Bau der Neuen Luppe
Erst 1934 waren
Finanzmittel (insgesamt 4,5 Mio. RM), Feldbahnen und Arbeitskräfte (> 650 Mann
vom Arbeitsdienst) für den Bau der Neuen Luppe verfügbar. Auch ohne schwere
Technik schritt der Bau der Flutrinne mit ihrem 70 m breiten Bett zwischen den
Dämmen langsam voran. Riesige Eichen mussten gefällt werden und uralte
Mooreichen behinderten die Erdarbeiten sehr.
Kriegsbedingt
endeten die Arbeiten 1938 und die Neue Luppe floss nach der Straße von
Schkeuditz nach Dölzig wieder in das Wildbett der Luppe zurück. An der Brücke
hinter Schkeuditz Richtung Dölzig befindet sich ein Denkstein mit entferntem
Signet.
Die Neue Luppe
zerschneidet alle alten Wasserläufe und die um etwa 3,5 m tiefer liegende
Sohle führt zur langsamen Austrocknung der wertvollen Auelandschaft. Das
sogenannte Hundewasser ist dafür beispielhaft. Auch die anderen
Wasserbaumaßnahmen haben bisher nur zur weiteren Austrocknung geführt. Die
Initiative „Lebendige Luppe“ macht Hoffnung auf Abhilfe. Es gibt aber auch
Gegenstimmen, die keine „nassen Füße bei der Jagd“ in einer wiedervernässten
Aue haben wollen.
Durch das defekte
Palmengartenwehr (1917 fertig gestellt) kam es beim Hochwasser 1954 zum
Wassereinbruch in die Stadt Leipzig (besonders Waldplatzgegend). Zusätzlich
brach der Damm am Auensee. Viele Altleipziger können sich an die nassen Füße
auf dem Auenseedamm erinnern, als die Elster über den Auensee in die Neue
Luppe lief!
Auch in
Lützschena stand das Wasser nach Dauerregen auf der Hauptstraße!
Da die Weiße
Elster nur 80 m3 je Sekunde
ohne Schäden abführen kann, musste Vorsorge für Jahrhunderthochwässer von 500
bis 600 m3/s getroffen werden.( Zum Vergleich:
eine Badewannenfüllung sind ca. 0,2 m3).
Deshalb erfolgte ab 1960 der Ausbau der Trennwehre in Connewitz und die
Fortführung der Neuen Luppe. Wegen der Tagebaue wurde der geplante geradlinige
Verlauf der Neuen Luppe nach der Autobahn nicht möglich. Eine kurvige
Vereinigung der Neuen Luppe mit der Weißen Elster und eine breitere
Weiterführung des Flussbettes (ca. 160m) bis Döllnitz und weiter auslaufend
bis Kollenbey wurden bis 1958 vollendet (Denkstein an der Vereinigung). Die
zwei Karten lassen den Vergleich vor und nach der Regulierung sichtbar werden
(Bild 1).
Nach dem 2.
Weltkrieg wurden auch Veränderungen am Zschampert und weitere an der Parthe
durchgeführt. Die Trennung von Pleiße und Parthe (Mündung im Zoo an der
ehemaligen Robbenanlage) und der neue Ausbau neben dem Kickerlingsberg führten
zur seltenen Umbenennung dieses Flussabschnittes, aus der Pleiße wurde die
Parthe.
Die Hochwasser
nach 2002 zeigten Beschränkung und den Verschleiß der Anlagen. Die Deiche und
Bauwerke mussten erneuert und ertüchtigt werden. Ein Glücksumstand für Leipzig
war der rechtzeitige Bau eines Überlaufwerkes der Weißen Elster bei Zitzschen
und die mögliche Ableitung des Hochwassers in den Tagebau Zwenkau. Auch die
umstrittene Flutung der Aue wird im Süden Leipzigs aus ökologischen Gründen
jährlich durchgeführt. Im Nordwesten ist das Überlaufwehr der Nahle (Nähe
Auensee) zweimal nach der Erbauung bei Hochwasser betätigt worden. Die
Überflutung der Aue erreichte auch Schlobachs Hof. Unterstützend für die
Überflutung von Schlobachs Hof war aber auch der nicht gepflegte Zustand eines
alten (privat angelegten) Ringdamms. Der Überlauf an der Nahle wurde nach dem
Hochwasser 2013 neu gebaut.
Reiner Pietag und Dr. A. Neumann
Empfehlenswerte
Literatur:
1. Böhlitzer
Hefte: „Elster-Luppe-Aue“, Werbeagentur Kolb
2. Sax-Führer:
„In der Elster-Luppe-Aue“ Sax-Verlag
3. „Leipzigs
Jahrhunderthochwässer waren 1924“, Noack, LVZ
4. Auen-Kurier
Mai 2015 mit Text von Netzschko (1936) und Bildern
5. Auen-Kurier
Nov. 2007 mit Bildern vom Hochwasser Lützschenas