Geschichte des Leipziger Auenwaldes (Auszug)

(regulierte Neue Luppe)

Bis zur Zeit der germanischen und später slawischen Besiedlung waren die Wälder im Bereich der Flussauen wahrscheinlich als Bestandteil der Allmende (Wasser, Wiesen, Wald) von allen freien Angehörigen der unmittelbar in der Umgebung siedelnden Dorfgemeinschaften nutzbar. Nach der deutschen Kolonisation Anfang des 10. Jahrhunderts fielen die Wälder in Leipzigs Umgebung zunächst in die Hand Heinrichs I. und Otto I. und wurden damit Eigentum des Landesherrn. Im Jahre 974 verschenkte Kaiser Otto II. die Wälder an das Bistum Merseburg. Als im Jahre 981 Erzbischof Giselar von Merseburg das Bistum aufhob und sein Gebiet verteilte, gelangten die zukünftigen Stadtwälder zum großen Teil wahrscheinlich in den Besitz des Markgrafen von Meißen. Später gelangten Teile der Wälder in das Eigentum von Rittern, anderen Privatleuten, Klöstern oder verblieben im Eigentum des Landesherrn. Als Markgraf Otto I. von Meißen den Leipzigern um 1165 das Stadtrecht verlieh, wurde den Leipzigern im Stadtbrief auch das Recht zur Nutzung seines Waldes zur Holz- und Grasnutzung, als auch zur Fischerei beurkundet. Dieses Überlassen hatte aber eher Lehenscharakter, das bedeutet, dass noch kein Eigentumsrecht erworben wurde. Die erste urkundlich erwähnte Erwerbung im Waldgebiet fand im Jahr 1367 mit dem Kauf der Burgaue von Ritter Hans Porzyk statt (ca. 280 ha).

Im Jahre 1951 erfolgte die Enteignung aller Kommunen. Der Leipziger Stadtwald wurde „Volkseigentum“. Zur Bewirtschaftung der volkseigenen Wälder wurden diese verschiedenen „Rechtsträgern“ zugeordnet. Der größte Teil des Leipziger Stadtwaldes kam unter die Rechtsträgerschaft der im Jahre 1952 gebildeten „Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe (StFB)“. Mitte der sechziger Jahre kam der größte Teil des Staditzwaldes, weil Bereitstellungsraum der NVA, in die Rechtsträgerschaft des „Militärforstbetriebes Züllsdorf“.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe ab 01.01.1991 abgewickelt und aufgelöst. Das Volkseigentum wurde von der Treuhandgesellschaft und zu einigen Teilen von der Bundesrepublik Deutschland (Oberfinanzdirektion Chemnitz) verwaltet. Auf der Basis der von der Stadt Leipzig gestellten Restitutionsanträge erfolgte eine schrittweise Rückübertragung des städtischen Waldeigentums. Am 01.03.1991 begann die Abteilung Stadtforsten mit der Bewirtschaftung eines großen Teiles der ehemaligen Stadtwälder.

Geschichte der Waldentwicklung bis zur Eiszeit

Im Laufe der geologischen Entwicklung der Leipziger Umgebung kam es mehrfach zum Entstehen und Verschwinden von Wäldern. Älteste fossile Zeugen in Sachsen stammen aus dem Karbon, der Steinkohlenzeit, die vor 355 Millionen Jahren begann.
Vor etwa 270 Millionen Jahren während dem unteren Perm (Rotliegenden) waren einige Gebiete Sachsens von Wäldern bedeckt, in denen die ersten Nadelhölzer (Walchien) vorkamen, deren äußere Gestalt denen der heutigen Araukarien, zu denen zum Beispiel die Zimmertanne gehört, ähneln.
Vor ca. 30 Millionen Jahren während dem Tertiär, der sogenannten Braunkohlenzeit, waren im Raum von Leipzig mehrere Waldgesellschaften ausgebildet. Die Hauptlieferanten von Biomasse, also die Kohlebildner, waren neben immergrünen Gehölzarten wie z. B. Lorbeer- und Myrtengewächse die Taxodium-Sumpfwälder und die Taxodium-Nyssawälder. Die namensgebenden Arten sind die Sumpfzypresse(Taxodium distichum) und der Tupelobaum (Nyssa sylvatica), die in unmittelbarer Ufernähe, teilweise auch im Flachwasser, wuchsen. Bedeutende Waldgesellschaften waren die flussbegleitenden Auenwälder. Im Habitus ähnelten sie dem bekannten Leipziger Auenwald. Sie setzten sich aber zum Teil aus anderen Gehölzarten zusammen, zum Beispiel Pappelarten (Populus sp.), Weidenarten (Salix sp.), Erlenarten (Alnus sp.), Amberbaum (Liquidambar styraciflua), Ulmenarten (Ulmus sp.), Ahornarten (Acer sp.). Als weiter Beispiele können Eichenarten (Quercus sp.), Platanen (Platanus sp.), Flügelnussbaum (Pterocarya fraxinifolia), Kuchenbaum (Cercidiphyllum japonicum) und Sumpfzypresse (Taxodium distichum) aufgezählt werden. Die Sandbänke und teilweise auch die Uferbereiche der weit verzweigten Flüsse wurden während dieser Zeit zuerst von einer Pioniervegetation besiedelt. Diese Waldgesellschaft konnte je nach Aktivität der Flussrinnen nur kurzzeitigen Bestand haben. Zu ihr gehörten Kiefernarten (Pinus sp.), der Feuerdorn (Pyracantha coccinea), Hartriegel (Cornus sp.), Weißdorn (Crataegus monogyna), Faulbaum (Rhamnus cathartica), Rosenarten (Rosa sp.) und vereinzelt die Blumenesche (Fraxinus ornus).
Auf flussferneren Standorten waren unter den jeweiligen Klimabedingungen immergrüne Wälder (subtropisch), Mischwälder (subtropisch bis warm gemäßigt) oder sommergrüne Wälder (gemäßigt bis warm gemäßigt) ausgebildet. Als Baumarten, die z.B. in den sommergrünen Wäldern vorkamen, können wärmeliebende Gehölze, wie z.B. Zelkove (Zelkova serrata), Lindenarten (Tilia sp.), Maulbeerbaum (Morus alba), Eisenholzbaum (Parrotia persica), verschiedene Eichenarten (Quercus sp.), Magnolien (Magnolia acuminata), Tulpenbaum ((Liriodendron tulipifera), Zürgelbaum (Celtis australis), Nussbaum (Juglans regia), Roßkastanie (Aesculus hippocastanum), Edelkastanie (Castanea sativa) und die Rotbuche (Fagus sylvatica) genannt werden.
In der Eiszeit (Beginn vor etwa 1,8 Millionen Jahren) kam es in den Kaltzeiten zum immer stärkeren Verschwinden der Gehölze, was schließlich zu einer vollständigen Entwaldung des Gebietes um Leipzig führte. Diese Auswirkungen sind heute deutlich in der relativen Baumartenarmut der natürlichen nacheiszeitlichen Wälder im Vergleich zur Artenvielfalt der voreiszeitlichen (tertiären) Waldgesellschaften sichtbar.

Entstehung der Waldbestände der Leipziger Flussauen von der Eiszeit bis 1991

Die letzte Kaltzeit, die Weichseleiszeit, führte nicht mehr zum Vereisen des Mitteldeutschen Raumes. In der damals im Raum Leipzig existierenden Kältesteppe wurden durch Winde aus westlicher bis nordöstlicher Richtung Sedimente abgelagert. Der so entstandene Löß ist heute ein sehr fruchtbarer Boden.
Nach dem Abschmelzen der Gletscher kam es in der Folgezeit im heutigen Bereich der Leipziger Flussauen ständig zur Ab- und Umlagerung von Kiesen und Sanden. Der so entstandene Schotterkörper, ein nährstoffarmer und zeitweise sicherlich sehr nasser Standort, wurde vor ca. 11.000 bis 12.000 Jahren, während zwei feuchteren Erwärmungs-phasen, erstmals von taigaartigem (borealem) Wald besiedelt. Das Klima ähnelte in diesen Zeiten dem heutigen Kontinentalklima Nordeurasiens und Nordamerikas, das heißt die Sommer waren relativ warm, die Winter lang und kalt und die Vegetationszeit kurz.
Die Hauptbaumarten waren ähnlich wie heute im subarktischen Bereich Nordeurasiens und Nordamerikas vor allem Birken und Kiefern.
Eine erneute trockene Kältephase führte wieder zum Verschwinden der lichten Pionierwälder. Tundra wurde wieder vorherrschende Vegetationsform, bis die folgende langsame Erwärmung die Waldentwicklung vor ca. 10.000 Jahren einleitete, die zu den heutigen Wäldern führte.
Als Erstbesiedler traten in der Anfangszeit der Erwärmung vor allem kälteresistente Baumarten wie Kiefern, Birken, Weiden und Aspen auf. Als ähnliche Jahrestemperaturen wie heute und damit ein Klima erreicht wurde, das den heutigen Verhältnissen nahe kommt, waren die Voraussetzungen vorhanden, dass sich auf den nährstoffarmen Schotterkörpern der Flussauen allmählich Waldgesellschaften bildeten, die mit denen vergleichbar sind, die unter ähnlichen vergleichbaren heutigen Bedingungen entstehen würden. Diese Entwicklung wird nicht nur durch Pollenanalysen und fossilen Funde dokumentiert, sondern lässt sich auch sehr gut mit Hilfe der Ökogramme für heutige ähnliche Klimastufen und heutige natürliche Waldgesellschaften theoretisch nachvollziehen. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass diese Waldgesellschaften sich erst im Laufe einer längeren Zeit "komplettieren" konnten, da ein großer Teil der Pflanzenarten im Verlauf der eiszeitlichen Entwaldung weit nach Südeuropa abgedrängt worden waren und auf Grund der abriegelnden Wirkung der Alpen diese Pflanzen erst sehr langsam wieder im Mitteldeutschen Raum einwandern konnten. Dadurch kann es sein, dass einige Pflanzen und Pflanzengesellschaften auf Grund der fehlenden Konkurrenz Standorte besiedelten, die heute außerhalb oder nur im Grenzbereich ihres heutigen "natürlichen" Verbreitungsgebietes liegen. Außerdem ist anzunehmen, dass die Pflanzengesellschaften noch nicht vollständig so "ausgestattet" waren, wie sie es entsprechend des heute geltenden Anspracheschlüssels für Pflanzengesellschaften sein müssten.

Auf den mineralischen Nassstandorten in höheren Lagen und Randlagen bildeten sich Waldgesellschaften, die den heutigen Birken-Stieleichenwäldern entsprachen. Dabei wurden die auf diesen Flächen stockenden Kiefern durch die einwandernden Stieleichen relativ schnell verdrängt. Auf mineralischen Nassstandorten mit hoher Nährkraftstufe, vor allem in abgeschnittenen Flussarmen und Hohlformen bildeten sich Wälder ähnlich den heutigen Traubenkirschen-Erlen-Eschenauwäldern.

In den flacheren, niederen Bereichen und Hohlformen außerhalb des Flussbettes kam es durch die Akkumulation von organischem Material (Torfbildung oder Pedogenese) zur Herausbildung organischer Nassstandorte. Auf Grund der Auswertung von Fossilienfunden und Pollenanalysen sowie bei Anwendung der heutigen Ökogramme bei ähnlichen Klimastufen ist anzunehmen, dass hier in der nährstoffärmeren Anfangszeit der Entwicklung sich Waldgesellschaften bildeten, die den heutigen Sumpfporst-Kiefer-Moorwäldern ähnelten. Die Hauptbaumarten waren Kiefern und Birken. Mit der zunehmenden Bildung stärkerer Schichten organischen Materials (vor allem Torf- und anmooriger Boden) und der damit verbundenen Nährstoffanreicherung dieser Standorte bilden sich hier allmählich Erlenwälder.

Allmählich bildeten sich die heutigen Standortformengruppen (auenartige Standorte) heraus, welche die Grundlage für die Entstehung der Hartholzaue bildeten. Das heißt, dass mit der zunehmenden Stärke der Auenlehmschicht und der damit verbundenen Erhöhung des Nährstoffangebotes, der zunehmenden Herausbildung von Standorten, die außerhalb der periodischen Überschwemmungen relativ trocken waren, die Voraussetzungen dafür entstanden, dass zunehmend Baumarten der Hartholzaue einwandern konnten. Diese Baumarten haben einen relativ hohen Nährstoffbedarf und sind weniger Hochwassertolerant. Aufgrund eines relativ hohen Alters, in dem sie erstmals fruktifizieren, profitieren sie von der
natürlichen „Bändigung“ der Flüsse – also vom zunehmenden Wegbleiben großflächiger Umlagerungs- und Erosionsprozesse. Sie bekamen sozusagen die Zeit, sich bis zum Mannbarkeitsalter zu entwickeln.

Wir gehen heute davon aus, dass durch die menschliche Nutzung viele Baumarten aus der „Eiszeit“ (Atlantikum), vor allem die Stieleiche in den Leipziger Flußauen, erhalten blieben, obwohl sie durch die mittlerweile in großem Maße wieder eingewanderten konkurrenzstärkeren Baumarten ohne menschliche Nutzung der Flußauenwälder verdrängt worden wären. Das heißt, durch den Input der menschlichen Nutzung wurde die natürliche Sukzession schon vor über 7.000 Jahren (zumindest teilweise) unterbunden und dafür gesorgt, dass ein wesentlicher Teil der Baumartenausstattung aus der „Eichenzeit“ bis in die heutige Zeit in den Flußauen verblieb. Bis zum jüngeren Subatlantikum (vor ca. 1200 Jahren), in der Zeit der slawischen Besiedlung, waren die Standorte und das Klima immer noch die wichtigsten Faktoren, welche die Baumartenzusammensetzung beeinflussten.
Vorerst hatte sich großflächig eine Übergangswaldgesellschaft herausgebildet, die einen Übergang von der Weichholzaue zur Hartholzaue, je nach Mikrostandort stärker zu dem einen oder anderen Waldökosystem tendierend, darstellte. Diese bestand vorwiegend aus sehr hochwasserresistenten Baumarten beider Waldgesellschaften (Stieleichen, Weiden, Pappeln, Erlen, Ulmen). Diese Übergangswaldgesellschaft ist noch bis in das Mittelalter vor allem durch Schadmeldungen damaliger Forstverwaltungen belegt.

Zur Zeit der slawischen Besiedlung erhöhte sich die Bevölkerungsdichte. Ein Großteil der Ortskerne der heutigen Dörfer, Städte und Stadtteile wurde angelegt. Aus diesem Grund kann man die Zeit der slawischen Besiedlung als Beginn der urbanen Entwicklung der Region betrachten. Durch die stärkere Besiedlung erhöhte sich auch die Nutzung des Waldes. Außerdem wurden jetzt größere Rodungen in den Randlagen der Flussauen durchgeführt. Am Beginn des 10. Jahrhunderts erfolgte die deutsche Kolonisation. Neue Siedler wurden ansässig. Die Bevölkerungszahl wuchs erneut erheblich und neue Dörfer wurden gegründet. Im 10. Jahrhundert erfolgt die Ansiedlung wasserkundiger Flamen. Das hatte auf den Wald in den Leipziger Flussauen erhebliche Auswirkungen. Die Wälder außerhalb der Überschwemmungsgebiete wurden größtenteils gerodet. Durch Flussregulierungsund Wasserbaumaßnahmen wurden die Standortfaktoren partiell beeinflusst. Auch die Nutzung der Wälder wurde verstärkt, blieb aber im Großen und Ganzen "nachhaltig".

Um den Bedarf an verschiedenen Holzsortimenten nachhaltig zu decken, entwickelte sich vorwiegend die Bewirtschaftung im sogenannten Mittelwaldbetrieb.
Das heißt, in den Wäldern wurde ein sehr lockerer, weitverstreuter Bestand an Großbäumen, hauptsächlich Eichen, belassen, die sogenannten „Laßreitel“. Unter dem Schirm dieser Laßreitel bildete sich - hauptsächlich aus Stockausschlägen und Wurzelbrut - das Unterholz. Dieses Unterholz wurde aller 15-20 Jahre zur Brennholzgewinnung geräumt. Die Laßreitel waren vor allem zur Gewinnung von Bauholz vorgesehen und zur Erzielung von Eichelmast. Die Eiche wurde im Oberstand gefördert. Somit wurde die Stieleiche nicht nur die ökologisch bedeutenste Baumart, sondern auch die landschaftlich prägendste Baumart („Charakterbaum“) der Leipziger Flußauen.

 

 

Starkeiche (Quercus robur) aus der Mittelwaldbewirtschaftung, ein ehemaliger Laßreitel. Deutlich ist anhand der starken Aststümpfe unter der Krone die ehemalige Obergrenze des Unterholzes nachvollziehbar.


Durch die Bewirtschaftung im Mittelwaldbetrieb wurde für lichte Bestände gesorgt, die im Unterholz vor allem die Baumarten gedeihen ließen, die ein hohes Stockausschlags-vermögen hatten. Diese Betriebsform wurde in den Leipziger Flussauen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts beibehalten. Im Leipziger Stadtwald wurde sie erst nach dem Jahre 1870 durch die erste Forsteinrichtung beendet.

Die nacheiszeitliche Entwicklung der Waldbestände in den Leipziger Flussauen war von Beginn der Wiederbewaldung durch eine ständige und langsame Entwicklung geprägt, in deren Verlauf kaum oder nur zeitweise stabile Endzustände bei der Herausbildung verschiedener Waldgesellschaften erreicht werden. Die Hauptursachen für diese allmähliche Entwicklung liegen zum einen in den sich ständig, aber ebenfalls langsam und allmählich ändernden Standortbedingungen und zum anderen in der zunehmenden Nutzung und Beeinflussung der Wälder durch den Menschen. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war großflächig eine Hartholzaue entstanden, die sowohl durch natürliche Faktoren (z.B. Klima), als auch durch indirekte (z. B. Rodungen im Oberlauf der Flüsse) und direkte menschliche Einflüsse (z. B. Forstwirtschaft) beeinflusst wurde. Im Ergebnis war ein sehr naturnaher, artenreicher und ökologisch wertvoller Biotop entstanden, der auch ästhetisch hohen Ansprüchen genügt.

Die Entwicklung der Waldbestände der Leipziger Flussauen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in den Wäldern der verschiedenen Eigentümer Forsteinrichtungen durchgeführt. Im Leipziger Stadtwald erfolgte dies im Jahr 1870. Diese Forsteinrichtungen beendeten die Mittelwaldbewirtschaftung. Nach der Aufgabe des Mittelwaldbetriebes erfolgte die Bewirtschaftung in dem heute in ganz Mitteleuropa noch dominierenden Hochwaldbetrieb. Dabei war vorgesehen, auch den Leipziger Stadtwald durch kleine Kahlschläge zu nutzen.
Durch diese neue Betriebsform, aber auch dadurch, dass man den Wald teilweise sich selbst überließ, änderten sich erstmals seit langem die Baumartenzusammensetzung und Bestandesstruktur erheblich. Baumarten, die durch die bisherige Bewirtschaftungsart benachteiligt waren und auch bisher bewusst zurückgedrängt wurden, vor allem die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und auf trockeneren Standorten der Bergahorn (Acer pseudoplatanus), nahmen zu und wurden ab jetzt gefördert, da sie höhere Erträge und Wertleistungen erwarten ließen. Es entstanden durch die Anlage von Kahlschlägen und deren Wiederaufforstung auf größeren Flächen relativ homogene, gleichaltrige Reinbestände einer oder weniger Baumarten (Esche, Stieleiche, Ulmen). In Beständen, die man sich selbst überließ, wuchsen Baumarten aus dem Unterholz in die obere Baumschicht (Eschen, Ulmen).
Der nächste große menschliche Eingriff, der die Entwicklung der Baumartenzusammensetzung nachhaltig beeinflusste, war das Wegfallen der periodischen Überschwemmungen durch die vor allem in den 1930er Jahren in erheblichen Umfang durchgeführten Flussregulierungsmaßnahmen. Überschwemmungen fanden maximal nur noch sporadisch in Teilbereichen statt (z.B. 1954 und 2011). Pflanzen, die keine große Überflutungstoleranz haben, nahmen zu. In der Baumschicht betraf das den Bergahorn und den Spitzahorn. Durch die stärkere Erholungsnutzung, aber auch durch Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft und aus der Luft, erfolgte besonders nach dem Zweiten Weltkrieg ein erhöhter Stickstoffeintrag in den Boden. Das führte zur Zunahme von nitrophilen Arten. Während der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) zum Beispiel im vorigen Jahrhundert nur vereinzelt auftrat und der Spitzahorn (Acer platanoides) fast völlig fehlte, sind diese beiden Gehölze heute ein prägender Bestandteil größerer Waldteile. Das im Jahre 1921 erstmalig in Leipzig festgestellte durch den Pilz Ophiostoma ulmi verursachte Ulmensterben wütete in den 60-er Jahren in bis dahin nie gekanntem Ausmaß. Die Ursache für diesen plötzlichen extremen Ulmenrückgang ist bestimmt sehr komplex, hängt aber sicherlich mit dem Auftreten des neuen, wesentlich aggressiveren Erregers Ophiostoma novo ulmi zusammen. Das führte dazu, dass der Anteil der Ulmenarten in der oberen Baumschicht von 13 Prozent im Jahr 1958 gegenwärtig auf fast null Prozent zurückgegangen ist. Bei einer Erfassung aller Ulmen von mehr als 30 cm Brusthöhendurchmesser im Jahre 1998 wurden noch 315 Stück im gesamten Stadtwald gezählt. Im Jahre 1999 wurden nur 111 Ulmen von mehr als 25 cm Brusthöhendurchmesser im Landeswald gefunden. In der Strauchschicht sind sie allerdings noch flächendeckend vorhanden, wodurch diese Baumarten für das Ökosystem noch nicht verloren sind, und das Potential für eine spätere Erhöhung des Ulmenanteils in der oberen Baumschicht im Falle des Zurückgehens des Ulmensterbens noch besteht.
Während des Zweiten Weltkrieges kam es vor allem in stadtnahen Bereichen und in der Nähe von strategisch wichtigen Zielen (Eisenbahnlinien) zu erheblichen Bombenschäden, die heute noch anHand der Explosionstrichter nachvollzogen werden können. Die geschädigten Bestände wurden in den Nachkriegsjahren geräumt. Außerdem wurden große Flächen eingeschlagen, um die Bevölkerung mit Brennholz zu versorgen. So wurden in den ersten Nachkriegsjahren im Leipziger Stadtwald durchschnittlich ca. 15.000 m³ Holz eingeschlagen. Die Wiederaufforstung der nach dem Zweiten Weltkrieg angelegten großflächigen Kahlschläge erfolgte vor allem mit Ahornen und Eschen. Das führte wieder zur Erhöhung des Gesamtanteils dieser Baumarten und zum Entstehen großflächiger, gleichaltriger, relativ homogener Bestände.
Auch bei der Bewirtschaftung durch den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Grimma wurde nicht vollständig auf Kahlschläge verzichtet. Dadurch wurde zwar nicht mehr so gravierend wie bei den vorhergehenden Ereignissen in die Baumartenzusammensetzung und Bestandesstruktur zugunsten gleichaltriger Reinbestände eingegriffen, man wirkte aber der sich abzeichnenden Entwicklung der Baumartenverarmung nicht entgegen. Vor allem wurde die Verjüngung der ökologisch wichtigen Baumart Stieleiche vernachlässigt.

Um den Bedarf an Massenholz für die Volkswirtschaft zu decken, wurde ab den 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts im Rahmen eines sogenannten "Pappelprogramms" der Anbau verschiedener Pappelsorten verstärkt. Oft wurden Flächen, die vorher mit Ulmen bestockt waren, mit Pappeln wieder aufgeforstet. Dadurch kam ein relativ hoher Anteil an Pappelhybriden im Leipziger Stadtwald zustande.

Ergebnis der Entwicklung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur 1991

Die beschriebenen Ereignisse seit der Mitte des 19. Jahrhunderts führten in kurzer Zeit zu einer erheblichen Änderung in der Baumartenzusammensetzung und Bestandesstruktur der Wälder der Leipziger Flussauen.
Weiterhin entstand bei den einzelnen Baumarten eine Disproportion in der Altersklassenverteilung, wie folgende Beispiele zeigen: Untersuchungen zur Verteilung der Stärkeklassen der einzelnen Baumarten auf vier Probeflächen (in Beständen, die der Forsteinrichtung des SfFB Grimma 1988 als “ungleichaltrig“ taxiert und in der Waldbiotopkartierung 1995 als “Hartholzaue” kartiert wurden, also Waldteilen, die noch als ökologisch hochwertig angesehen werden) im Leipziger Auwald belegen, dass keine Proportionalität der Durchmesserverteilung innerhalb einer Baumart besteht, wie sie bei einem normalen Altersklassenaufbau auftreten würde. (KÜNNEMANN, HEYDE, 1998).
Auch eine Analyse der Altersklassenstruktur auf der Basis der Taxation der letzten Forsteinrichtung (2003) bestätigt eine erhebliche Störung des Verhältnisses der Flächenanteile bei den verschiedenen Altersklassen der einzelnen Baumarten.

Würde sich die Tendenz so wie 1991 fortsetzen, käme es zu einer erheblichen Verringerung der Baumartenvielfalt und damit der Vielfalt von Pflanzen- und Tierarten im Auenwald überhaupt. Vor allem Arten, die fast nur noch im Bereich des Leipziger Auenwaldes vorkommen, würden damit deutschlandweit aussterben. Unterstrichen werden diese Feststellungen durch die im Jahre 1995 durchgeführte Waldbiotopkartierung im Sächsischen Forstamt Leipzig und im Stadtforstamt Leipzig durch die Sächsische Landesanstalt für Forsten. Von den 1200 ha untersuchten Stadtwaldes wurden nur noch 38 % der Gesamtfläche als Waldbiotop „Hartholzaue“ eingestuft (WALDBIOTOPKARTIERUNG, 1998).

Entwicklung der Waldbestände der Leipziger Flussauen nach der politischen Wende und Etablierung der Stadtforstverwaltung Leipzig sowie der Forstverwaltung des Freistaates Sachsen

Es wurde eine eigene Forstverwaltung geschaffen – die Abteilung Stadtforsten des Grünflächenamtes der Stadt Leipzig (Organisationsverfügung des OBM 9/91). Am 15. März des gleichen Jahres begann das neugebildete Sächsische Forstamt Leipzig seine Arbeit. Damit begann in den Wäldern im Eigentum der Stadt Leipzig und im Eigentum des Freistaates Sachsen eine auf Erhaltung des Artenreichtums ausgerichtete, ökologisch orientierte Bewirtschaftung auf dem größten Teil der Waldflächen in den Leipziger Flussauen. In Kenntnis der Problematik der fehlenden Verjüngung der ökologisch wichtigen Baumart Stieleiche, aber auch anderer wichtiger und typischer Baumarten der Hartholzaue, wurde von Anfang an besonders viel Energie auf die Verjüngung dieser bis zu diesem Zeitpunkt vernachlässigten Baumarten konzentriert.

Auch wenn der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig ihre ehemaligen Wälder in Besitz, Verwaltung und Bewirtschaftung nahmen, befanden sich diese Wälder noch nicht in deren Eigentum. Deshalb bestand ab Schaffung der eigenen Forstverwaltung eine Hauptaufgabe der Stadt Leipzig (Referat Kommunalisierung) und des Freistaates Sachsen darin, ihre ehemaliges Waldeigentum zu restituieren.

Diese Aktivitäten – Verjüngung ökologisch wichtiger Hartholzbaumarten, vor allem der Stieleiche in den bestehenden Beständen und die Neuaufforstung mit ökologisch wichtigen und typischen Hartholzbaumarten - wurden in oft großem Umfang in den folgenden Jahren bis zum heutigen Zeitpunkt fortgesetzt. Daraus resultiert der hohe Anteil der Stieleiche, aber auch anderer ökologisch wichtiger Baumarten in der Altersklasse von 0 bis 19 Jahren. Zur Anlage der Verjüngungsflächen, vor allem für die ökologisch wichtige Baumart Stieleiche, die einen erheblich höheren Lichtbedarf als viele andere hartholzauentypische Baumarten hat, wurden in den ersten Jahren vordergründig nichtstandortheimische Baumarten, wie Pappelhybriden, aber auch Rotbuchen und Roteichen eingeschlagen. Dies führte zum Rückgang des Flächen und Volumenanteils dieser Baumarten an der Gesamtfläche der Wälder im Leipziger Stadtwald. Auf so genannten Femellöchern wurden vordergründig Stieleichen gepflanzt. Bei stark vernässten Standorten wurde die ebenfalls lichtbedürftige Roterle gepflanzt. Unter dem Schirm des Bestandes erfolgt die Pflanzung von Winterlinden, Hainbuchen, Feldahorn, Vogelkirsche und von Wildapfel. Vorhandene Naturverjüngung von Eschen, Ulmen und Ahorn wurde gepflegt.
Von Anfang an wurde darauf Wert gelegt, dass möglichst nur Pflanzen im Leipziger Stadtwald zum Einsatz kommen, deren Saatgut auch im Leipziger Stadtwald gewonnen wurde, um die spezifischen Eigenschaften von eventuellen autochthonen Rassen und damit eine maximale Anpassung an den Standort zu bewahren.

Seit Mitte der 90er Jahre stieg die Zahl der vom Pappelrindentod befallenen Schwarzpappelhybridbestände. Obwohl diese Bestände ohnehin mittel- bis langfristig zum Umbau vorgesehen waren, mussten diese nun innerhalb weniger Jahre zu Beständen aus standortheimischen Baumarten, vor allem Stieleichen, umgebaut werden. Dadurch sank der Volumen- und Flächenanteil der Pappelsorten am Gesamtwaldbestand erheblich.
Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erfolgte auch die Erarbeitung der „Ökologischen Waldentwicklungsplanung für den Kommunalwald Leipzig von 1994 bis 2003“ durch Mitarbeiter der Abteilung Stadtforsten (Knorr, Sickert). Hier wurde die langfristige Strategie der kontinuierlichen Verjüngung aller hartholzauentypischen Baumarten mit Schwerpunkt Stieleiche zu Lasten standortfremder Baumarten bzw. Baumarten, die einen sehr hohen Flächen- und Volumenanteil haben, in eine mittelfristige Planung aufgenommen, so dass ab 1994 die Strategie der jetzt wieder verstärkten Verjüngung hartholztypischer Baumarten mit dem Ziel einer linearen Altersklassenverteilung verstärkt und nun durch Stadtratsbeschluss autorisiert fortgesetzt wurde. Im Jahr 2002 begannen die Taxationsarbeiten für die erste Forsteinrichtung nach der politischen Wende (2003 bis 2012). Im Rahmen der Taxationsarbeiten wurde festgestellt, dass ein Großteil der Waldbestände die zu DDR-Zeiten als „ungleichaltrige“ Waldbestände ausgewiesen wurden, zumindest in der oberen Baumschicht relativ gleichaltrige Bestände aus meistens nur einer hartholztypischen Baumart, vor allem Gewöhnliche Esche, darstellen. Das Alter dieser gleichaltrigen Reinbestände lag zum Taxationszeitraum häufig zwischen 100 und 140 Jahren. Die maßgeblich in solchen Reinbeständen vertretene Baumart Esche erreicht im Leipziger Auwald ein durchschnittliches natürliches Absterbealter von ca. 160 Jahren. Das bedeutet, dass damit großflächig viele Bestände kurz vor ihrem natürlichen Abgangsalter stehen. Dies wird mittlerweile immer wieder schon bei geringen Sturmereignissen sichtbar, wenn sehr viele Alteschen auf Grund ihrer nicht mehr gegebenen statischen Sicherheit und Festigkeit vom Sturm gebrochen und geworfen werden.

Nachdem die Nutzung von Flächen nichtstandortheimischer Baumarten zur Verjüngung der hartholzauentypischen Baumarten kurz nach dem Jahrtausendwechsel bereits ausgeschöpft war, wurde schon in der Forsteinrichtung für die Jahre 2003 bis 2012 festgelegt, dass ein Großteil der Verjüngungsflächen der hartholztypischen Baumarten, vor allem der Stieleiche, durch den Einschlag von Alteschenbeständen erfolgt. Dies führte weiter zum Ansteigen des Flächenanteils aller hartholzauentypischen Baumarten vor allem der Stieleiche in der jüngsten Altersklasse, es sank dadurch im Gegenzug der Anteil der Baumart Gewöhnliche Esche sowohl an Fläche als auch am Volumen seit In-Kraft-Treten der neuen Forsteinrichtung.

Tradition der nachhaltigen Bewirtschaftung des Leipziger Stadtwaldes

Auch wenn das Wort „nachhaltig“ erst in unserer Zeit in Bezug auf die Nutzung natürlicher Ressourcen gebraucht und teilweise als „Modewort“ überstrapaziert wird, spielte der Nachhaltigkeitsgedanke seit den ersten Leipziger Walderwerbungen im 14. Jahrhundert eine große Rolle.
Das zeigt sich u. a. darin, dass Faktoren, welche die Nachhaltigkeit negativ beeinflussen, ausgeschaltet wurden. So wurden z. B. traditionelle Waldweide und Grasnutzungsrechte Dritter, welche die Nachhaltigkeit der Waldbestände in Frage stellten, möglichst schnell nach dem Erwerb von Wäldern durch die Stadt abgeschafft. Schon um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert lassen sich für die Stadtwaldungen das „Setzen wilder Bäume“ und die Anlage von Weidenhegern nachweisen.
Im Jahre 1563 wurde die erste Waldordnung erlassen. Diese enthält bemerkenswerte waldbauliche und nutzungstechnische Vorschriften. Gleichzeitig werden die Waldungen vermessen und in 20 Schläge eingeteilt. Im Jahre 1617 verabschiedet der Rat seine zweite Waldordnung, die Anweisungen über ihre geregelte Flächennutzung, Behandlung und Verjüngung der Mittelwaldschläge, Holzaufbereitung und Holzverwendung zum Inhalt hat. Der Dreißigjährige Krieg verhindert jedoch ihre erfolgreiche Anwendung.
Im Jahre 1713 wird die dritte städtische Waldordnung und eine Neuvermessung angeordnet, um dem unbefriedigenden Zustand der Stadtwälder entgegenzuwirken.
Die Neuvermessung und Schlageinteilung gaben erneut die Grundlage für eine ordentliche Wirtschaftsführung mit geregelter Flächenabnutzung. Sie enthält aber auch als wichtigsten Punkt die Anweisung zur künstlichen Verjüngung mittels Saat. Ferner werden für versumpfte Bereiche Entwässerungsmaßnahmen angeordnet. Leider kommt auch diese Waldordnung durch Kriegsereignisse nicht zur rechten Wirkung. Da sich das städtische Forstwesen im ausgehenden 18. Jahrhundert trotz Reformversuchen nicht in einem befriedigenden Zustand befand, beschloss der Rat im Jahre 1804 „eine neue, den gegenwärtigen Zeitumständen angemessene Forst- und Jagdeinrichtung“.
Im Jahre 1832 wurde vom damaligen Oberförster Koch der erste Betriebsplan auf der Grundlage der Mittelwaldwirtschaft mit fünfzehnjährigem Umtrieb erarbeitet.
1870 wurde durch den königlichen sächsischen Oberförster Roch die erste Forsteinrichtung des Leipziger Stadtwaldes durchgeführt. Diese sah die Beendigung der Mittelwaldbewirtschaftung und den Beginn der Bewirtschaftung im schlagweisen Hochwald vor. Durch heftige Bevölkerungskritik wurde diese aber im Jahre 1877 durch die Stadtverordnetenversammlung zu Fall gebracht.
Im Jahre 1885 trat ein neuer Wirtschaftsplan, aufgestellt von der königlichen sächsischen Forsteinrichtungsanstalt, mit dem Betriebsziel „Mittelwaldwirtschaft mit Gruppen- und Lochhieb“, in Kraft. Es wurde hierin auch eine „hochwaldartige Mittelwaldwirtschaft“ empfohlen.
Um 1900 gelang es den Stadtverordneten leider erneut, die laufende Forsteinrichtung außer Kraft zu setzen. Durch den Übergang zur „parkartigen Wirtschaft“ stieg der Derbholzvorrat erheblich.
Durch Kriegsschäden, Reparationsleistungen und Hiebe zur Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz sank der Vorrat der Stadtwälder im und vor allen unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg erheblich. Es erfolgte aber relativ rasch eine erneute Bepflanzung.
In den Jahren 1956 bis 1958 erfolgte die erste Forsteinrichtung eines großen Teiles der Stadtwälder im Rahmen der Forsteinrichtung des „Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Grimma“. Diese war mit sehr detaillierten und präzisen Standorterkundungen, ausgeführt von Thomasius, verbunden.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde auf der Basis des Taxationsteiles der letzten Forsteinrichtung aus DDR-Zeiten (1988), durch die Mitarbeiter der Abteilung Stadtforsten (Thomas Knorr, Andreas Sickert) die so genannte „Ökologische Waldentwicklungsplanung für den Kommunalwald Leipzig von 1994 bis 2003" unter Anleitung und in Zusammenarbeit mit der Forstdirektion erarbeitet. Dabei wurden die Planziele grundsätzlich den neuen Erfordernissen, vor allem im Bezug auf Ökologie, Naturschutz und Erholung unter Beachtung ökonomischer Erfordernisse angepasst.
Diese erste neue periodische Betriebsplanung nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde mit dem Stadtratsbeschluss 931/97 in Kraft gesetzt. Spätestens mit der Erarbeitung der ökologischen Waldentwicklungsplanung für den Kommunalwald Leipzig von 1994 bis 2003 wurde deutlich, dass eine mittelfristige, periodische Betriebsplanung zur nachhaltigen Sicherung der hartholzauentypischen Biodiversität nicht ausreicht. Aus diesem Grund wurde im Jahr 1996 durch den Abteilungsleiter Stadtforsten (Andreas Sickert) in enger Zusammenarbeit, vor allem mit der Universität Leipzig (Prof. Dr. Gerd Müller, Dr. Peter Gutte) in enger Abstimmung mit den anerkannten Naturschutzverbänden und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen (Mendel Universität Brünn, Umweltforschungszentrum Halle/Leipzig) und auch in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden (Untere Naturschutzbehörde Leipzig und Regierungspräsidium Leipzig) mit der Erarbeitung der „Konzeption zur forstlichen Pflege des Leipziger Auwaldes“ begonnen.
Die erste Fassung dieser Konzeption wurde bis zum Jahr 2000 erarbeitet und abgestimmt. Im Jahr 2000 erfolgte nochmals eine Abstimmung, Präzisierung und inhaltliche Erweiterung in Zusammenarbeit mit dem LPR (Landschaftsplanung Dr. Reichoff GmbH), da die Konzeption in den „Erweiterten Maßnahmeplan Flußauenlandschaft von Elster und Pleiße“ im Rahmen des regionalen Handlungskonzeptes „Grüner Ring Leipzig“ eingeflossen ist. Auftraggeber war der Grüne Ring Leipzig, vertreten durch das Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig. Die Konzeption zur forstlichen Pflege des Leipziger Auwaldes stellte von Anfang an eine langfristige sowohl verbal als auch numerisch untersetzte Planung dar und dient seit dem als Grundlage bei der Erarbeitung von mittelfristigen und kurzfristigen forstlichen Planungen. Weiterhin stellte sie seitdem eine wesentliche Grundlage bei der Erarbeitung naturschutzrechtlicher und naturschutzfachlicher Planungen, wie zum Beispiel Schutzgebietsverordnungen oder auch des Managementplanes dar. Wichtigster Inhalt ist eine numerisch exakte Definition der so genannten „idealen Zielbestände“ für alle im Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald vorkommenden Waldgesellschaften, Untergesellschaften und Varianten. Dabei wird die Baumartenzusammensetzung durch genaue Prozentangaben der anzustrebenden Flächenanteile der jeweiligen Baumart im Oberstand definiert.

Der „ideale Zielbestand“ definiert die Baumartenzusammensetzung und damit auch den Mischungsgrad eines Bestandes so, dass beim Erreichen dieses Zieles durch die dann herrschenden Bedingungen im Waldbestand das Fortbestehen des jeweiligen Biotops nachhaltig gesichert ist. Der „ideale Zielbestand“ stellt ein sehr langfristiges Ziel dar, in dessen Richtung die Entwicklung der Waldbestände bei allen Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen immer wieder initiiert werden soll, auch wenn dieses Ziel tatsächlich erst nach einem sehr langen Zeitraum annähernd erreicht wird. Weiterhin enthält diese langfristige Planung eine Aufstellung der natürlichen durchschnittlichen Höchstalter, die die wichtigsten Baumarten im Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald erreichen. Das heißt, es wird das Alter benannt, welches im Durchschnitt die Bäume dieser Baumart erreichen können, wenn sie nicht durch den Menschen gefällt werden. Dadurch ist es möglich, die notwendige Verjüngung jeder einzelnen Baumart in einem bestimmten Planungszeitraum zu berechnen, die notwendig ist, um als langfristiges Ziel nicht nur die gewünschten Flächenanteile der Baumarten im Oberstand entsprechend dem idealen Zielbestand zu erreichen, sondern auch eine lineare Altersklassenverteilung und somit die nachhaltige Sicherung des angestrebten Flächenanteils der wichtigsten Baumarten zu erzielen.
Im November 2003 wurde diese langfristige Planung von der Stadt-Umland- Konferenz Grüner Ring Leipzig in die „Fortschreibung des regionalen Handlungskonzeptes Grüner Ring Leipzig – Endfassung“ als Kurzform in Teil 3, Anlage 5 aufgenommen und autorisiert. Sie stellt seitdem eine wichtige Richtlinie bei der Bewirtschaftung der Wälder im Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald dar.
Im Jahr 2002 beteiligte sich die Abteilung Stadtforsten mit der „Konzeption zur forstlichen Pflege des Leipziger Auwaldes“ am Wettbewerb um den Sächsischen Umweltpreis und erhielt dafür einen Sonderpreis. Damit wurden sowohl die fachliche Richtigkeit als auch die darin enthaltenen Zielsetzungen gewürdigt und bestätigt.

In den Jahren 2002 und 2003 erfolgte die Erarbeitung der ersten Forsteinrichtung nach der politischen Wende durch die Forstdirektion Chemnitz (Th. Rother, S. Martens). Es wurden umfangreiche Taxations- und Vermessungsarbeiten durchgeführt, in deren Verlauf auch neue Erkenntnisse, vor allem zur Altersstruktur der Wälder in den Leipziger Flussauen gewonnen wurden. Eine wichtige Basis für die Planung der Verjüngungen in dem Planungszeitraum von 2003 bis 2012 war die „Konzeption zur forstlichen Pflege des Leipziger Auwaldes“. Die Schlussverhandlung zu dieser Forsteinrichtung fand am 08.05.2003 statt. Die Fertigung und Aufstellung wurde am 23.07.2004 beendet und das Gesamtwerk dem Stadtforstamt Leipzig (Abteilung Stadtforsten des Grünflächenamtes der Stadt Leipzig) übergeben. Am 14.09.2005 wurde diese Forsteinrichtung vom Stadtrat beschlossen (15. Ratsversammlung, Nr. RBIV-380/05) und am 05.10.2005 vom Landesforstpräsidium genehmigt.
Es ist vorgesehen die „Konzeption zur forstlichen Pflege des Leipziger Auenwaldes“ ständig an Hand neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Erfahrungen zu aktualisieren und adaptieren um noch bessere Ergebnisse bei der forstlichen Pflege zu erlangen. So wurde erstmals im Jahr 2010 Änderungen bei der Aufstellung der angenommenen durchschnittlichen natürlichen Höchstalter vorgenommen. Diese Änderungen wurden am 11.11.2010 erstmals bei einem Auenwald-Workshop vorgestellt, am 16.04.2011 beim 5. Leipziger Auenwaldsymposium öffentlich bekannt gegeben und im Tagungsband veröffentlicht.

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