Geschichte von Lützschena

(Höhe ca. 100m über Meeresspiegel)

Lützschena gehört zu den Dörfern entlang der Elster-Luppe-Aue, die schon seit Urzeiten bewohnt waren.

Funde aus der jüngeren Steinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit, aus der näheren Umgebung sind Zeugen erster menschlicher Behausungen. Seit Beginn unserer Zeitrechnung besiedelten die aus dem Harz kommenden germanischen Hermunduren dieses Gebiet. Im Zuge der Völkerwanderung wurden sie von den Sorben nach Westen verdrängt. Ungefähr seit 600 n. Chr. lebten die ersten Sorben in dieser Gegend. Die Ortsnamen der Dörfer deuten darauf hin. Danach könnte Lützschena auch eine sorbische Siedlung gewesen sein und hätte den Namen seiner schönen Lage zu verdanken; denn ,,lute'' bedeutet im Sorbischem soviel wie "schön". Weit verbreitet ist die Ansicht, daß der Ortsname aus dem slawischen Wort "lucina" wie Sumpf oder sumpfig entstanden ist. Auch Wiesendorf ist im Gespräch. Lützschena gehörte zum Gau Chutici (Schkeuditz), der später zum Bistum Merseburg kam.

Die Ersterwähnung des Ortes fällt in das Jahr 1278. In diesem Jahr kaufte Bischof Friedrich von Merseburg den Ort Luzsene für 80 Silbermark von dem Markgrafen Dietrich von Landsberg. Weitere erhaltene Dokumente gibt es erst seit 1404, als Wilhelm von Uechtritz aus Schwertda in der Oberlausitz nach Meißen kam. Er erwarb das Rittergut Lützschena und ließ ein kleines Dorf entstehen. Die weitere Entwicklung des Ortes wurde zum größten Teil durch das Rittergut bestimmt. Vier Jahrhunderte blieb es im Besitz der Familie Uechtritz. Viel Leid wurde Bewohnern und Schloß während dieser Zeit durch Kriege zugefügt. Im Schmalkaldischen Krieg verwüsteten die Truppen des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen den Ort. Dabei geriet am 23. Februar 1547 die Mühle in Brand. Während des Dreißigjährigen Krieges plünderten nach der Schlacht bei Lindenthal im Jahre 1631 schwedische Soldaten von Tilly Schloß und Dorf. Am Rande der Lützschenaer Flur verschwand das Haidedörfchen ganz. Auch die Leipziger Völkerschlacht im Jahre 1813 verschonte Lützschena nicht. Viele Bewohner verließen damals Haus und Hof und flüchteten in die nahen Wälder. Am Tag nach der Schlacht kam es in der Lützschenaer Mühle zu der denkwürdigen Unterhaltung zwischen dem gefangenen österreichischen General Meerfeld und Napoleon, wo Napoleon Kaiser Franz von Österreich den Frieden anbot.

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Das Wappen der
Sternburg-Brauerei
zu Lützschena

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Das Etikett des
Sternburg-Bieres

Lützschena blieb ein kleines Dörfchen. Fast jährlich wurde es von den Flüssen Elster und Luppe überschwemmt. Um 1750 wohnten hier 15 Besitzende und einige Häusler. Die Entwicklung des Ortes nahm großen Aufschwung, als der reiche Leipziger Kaufmann Maximilian Speck nach Lützschena kam. 1822 kaufte er das verschuldete Rittergut mit Brauerei und allen Ländereien Frau von Klengel, geb. von Uechtritz, ab. Maximilian Speck war Wollhändler. Er wollte seine eigenen Schafe züchten und fand hier das geeignete Domizil. Seine damals gebauten Schafställe sind heute noch erhalten. Nicht nur in Sachsen züchtete Maximilian Speck Schafe; er führte die Schafzucht auch in Rußland und später in Bayern ein. Vom russischen Zaren wurde er dafür geadelt und der bayrische König Ludwig I. verlieh ihm den Freiherrntitel. Freiherr Maximilian Speck von Sternburg brachte von Bayern nicht nur die Bierbrauereikunst, sondern auch einen bayrischen Braumeister mit. 1834 verlegte er die alte Hausbrauerei vom Gutshof auf das jetzige Brauereigelände nördlich der heutigen Leipziger Straße und ließ sie nach dem Vorbild modernster Münchner Brauereien neu erbauen. Seine Nachfahren vergrößerten die Brauerei und führten moderne Technologien ein. Auch nach der Verstaatlichung 1945 blieb sie größter Arbeitgeber der Region. Bis zur Wende wurde in Lützschena das bekannte Sternburg Bier gebraut.


Die Sternburg-Brauerei
Foto: Christa Werther

Im vergangenen Jahrhundert nahm Lützschena durch das vielseitige Engagement des Freiherrn von Sternburg einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Begünstigt durch die Lage an der neuerbauten Eisenbahnlinie Halle/Leipzig, konnten die Waren viel billiger als mit dem Ochsenkarren an Ort und Stelle gebracht werden. Baron von Sternburg ließ befestigte Wege im Ort bauen, Dämme gegen die Überschwemmungen von Luppe und Elster aufschütten und Häuser für seine Arbeiter errichten. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich innerhalb von 50 Jahren. Seit 1905 verkehrte die Straßenbahn zwischen Leipzig und Lützschena. 1910 wurde die Strecke bis Schkeuditz ausgebaut. Zur weiteren Vergrößerung von Lützschena trug der im Jahr 1929 Zusammenschluß mit den beiden Nachbargemeinden Hänichen und Quasnitz bei.


Die Elster-Luppe-Regulierung, der "Damm"
Foto: Michael Bunk

Aber die schöne Lage in der Auenniederung hatte auch seine Schattenseiten. Immer wieder gab es Überschwemmungen, wenn Elster und Luppe Hochwasser führten. Am 25. April 1934 begannen die längst überfälligen Bauarbeiten am Projekt der Elster-Luppe-Regulierung. Auf einer Länge von 10 km wurde die Luppe begradigt und mit einem breiten Vorflutbett versehen. Die weiße Elster behielt ihren Flußlauf. Gleichzeitig wurden Rad- und Wanderwege angelegt und die Aue als Ausflugsziel für die Städter erschlossen. Viele kleine Tümpel verschwanden und damit auch die große Mückenplage, die in der Vergangenheit so manchen Wanderer abgeschreckt hatte.



Geschichte des Ritterguts Lützschena

Der Ortsteil Hänichen

Das Hochufer der Elser zwischen Lützschena und Hänichen ist besonders reich an vorgeschichtlichen Funden, die bis in die Zeit vor 5.000 zurückreichen.
Als im Jahre 1909 die Straßenbahntrasse gebaut wird stieß man nördlich von Hänichen an einer ehemaligen Sandgrube auf ein laténzeitliches Gräberfeld, dem ein hermundurisches aus der römischen Kaiserzeit nachfolgte. Neben laténezeitlichen Stierfiguren aus Bronze, die in Mitteldeutschland Ihresgleichen suchen, fanden sich germanische Urnengräber mit Scheren, Resten von Trinkhörnern, Rasiermesser Bronzefibeln, eine wallnussgroße Harzkugel, ein mäanderverziertes Gefäß auf gedrehter Unterlage mit einem linksdrehenden Hakenkreuz im Boden.
Schon der Name von Hänichen [1337 Heynigen] und der Ringwall vor Ort lassen einen heiligen Hain vermuten.
Die Vorläufer der auf einem vorgelagerten Hügel am Talrand der Elster befindlichen Hänicher Hainkirche mit ihrem Friedhof mögen bereits vor 1.000 Jahren gestanden haben.
Die alte Salzstraße, ein schon in ältester Zeit begangener Weg bildet die Flurgrenze zwischen Hänichen und Freiroda. Noch vor 100 Jahren war diese Grenze alle zwei Jahre von Vertretern der betreffenden Dörfer abgegangen und die Grenzsteine bestätigt worden. Dieses uralte Ritual der Landnahme hatte nicht nur den Zweck, Grenzstreitigkeiten vorzubeugen, sondern besaß auch eine Art Schutz- und wie wir aus vergleichbaren Bräuchen anderenorts wissen, fruchtbarkeitsstimmulierenden Charakter. Das Beschädigen, Versetzen oder gar Entfernen von alten Steinsetzungen war bis vor 200 Jahren geradezu tabu. Das Verrücken oder Entfernen derselben zog für uns heute nicht nachvollziehbare Bestrafungen nach sich.
Die Sagenüberlieferungen quellen nahezu über von Geschichten über Grenzsteinverrücker, die nach dem Tod mit einem Stein auf dem Rücken am Ort ihrer Tat umgehen müssen.
Noch im Mittelalter wurden solche Leute wenn man ihrer habhaft wurde, in das Loch, das der entwendete Stein hinterlassen hatte, bis zur Schulter eingegraben und dann »unterpflügt ... mit dem Pflug durchs Herz.« Auch hier finden wir ein uraltes Ritual mit dem man sicher schon in der Vorzeit das unbedachte oder vorsätzliche Entfernen von Gestirnsbeobachtungs- oder Kraftlinien kennzeichnenden Markierungspunkten verhindert hat.

Quelle: Magische Orte in Leipzig und Umgebung

1922 zu Quasnitz-Hänichen, mit diesem 1929 zu Lützschena eingemeindet.

 

 

Blick auf Hänichen um 1913
mit dem geplatem Bismarkturm im Vordergrund
und dem Turmholländer links
Quelle: WIKIPEDIA


Der Ortsteil Quasnitz (Quelle: WIKIPEDIA)
Die ehemalige Gemeinde nordwestlich von Leipzig fusionierte 1922 mit dem Nachbardorf Hänichen. 1929 wurde Quasnitz-Hänichen nach Lützschena eingemeindet.
1909 bis etwa 1929: Gartenstadtsiedlung Gartenstadt Quasnitz (Sachgesamtheitsteil); räumlich getrennt in die ältere, hufeisenförmige Anlage am Dorettenring und die größere an Bahnstraße, Paulinengrund, Radefelder Weg, Poetenweg, Charlottenweg, Jungfernstiege, und Zum kalten Born. Nach einheitlichem Plan angelegt, in mehreren Phasen ausgeführt. Zweigeschossige Einfamilienhäuser, die zu Gruppen von 3 bis 10 Bauten zusammengefasst sind, wobei durch Tiefenstaffelung innerhalb der Gruppen ein aufgelockertes Straßenbild entsteht. Dem gleichen Ziel dient die kleinteilig gegliederte Dachlandschaft mit der Aufeinanderfolge von unterschiedlich gestalteten Giebeln und die bewusst eingesetzte Materialvielfalt wie Verbretterung, Schindeln und Zierfachwerk. Die Häuser sind durch Vorgärten von der Straße getrennt, Gärten befinden sich auch an den Rückseiten. In den Innenbereichen der Siedlung sind Freiflächen angelegt, die als Kinderspielplätze und Kommunikationsflächen gedacht waren. Sie sind ein immanenter Bestandteil der Gartenstadtkonzeption und Reformarchitektur, zu deren frühesten Beispielen die Gartenstadtsiedlung Quasnitz gehört.
1906–1908: Bahnstraße 51-53 Ehemaliges Eisenbahnerwohnhaus; mit stilistisch entsprechenden Hofgebäuden in Ziegel/Fachwerk, stattlicher Putzbau mit Ziegelgliederungen.

Geschichte der Gartenstadt Quasnitz nördlich der Halleschen Straße

Die Landwirtschaftliche Lehranstalt in Lützschena

Kleinkinderbewahranstalt zu Lützschena (KITA)

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