Die Weiße Elster-Luppe-Regulierung
und weitere Veränderungen in der Flussaue
(Projekt Lebendige Luppe Teil 6) Teil 1 AK 4/2017, Teil 2 AK 9/2017, Teil
3 und 4 AK 1/2018, Teil 5 AK 3/2018
Die Weiße Elster hat mit der Zeit ihren Lauf mehrmals geändert. In der Leipziger Tieflandsbucht bildete sich ein Binnendelta mit mindestens 4 Altarmen. Diese Altarme wurden Luppe genannt (Alte-, Kleine- Rote-, Heuwegluppe) und fließen mehr oder weniger parallel in Richtung Nordwesten und münden entweder wieder in der Weißen Elster oder direkt in der Saale. Die flachen Ufer begünstigten Überschwemmungen bei Schneeschmelze oder Starkregen. Das letzte Hochwasser 2013 ist noch in Erinnerung.
Seit 1852 bis 1854 war aus hygienischen Gründen und zum Schutz vor Hochwasser
eine Gewässerregulierung erforderlich. Die Planung dazu erfolgte durch die
Wasserbauingenieure Kohl und Georgi. Das große Hochwasser von 1854 beschleunigte
die Entscheidungen der Stadt. Zusätzlich erließ das Land Sachsen 1855 ein
Gesetz zur „Berichtigung der Wasserläufe“.
Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte erfolgten wesentliche Veränderungen der
Wasserläufe. Um 1890 wurde in der Aue eine Flutrinne gegraben. Sie führte
am Forstweg in einen alten Luppearm und in die Kulke (Totwasser eines Luppearms
in der Nähe des Pfingstangers). Die flache Rinne war nur wenig nützlich,
überflutet aber bei Hochwasser noch immer den Forstweg.
Der Bau der Kläranlage im Rosenthal begann ab 1894, die Kläranlage verbesserte
die Wasserqualität im Nordwesten von Leipzig.
Nach Klagen der Anwohner wurde der Lauf der Luppe auf Stadtkosten nördlich
von Böhlitz-Ehrenberg um 1903 auf 1,5 km begradigt und verbreitert. Der
Ankauf und die Beseitigung der Mühlen waren dafür Voraussetzung. Nach dem
Bau der Neuen Luppe erfolgten hier weitere Maßnahmen.
All das führte zum Beschluss der Stadtverordneten für eine große Lösung.
In den Jahren 1913 bis 1917 wurde das Obere Elsterwehr (Palmengartenwehr)
gebaut.
Auf den Frankfurter Wiesen (besser bekannt als Kleinmessegelände) begann nach dem 1. Weltkrieg 1920 (nach Vorarbeiten von 1913) der Bau eines Elsterbeckens mit 155 m Breite und 2.370 m Länge. In Anlehnung an das Alsterbecken in Hamburg war das Elsterbecken zur Verschönerung der Stadt gedacht und gleichzeitig als 2.000 m Regattastrecke mit Zuschauertribüne ausgelegt. Die Tribüne stand noch lange. 1925 wurde das Elsterbecken fertig gestellt. Der alte Elsterlauf (Elsterstraße und Friedrich-Ebert- Str.) blieb bestehen und verminderte somit die Sediment Ablagerungen in dem beruhigten Becken. Nach Verfüllung der Alten Elster (heute Allee östlich neben der Arena) wurde die Verschlammung des langsamen Fließgewässers (Elsterbecken) zum dauernden Ärgernis. Laufend entstanden Inseln im Elsterbecken und es erfolgten ständige Baggerarbeiten zur Sicherung des Wasserflusses. Der Schlamm war wegen der Zunahme von Abfällen aus Espenhains Brikett-Fabrik giftiger Sondermüll. Die Freilegung der Alten Elster ist vorgesehen. Der Abfluss in die Nordwest-Aue war 1925 noch nicht geregelt.
Die Mühlenbesitzer an der Elster (7 Mühlen bis Schkeuditz) sorgten um 1930
für eine Begradigung und einen besseren Wasserabfluss bei insgesamt nur
10 m Gefälle. Mühlrechte aus dem Mittelalter bedingten einen Rest von 10
m3/s Elsterwasser (etwa der normale Elster-Mittelwert) auch nach dem Bau
der neuen Luppe.
(Hinweis: mVs = qbm/s = m³/s).
Der verschlungene Verlauf des Tiefland-Flusses ist auf einer alten Karte
zu sehen.
Bei Schneeschmelze ist der ursprüngliche Verlauf noch heute z. B. auf dem Reiterhof Stahmeln zu erkennen.
Reiner Pietag und Dr. A. Neumann
Empfehlenswerte Literatur:
1. Böhlitzer Hefte: „Elster-Luppe-Aue“, Werbeagentur Kolb
2. Sax-Führer: „In der Elster-Luppe-Aue“ Sax-Verlag
3. „Leipzigs Jahrhunderthochwässer waren 1924“, Noack, LVZ
4. Auen-Kurier Mai 2015 mit Text von Netzschko (1936) und Bildern
5. Auen-Kurier Nov. 2007 mit Bildern vom Hochwasser Lützschenas