jahr findet in Verbindung mit
dem Schlossparkfest Anfang September in seinem Obergeschoss die „Auengalerie“
statt, bei der die Mitglieder des Lützschenaer Künstlerkreises ihre Arbeiten
ausstellen. Der kleine mit Zinkblech verkleidete Turm stammt noch von dem
alten Barockschloss und wurde hierher umgesetzt, als es abgerissen und durch
einen Neubau ersetzt wurde. Im Schlossgarten am Elsterufer befindet sich eine
Plastik, der so genannte Borghesische Fechter. Es handelt sich hier um den
Nachguss einer antiken griechischen Marmorplastik aus dem 1. Jhd. v.u.Z. Ursprünglich
stand sie vor der Südfassade des Schlosses, wurde aber von den Schlossherren
umgesetzt, so dass man sie nur erspähen kann, wenn man den Weg zur Auwaldstation
entlang geht und dabei eine Lücke in dem dichten Gebüsch einen Blick auf sie
ermöglicht.
Schauen Sie von der 1991 erneuerten Brücke über die Weiße Elster nach rechts,
dann sehen Sie ein Wehr und dahinter das aus gelben Backsteinen gebaute Wasserkraftwerk,
das einen Arm des Flusses überspannt.
Von 1901 bis zum Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts versorgte es mit seinen drei Francis-Turbinen sowohl die Sternburg-Brauerei als auch Teile von Lützschena mit Gleichstrom. Der Einsatz des technisch besser handhabbaren Wechselstroms führte zu seiner Stilllegung. Jetzt ist es von dem neuen Besitzer mit seinen Einrichtungen wieder so weit hergerichtet, dass die modernisierte Turbinenanlage Strom ins Netz liefert. Glücklicherweise dient das Kraftwerk gegenwärtig nun nicht nur der Gewinnung von erneuerbarer Energie, sondern hat auch eine Rolle als technisches Denkmal, der es gerecht wird, wenn in ihm zum „Tag des offenen Denkmals“ auch Führungen durchgeführt werden.
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