Die Geschichte der Mühlen in Stahmeln

Kürzlich erhielt ich ein kleines Heft, eine Festschrift, herausgegeben im Jahre 1935 zum 50-jährigen Jubiläum der Firma Franz Lucke, der Mühle in Stahmeln. Sie erschien mir insofern interessant, als hier Fakten aufgezählt wurden, die ein Teil der Geschichte unserer Ortschaft sind und die ich deshalb hier neben eigenen Rechercheergebnissen eingearbeitet habe.

Wassermühlen sind sehr alte vom Menschen genutzte Maschinen, die nicht durch Muskelkraft von Menschen oder Tieren angetrieben wurden. Erste Mahlmühlen mit Wasserkraftantrieb sind aus dem 3. Jahrhundert v.u.Z. aus Asien belegt. Die Römer, welche die Energiequelle Wasser nutzten, brachten die Wassermühlentechnik auch nach Deutschland. Mit ihrer größer werdenden Zahl benutzten die Machthaber und Grundherren die Wassermühlen als Quelle für Steuern. Neben dem Mühlenrecht und dem Mühlenzwang, der für Mühlen mit Antrieben aller Art und insbesondere für Getreidemühlen galt, waren für Wassermühlen noch einige weitere Regeln von Bedeutung: Für die Nutzung des Staurechtes wurde meist eine besondere Abgabe, z. B. Wasserzins, fällig.

Auch in unserer Heimat, wo die Elster genügend Wasser führt, wurden etliche Mühlen gebaut. Im Jahre 1486 wird also eine Mühle in Stahmeln erwähnt. Die Reihe der Mühlen-besitzer lässt sich seit ungefähr 1570 annähernd vollständig aufstellen.

3.10.1592 Die Dörfer Wahren und Stahmeln, zu dem die Mühle gehört, gehen als Lehen an die Stadt Leipzig.
um 1570 David Staffelstein aus Mainfranken ist Müller in Stahmeln.
26.3.1581 Staffelsteins Witwe verkauft die Mühle an ihren Sohn Christoph, der vor 1606 gestorben ist. Sein Sohn Andreas unterschreibt 1611 eine Petition der Müller.
5.2.1647 Die Stadt Leipzig berichtet, dass die Mühle abgebrannt ist, ihr Besitzer Nikell Staffelstein sie aber mit Hilfe der Stadt wieder aufbauen will.
1661 Rudolph Siegmund Fuchs ist der Besitzer und verpachtet die Mühle. Hans Mille, von Beruf Müller, zieht ein.
31.3.1682 Hans Mille wird begraben, sein Sohn Daniel ist der Nachfolger. Der Mühlknappe Elias Liebster aus Lützschena pachtet von ihm die Mühle, heiratet Milles Witwe und wird somit Erbmüller.
14.7.1718 Elias Liebster stirbt, die Söhne Daniel und Christoph führen die Mühle gemeinsam.
26.6.1726 Daniel Liebster kauft eine Mühle in Groitzsch und scheidet aus.
25.2.1726 Christoph Liebster heiratet die Müllerstochter Johanna Susanna Mehlig aus Wahren.
10.3.1728 Christoph Liebster wird begraben, und da er kinderlos ist kehrt sein Bruder Daniel zurück, führt die Mühle weiter.
23.7.1757 David Liebster ist gestorben. Sein ältester Sohn Daniel Erdmann übernimmt die Mühle in Groitzsch, sein jüngerer Bruder jedoch die Mühle in Stahmeln, dazu ein Halbhufengut (ca. 24 ha).
31.10.1763 Der Mühlenbesitzer stirbt 26-jährig. Die Witwe Maria Dorothea geb. Jentzsch aus Zwochau übernimmt den gesamten Besitz für 8.437 Taler und 12 Groschen. Ihr einziger Sohn stirbt im Alter von 18 Jahren, so dass der Name Liebster in Stahmeln erlischt. Bald heiratet die Witwe Johann Schröter, Pächter von Gütern in Breitenfeld und Delitzsch.
1.9.1798 Noch zu Lebzeiten von Johann Schröter kauft sein Sohn aus erster Ehe Joh. Friedrich das Mühlengut.
21.4.1820 Joh. Friedrich stirbt, war bis zu diesem Zeitpunkt ehrenamtlich Leipziger Kreisamts-Mühlen und Wasserbau-Geschworener.
7.7.1824 Das gemeinsame Erbe der Kinder wird Besitz des Sohnes Carl Friedrich Schröter. Er verpachtet 1828 die Mühle weil er eine Gastwirtschaft in Möckern erwerben will.
23.10.1835 Große Teile des Mühlengrundstücks werden verkauft an Karl Gottfried Schneider aus Leipzig.
301.1840 Weil Schneider nur wenig Mittel hat kommt es zur Versteigerung. Für 9.700 Taler erhält Karl Friedrich Bötig aus Leipzig den Zuschlag.
Die Taxwerte sind bei der Mühle 4.100 Taler, für Wohnhaus, Seitengebäude, Brennerei, Pferdestall, Kellerhaus, Schuppen und Ställe 4.100 Taler und für die Ländereien 1.200 Taler.
28.10.1847 Bötig stirbt. Das Erbe geht an die Mutter, gestorben 1849, und den Sohn, der 1857 stirbt.
27.3.1863 Hermann Bötig wird Alleinbesitzer.
14.8.1872 Carl Heinrich Naumann und Carl August Gebhard Nordmann kaufen gemeinsam für 24.500 Taler das Grundstück mit der stark vernachlässigten Mühle.
21.1.1874 Naumann wird Alleinbesitzer, da Nordmann ausscheidet.
18.8.1875 Die Mühle wird durch einen Brand zerstört. Sie wird neu aufgebaut und mit Turbinen ausgerüstet, hergestellt von der Sächsischen Maschinenfabrik Chemnitz.
1893 Franz Lucke kauft die Mühle von Naumann. Hier ein Bild der Mühle, wie sie damals aussah.

Zu dieser Zeit also beginnt der Teil der Geschichte der Mühle bis 1945, in der sie von der Familie Lucke geprägt wurde. Diese hat nicht nur die Entwicklung der Mühle, sondern auch der damals noch politischen Gemeinde Stahmeln bestimmt. Mag man über die Lucke´s denken wie man will – sie waren mit ihrem Denken und Handeln Kinder ihrer Zeit.

Am 10. Oktober 1857 wurde Franz Lucke in Wedlitz als Sohn des Gutsbesitzers und Deichhauptmanns Johann Friedrich Wilhelm Lucke und dessen Ehefrau geb. Lohmann geboren. Die Luckes waren in Wedlitz, nordöstlich der Stadt Nienburg am rechten Saaleufer gelegen im Salzlandkreis, schon einige Jahrhunderte ansässig, wobei das Gut immer dem ältesten Sohn vererbt wurde. 1945 wurde das Gut im Zuge der Bodenreform enteignet und aufgeteilt.

Franz Lucke besuchte in Bernburg das Gymnasium und erlernte den Beruf eines Kaufmanns in einer Getreidegroßhandlung. Dadurch blieb er mit der Landwirtschaft verbunden. Am 18. Oktober 1888 heiratete er Anna Schreiber, die ebenfalls bäuerliche Vorfahren hatte, so dass sie viel Verständnis für die Arbeit ihres Mannes mitbrachte. Mit ihr hatte er vier Kinder, wovon der älteste Sohn als Fliegeroffizier im I. Weltkrieg fiel. Willy Lucke starb nach schwerer Krankheit, so dass Franz Lucke jun. gemeinsam mit seiner Mutter und Schwester als Kommanditisten Anteil an der Firma hatten.

Die Firma Franz Lucke wurde mit der Pacht der Thomasmühle von der Familie Schlobach 1885 begründet. Sie gehörte zu den damals noch bestehenden vier Mühlen an der Pleiße.


In Leipzig, wurde sie 1287 erstmals urkundlich erwähnt, befand sich auf dem Grundstück Dittrichring 5 - 7 und arbeitete dort bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Lucke hat zum Aufschwung der Firma mit hohem persönlichen Einsatz viel beigetragen, indem er gleichzeitig Betriebs-leiter, Müller und Vertreter war. Seine Fachkenntnisse als Getreidehändler kamen ihm zugute, so dass die Produkte aus der Mühle hohe Anerkennung fanden. In den 1920er-Jahren verkaufte Franz Pauli die 1908 bis 1910 erbaute Mühle am Mühlgraben 14 in Knauthain an Franz Lucke. In der Mühle, wurde ab 1933 nur noch Weizen verarbeitet. Auch in den 20-er Jahren erwarb Lucke die Mühle in Knautkleeberg, ebenfalls an der Elster gelegen und nicht weit von der Mühle in Knauthain, was die Verwaltung sicher leichter machte. Vermutlich 1812 wurde die Thomasmühle abgestoßen, denn ihre Lage in der Innenstadt Leipzigs erwies sich immer mehr als ungünstig. Unter neuer Leitung produzierte sie bis 1945, ihre Reste wurden nach der Zerstörung im Krieg aber abgerissen.


Weil für die Erweiterung der Thomasmühle die nötigen Flächen in Leipzig nicht zur Verfügung standen richtete Franz Lucke seinen Blick auf die Mühle in Stahmeln, die 1875 abgebrannt war und neu aufgebaut wurde. Bereits 1875 wurden anstelle eines Wasserrades zwei Turbinen eingebaut, hergestellt von der Sächsischen Maschinenfabrik Chemnitz. Außerdem wurden die meisten Mühlstein-Mahlgänge durch Walzenstühle ersetzt.

1893 kaufte Lucke die Mühle in Stahmeln von ihrem Besitzer Karl Heinrich Naumann. Betrieben wurde die Mühle mit Wasserkraft, was aber wegen der unterschiedlichen Wasserstände sehr unsicher war. Die Turbinen wurden erneuert und eine Dampfmaschine angeschafft. Von ihr zeugt heute noch der Schornstein auf dem Betriebsgelände. 1896 wurde das zur Mühle gehörende Wohnhaus abgebrochen und durch ein Kontorgebäude ersetzt, eine neue Fabrikantenvilla (Bild unten) wurde in der Mühlenstraße 17 erbaut. Zur Mühle gehört auch das Obermüllerhaus Am Anger. Ein Pferdestall wurde auf dem Gelände erbaut, denn Pferde waren in der Zeit das einzig verfügbare Zugmittel auf den Straßen.

Unter der Leitung von Franz Lucke wurde 1905 die Ausstattung der Mühle verbessert, indem man neue Walzen-stühle, Siebmaschinen und Reinigungs-anlagen einbaute. Bis dahin war sein größter Kunde die kaiserliche Heeres-verwaltung, mit der ein Mahlvertrag bestand. Fast täglich fuhren die hoch beladenen Pferdewagen zur alten Pleißenburg, wo sich das Proviantamt der Leipziger Garnison befand. Diese Lieferungen endeten, als die Pleißenburg dem 1905 eröffneten Neuen Rathaus weichen musste. Weil Lucke aber seit 1883 schon in Stahmeln und nicht mehr in der Leipziger Zentralstraße wohnte ließ er den Buchhalter Richard Helbig die Thomasmühle bis zu dessen Tod 1910 führen.

Zur besseren Ausnutzung der Wasserkraft ließ Lucke die Ufer der Elster befestigen und Regulierungsmaßnahmen durchführen. Ständig war ein Baggerkahn auf dem Fluss unterwegs, förderte Schlamm und Sand zutage. Damit wurden die Lachen in Stahmeln verfüllt. Wiesen entstanden so und die Mückenplage wurde auch vermindert.

Als der Militärfiskus eine eigene Mühle auf dem Kasernengelände in Gohlis bauen ließ war die Mühle in Stahmeln von ihren Lieferverpflichtungen befreit. Das gab die nötige Freiheit, sich von der alten Mühle zu trennen, sie also abzureißen und 1912 einen Neubau zu beginnen. Die Planungs- und Bauarbeiten wurden von der Firma Max Woldemar Vogel aus Leipzig durchgeführt. Das war nicht einfach, denn der Baugrund war hauptsächlich Schwemmsand. Die technische Ausrüstung der neuen Mühle mit Walzenstühlen, Plansichtern, Elevatoren und Putzmaschinen wurde der Amme, Giesecke & Kollegen AG aus Braunschweig übertragen. Die Erweiterung des Mehlspeichers war erforderlich und elektrischer Strom wurde zum Antrieb der verschiedenen Maschinen eingesetzt.


Der Aufstieg der Firma wurde durch den Ersten Weltkrieg abrupt gebremst. Der freie Einkauf von Getreide und Verkauf der Erzeugnisse wurden der Kriegswirtschaft untergeordnet und stark reglementiert. Die Bäckermeister erhielten nur festgelegte Zuteilungen von Mehl. Die Zwangswirtschaft hatte aber insofern positive Seiten als die Reichsgetreidestelle, in deren Hand die Verteilung der gesamten deutschen Ernte lag, von den Mühlen die Lagerung großer Getreidemengen verlangte. Franz Lucke ließ deshalb 1916/17 ein achtstöckiges 35 Meter hohes Getreidesilo bauen. Noch heute ist dieses Bauwerk eine Landmarke, Wahrzeichen von Stahmeln Die Zeit nach dem Kriege war mit der Inflation in den Jahren 1920/21 eine große Belastung für die Firma. Der Betrieb konnte zum Glück erhalten werden, trug er doch zur Versorgung der Bevölkerung bei und sicherte vielen Stahmeln ihre Arbeitsplätze.


 

 

 

Am 23. Februar 1929 ist Franz Lucke nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Für den Fall seines Todes hatte er vorgesorgt und ließ seinen Sohn Franz Lucke jun. nach dessen Lehre in der Firma auch verschiedene Mühlen in Deutschland zu Studienzwecken besuchen. Vater und Sohn arbeiteten gemeinsam in der Firma, brachten Neuerungen ein. So wurden zum Transport der Güter keine Pferdefuhrwerke mehr, sondern Lkw eingesetzt.


1934/35 ist ein 1.500 Tonnen Getreide fassender Silo auf den vorhandenen Betonfundamenten angebaut worden. Ergänzt durch eine Trocknungs- und Vergasungsanlage nach damaligem neustem Stand konnten so die Verluste von Getreide durch Schimmel oder Schädlingsbefall vermieden werden.
Franz Lucke jun. war vermutlich bald nach der Machtergreifung der Nazis ein Mitglied der Hitlerparte geworden. Wie sonst sollte es ihm gelungen sein, nach Einführung des Arbeitsdienstes und im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprogramms den Lauf der Elster zwischen Stahmeln und Lützschena zu begradigen.

Dadurch wurde ein Rückstau vermieden und der Niveauunterschied des Wassers so gehalten, dass die Turbinen immer die geplante Leistung brachten.. In der NS-Zeit wurden die Kunstmühlen-Werke Franz Lucke zu einem „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“. In der Festschrift zum 50-jährigen Firmenjubiläum 1935 heißt es dazu:

„Die gesamte Gefolgschaft einschließlich de Betriebsführers sind als Mitglieder der Deutschen Arbeitsfront durchdrungen von dem Sinn der nationalsozialistischen Volksgemein-schaft, den uns das Dritte Reich gebracht hat. Allen, die in diesem Geiste der Firma nach ihren Kräften gedient haben und der gemeinsamen Arbeit im Betrieb Franz Lucke treu bleiben, sei hierfür dankbar die Hand gedrückt. Dieser feste Wille wird die Firma in stetem Zusammenwirken auch in weiteren Jahrzehnten vorwärts bringen.

Das walte Gott!“

In der Zeit wurden Kontorräume und Garderoben, Bade-, Wasch- und Frühstücksräume sowie später ein Saal für die „Gefolgschaft“ gebaut, im Bild rechts neben den Silos zu sehen

Unten sieht man, wie ein Zeichner die das Mühlengelände um 1935 aufs Papier gebracht hat. Damals schon hatte die Mühle die Gestalt so wie wir sie auch heute kennen.


Vier Jahre nach der Jubelfeier im Jahre 1935 begann der schlimmste Krieg in der Geschichte der Menschheit. In Stahmeln hatte man Glück, denn es gab keine kriegsbedingten Zerstörungen an der Mühle, wohl aber den Verlust an Männern aus der Belegschaft, deren Zahl keiner kennt. Am 18. April 1945 wurde Stahmeln durch US-amerikanische Truppen be-setzt, die am 2. Juli durch die Rote Armee abgelöst wurden. Franz Lucke jun., der Betriebsführer, wurde wegen seiner Nazi-Vergangenheit festgenommen und für mehrere Jahre ins Gefängnis gesteckt. Ältere Leute in Stahmeln berichten auch, er habe sich während des Krieges in der Ukraine, der Kornkammer der Sowjetunion, mehrere Mühlen angeeignet und in ihnen Zwangsarbeiter beschäftigt.

Die Familie Lucke wurde enteignet und die Mühle treuhänderisch verwaltet, war der damals der zweitgrößte Mühlenbetrieb Sachsens. Ob es Demontagen im Zuge der Reparationen an die Sowjetunion gab ist nicht bekannt. Es kann sein, dass sie davon verschont blieb, weil sie auch für die Versorgung auch der Besatzungstruppen gebraucht wurde. Später wurde die Mühle in Volkseigentum überführt, nannte sich nun VEB Mühlenwerke Stahmeln. Um die Wirtschaft der DDR besser steuern zu können wurden viele Betriebe in den VVB (Vereinigung volkseigener Betriebe) zusammengefasst. Es ist möglich, dass die Stahmelner Mühle einer solchen VVB angehörte. Um die Sache noch effizienter zu machen erfolgte in den Jahren 1979 bis 1981 die flächendeckende Bildung von Kombinaten. So gehörte die Mühle Stahmeln bis 1990 zu dem VE Kombinat Getreidewirtschaft Leipzig, sicher ein bezirksgeleitetes Kombinat. Im Gegensatz zu den volkswirtschaftlich bedeutenden Industriekombinaten, die zentral geleitet wurden, war es dem Rat des Bezirkes Leipzig unterstellt. In der DDR erfolgte für die Mühlenwerke Stahmeln 1986 die letzte Grundinstandsetzung. Die brachte sie auf einen relativ guten technischen Stand und zu einem hohen Sicherheitsstandard, der den in den alten Bundesländern gültigen Bestimmungen nahe kam. Nur beim Einsatz von Elektronik haperte es erheblich.

Nach dem Zusammenbruch der DDR wurde in ihrer Spätphase die Treuhandanstalt (THA; kurz Treuhand) gegründet. Sie war eine bundesunmittelbare Anstalt des öffentlichen Rechts in Deutschland, deren Aufgabe es war, die Volkseigenen Betriebe der DDR nach den Grundsätzen der Sozialen Marktwirtschaft zu privatisieren und die „Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern“ (§ 8 Treuhandgesetz) oder, wenn das nicht möglich war, stillzulegen. Sie unterstand dem Bundesminister für Finanzen. Die Mühle Stahmeln wurde privatisiert, indem man sie 1990 zu einer GmbH umwandelte und zum Verkauf ausschrieb. Die Vereinigte Kunstmühlen AG aus Hamburg erwarb den Betrieb zu günstigsten Bedingungen. Allerdings sah sich die Aktiengesellschaft aus betriebswirt-schaftlichen Gründen gezwungen, komplett aus der Produktion in den neuen Bundesländern auszusteigen. Die Stahmelner Mühle wurde abermals zum Verkauf ausgeschrieben .

Da ergriff ihr Geschäftsführer Harald Fiebig die Initiative. Kurzerhand kaufte er, nach gründlicher Marktanalyse und Kostenkalkulation, die Mühle. Immerhin hatte sie damals dreißig Mitarbeiter und erzielte im Jahre 1999 einen Umsatz von 16,8 Millionen Mark. Für das Jahr 2000 wurden etwa 20 Millionen Mark an Erlösen erwartet. Zu der Zeit vermahlten an jedem Tag erfahrene Müller hundertzwanzig Tonnen Weizen und sechzig Tonnen Roggen zu Standardmehlen aller Typen oder "Mehlen nach Maß". Jährlich sind das immerhin 45.000 Tonnen Elite- und A-Weizen und sechzehntausend Tonnen Roggen bester Qualität, die von Betrieben im Umkreis von hundert Kilometern bezogen werden.

Trotz der Angriffe von manchen Naturschützern, die den Auwald gefährdet sehen oder von Anwohnern, die sich über gelegentliche Lärmbelästigung beschweren, arbeitet die Mühle recht umweltfreundlich. So kann die Mühle durch die Nutzung der Wasserkraft ca. 25 % des benötigten Stromes selbst erzeugen und dann Energie ins öffentliche Netz einspeisen, wenn sie für die Mühle nicht gebraucht wird. Schließlich kann jede der Turbinen bis zu 75 kW Leistung bringen. Durch den Einbau lärmreduzierter Abluftanlagen. wurde die Lärmbelastung der Umgebung deutlich gesenkt. Von 1992 bis heute haben die neuen Eigentümer zehn Millionen Mark für Investitionen eingesetzt, davon zwei Drittel für die Modernisierung der Produktionsabläufe. Für die Produktion nicht notwendige Teile wurden ausgegliedert und so im Jahre 2002 auch das „Gefolgschaftshaus“ abgerissen.


Am 16. September 2009 hatte die Gesellschafterversammlung zugestimmt, dass am 13. Juli 2009 die Heyl GmbH & Co. KG mit Sitz in Bad Langen-salza die Mühlenwerke Stah-meln GmbH übernehmen kann. Bis 2012 wurde noch in der Mühle produziert. Aus der Zeit gut bekannt sind sicher noch die Sattelzüge und deren Silo-Auflieger, welche dem Endprodukt des Mehls ähnlich sahen, nämlich den „Prinzen-rollen“, Keksen eines namhaf-ten Herstellers von Dauerback-waren.

Die am 14. Februar 2012 gegründete Saxonia Mühlenwerke Leipzig-Stahmeln GmbH wurde nun der neue Eigentümer des Mühlengebäudes, der Silos und der Wehr- und Kraftwerks-anlagen. Als ihren Geschäftszweck gab sie den Kauf und Verkauf von eigenen Wohngrund-stücken, Wohngebäuden und Wohnungen an. Um das zu ermöglichen wurden dafür nicht notwendige Teile wie die Überdachung der Verladerampe und die Fuhrwerkswaage entfernt. Das Wasserkraftwerk blieb aber bis heute in Betrieb. Man konnte deshalb annehmen, dass diese Gesellschaft, ähnlich wie bei der Mühle in Hänichen geschehen, in die Gebäude Woh-nungen einbaut, was aber bis jetzt noch nicht geschah.

Ein erneuter Eigentümerwechsel erfolgte im November 2015. Jetzt ist es die GRK Holding, die 1991 gegründet wurde und seither exklusive Immobilien für ihre Kunden im Stadtgebiet von Leipzig und Umgebung. baut, verwaltet und vermietet. 2006 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Kernkompetenz der GRK-Holding AG liegt im Bereich der Entwicklung und Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden. Zur Erweiterung des Leistungsspektrums tragen mehrere Tochterunternehmen bei, die innerhalb der Unterneh-mensgruppe Neubauprojekte und Wohnanlagen realisieren. Um in allen Unternehmens-bereichen dem hohen Anspruch gerecht zu werden und eine hohe Qualitätssicherung zu ermöglichen, wurde die GRK Holding AG nach den ISO 9001:2000 zertifiziert.

Für die denkmalgerechte Sanierung des Wohnhauses Hardenbergstraße 23 wurde die GRK-Holding AG von der Kulturstiftung Leipzig mit dem „Hieronymus Lotter Preis” 2006 ausgezeichnet. Des Weiteren wurde dem Unternehmen 2008 eine Anerkennung für die hervorragenden Ergebnisse bei der Sanierung der Objekte Waldstraße 50 und 56 sowie der Funkenburgstraße 25 ausgesprochen. Für die herausragende denkmalgerechte Sanierung des Wohnhauses Pfaffendorfer Straße 48 wurde die GRK-Holding AG 2010 abermals mit den „Hieronymus Lotter Preis” ausgezeichnet. Berechtigt ist also die Hoffnung, dass es gelingt, die geplanten Maßnahmen in Stahmeln denkmalgerecht durchzuführen, denn auf der Denkmalliste der Stadt Leipzig stehen die ehemalige Villa des Mühlenbesitzers mit Garten und Einfriedung (Mauer), in unmittelbarem Zusammenhang mit Mühlenkomplex stehend, und die Mühlenwerke selbst, bestehend aus Mühlengebäude mit Mehlsilo und Treppenhausturm (1889/1912), Getreidesilo (1916), Steg, ehemaligem Stall (1889) und Verwaltungsgebäude (um 1889). Vielleicht kann so gesichert werden, dass uns die Mühle als ein bedeutendes Baudenkmal erhalten bleibt, sie als Landmarke ihre Umgebung auch künftig überragt.

 

 

 

Luftaufnahme von 2006 vom Norden


Die GRK Holding AG, Wächterstraße 15, 04107 Leipzig, Tel:0341 222260, hat vor Kurzem die Mühle in Stahmeln von der Saxonia Mühlenwerke Stahmeln GmbH erworben.
Die Kernkompetenz der GRK-Holding AG liegt im Bereich der Entwicklung und Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden. Zur Erweiterung des Leistungsspektrums tragen mehrere Tochterunternehmen bei, die innerhalb der Unternehmensgruppe Neubauprojekte und Wohnanlagen realisieren.
Für die denkmalgerechte Sanierung des Wohnhauses Hardenbergstraße 23 wurde die GRK-Holding AG von der Kulturstiftung Leipzig mit dem „Hieronymus Lotter Preis” 2006 ausgezeichnet. Des weiteren wurde dem Unternehmen 2008 eine Anerkennung für die hervorragenden Ergebnisse bei der Sanierung der Objekte Waldstraße 50 und 56 sowie der Funkenburgstraße 25 ausgesprochen. Für die herausragende denkmalgerechte Sanierung des Wohnhauses Pfaffendorfer Straße 48 wurde die GRK-Holding AG 2010 abermals mit den „Hieronymus Lotter Preis” ausgezeichnet.
Einen guten Ruf in Leipzig hat sich die GRK-Holding AG such damit erworben, dass sie mit vielen Benefizveranstaltungen Geld einwirbt und als Sponsor auftritt z.B. für die Bärenherz Stiftung welche Einrichtungen für Familien mit schwerstkranken Kindern, die eine geringe Lebenserwartung haben, insbesondere Kinderhospize, darunter das in Markkleeberg. Hier ist der Hubertus Freiherr von Erffa aus Lützschena leitend tätig.

Text, Reproduktionen Fotos und Luftbild: Horst Pawlitzky
Stand November 2015

 

 

Ausschnitt aus einer Luftaufnahme von Marco Prosch 2015 vom Süden
mit freundlicher Genehmiging der Porsche Leipzig GmbH


 


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