An dieser Stelle setzen
wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag für den Monat Juni 1844 -
vor 175 Jahren – fort:
Am 16. Juni 1844
und ff. trat ich meine dießjährige Merseburgische Conventsreise als
Commissar der ehemaligen Stiftischen Prediger Leipziger Ephorie an,
besorgte an diesem Tage zu Spergau jenseits der Saale bei Dürrenberg mit
dem Pfarrer. M. Hennicke, dem dermaligen Administrator der sogenannten
Merseburger Prediger- und Schullehrer Wittwen und Waisen-Pensions-Casse,
deren Geschäfte, wanderte mit ihm und dem Pfarrer Hochheim von Starsiedel
bei Lützen, auch einem (unverheiratheten wahren Wittwen- und Waisenvater
nach dem 1 1/2 Stunden entfernten Merseburg, bewirkte bei dem dortigen
Wittwen-und Waisen-Fiscal-Convente, im Verein mit dem Sächsischen Comissar
[der] Pegauer Ephorie, M. Weißbart
in Markranstädt, daß die Funeralgelder [ =
Gelder, die bei einer beerdigung ausgezahlt werden d.Ü.] von 75 Rt
auf 100 Rt, und die Aussteuer von 175 auf 200 Rt erhöhet wurde; brachte
dann einige angenehme Stunden bei meinem würdigen Freunde, dem dasigen
Tertius Gymnasii [der dritte Lehrer am Gymnasium d.Ü.] Dr. Steinmetz, hin,
und fuhr Abend mit den Schkeuditzer Amtsbrüdern Eichler und Franz nach
Hause. d. h. nach Schkeuditz, wo ich bei Erstgenanntem übernachtete, wie
gewöhnlich.
Heute, den 19. 6.
fällt endlich früh der ersehnte sanfte, warme, den Sommerfrüchten immer
nöthiger werdende Regen, nachdem wochenlang mit seltener Unterbrechung
durch Regenschauer die nur strichweise eintraten, ein kalter Wind alles
Land ausgetrocknet hatte. Ich habe mein Heu am Ende voriger Woche
glücklich hereingebracht; ein wirtschaftliches Unglück betraf uns hingegen
gestern, als die schöne Schweizer Kuh Nachts ein todtes Kalb gebar. –
Große Elb-Ueberschwemmungen haben jüngst bedeutende Verluste
herbeigeführt.
Die Verhandlungen
wegen unserer Ausschulung pp. haben begonnen, und ihre Ergebnisse sind zu
erwarten.