Europäischer Biber ist Leipziger Auwaldtier 2018


In Lützschena-Stahmeln leben wieder Biber

Bild: Quelle Stadt Leipzig

Das wurde allen klar, die am Sonntag, den 4. März um 15 Uhr in die Auwaldstation Lützschena kamen und die Bestätigung über das Dasein des Bibers vom Wissenschaftler an der Universität Leipzig, Herrn Ronny Wolf, erhielten.
Der Biber ist das größte lebende und älteste Nagetier in Kanada und Europa. Er wird seit über 10 Millionen Jahren als natürlich vorkommendes Nagetier an Flüssen lebend in Europa beobachtet. Sein Pelz war früher begehrt (Gerhart Hauptmann, 1862-1946, Drama „Der Biberpelz“). Im 19. Jh. war der Biber bis auf einen kleinen Restbestand ausgestorben. Im Konstanzer Konzil 1414/1418 wurde er als eine Art Fisch erklärt, dessen Fleisch in der Fastenzeit verzehrt werden konnte. Gesichtet wurde er in Deutschland zuletzt 1864. Er war über 100 Jahre in Deutschland nicht mehr heimisch. Seit 1965, verstärkt seit 1980, also nach 100 Jahren, kann man das große Säugetier wieder beobachten. Der Biber lebt bei uns an der Elbe, an der Saale und anderen Flüssen, so auch bei uns an der Weißen Elster. Ab 1972 wurden die Biber in Nischwitz (Ortsteil von Thallwitz) bei Wurzen beobachtet. Der Biber schwimmt vorwiegend im Wasser, baut am Rand des Flusses seine Höhle, deren Eingang er stets vom Wasser her erreicht. Er lebt aber in einer trockenen Höhle in der Erde. Darüber bereitet er sich aus Geäst und Reisig eine Schutzburg, die ihn mit Sauerstoff zum Atmen versorgt. Zum Teil dienen ihm kleine Äste in der Umgebung gleichzeitig als Nahrungsreserve. Der Biber ernährt sich streng vegan, er ernährt sich von Rinden, Weiden, Birken, Pappeln, mag Kirschen und Äpfel. Der Biber kann bis 1,35 m lang werden und bis zu 30 kg wiegen. Sein Alter kann 20 bis 30 Jahre betragen. Das große Nagetier lebt im Verband und lebt monogam. Das weibliche Tier bringt jedes Jahr im April 1-4 Junge zur Welt. Die Sterblichkeit der Jungtiere ist mit 50 Prozent sehr hoch. Ab dem 3. Jahr müssen die Jungtiere den heimatlichen Bau verlassen und selbst für sich sorgen. Immer wandert der Biber vom größeren in den kleineren Fluss, also flussaufwärts. Das Schwimmen gegen die Flussströmung verdankt er seinem platten, stark abgeflachten Schuppenschwanz, der wie ein Ruder bewegt wird. Die hinteren Füße haben zwischen den Zehen Schwimmhäute, das ermöglicht dem Biber ein schnelles Schwimmen. Bis 10 Minuten kann der Biber unter Wasser schwimmen. Dann taucht er wieder auf. Die Vordergliedmaßen sind als Greifhand ausgebildet, das erleichtert ihm die Nahrungszufuhr. Kennzeichnend für das Nagetier Biber ist das Fehlen der Eckzähne, dafür hat er jeweils 2 meißelförmige Nagezähne im Ober- und Unterkiefer; sie sind wurzellos und wachsen ständig nach. Durch Eiseneinlagerungen ist der Zahnschmelz orange gefärbt. Mit Hilfe der Nagezähne kann der Biber Äste und auch dickere Bäume problemlos zermalmen, die Bäume fallen dabei ins Wasser, selten auf das Ufer. Die Blätter der Äste sind seine Nahrung. Winternahrung sind Weidengebüsche, auch Raps und Maisstoppel. Der Biber lebt auf großer Fläche entlang der Flüsse, bleibt aber meistens nur ein Jahr an einer Stelle, dann zieht er weiter. Seit 10 bis 15 Jahren haben sich in unserer Gegend Mensch und Biber aneinander gewöhnt. Seit der Beobachtung ab 1965 und der Zählung seit 1972 in unserer Gegend hat man mehr und mehr Biberreviere beobachten können, 2014 wurden 400 davon gezählt. Der Biber stirbt eines natürlichen Todes nach einer langen Lebenszeit von bis zu 20 oder 30 Jahren, wenn er nicht erschlagen wird, was auch schon vorgekommen sei. Ab 1990 sind auch Verkehrsopfer beobachtet worden, der Biber überquert manchmal Straßen, um an den Fluss zu kommen. Einige Tiere haben ihren Tod im Weidezaun erleiden müssen oder starben an Bissverletzungen von Hunden.
Nach der theoretischen Information über den Biber erlebten die 35 Zuhörer die praktische Seite. Herr Wolf führte die Besucher zum Fluss Weiße Elster an der Pfingstangerbrücke. Dort konnten die Biss- und Nagetätigkeit des Bibers bewundert werden. Als nachtaktives Tier ist der Biber nur selten zu sehen.
Neben dem Biber leben auch Nutriapopulationen in unserer Gegend. Zufällig konnten an dem Sonntag 8 Nutriatiere auf der Wiese und am Wasser hinter der Auwaldstation beobachtet werden. Die Besucher konnten beobachten, wie die Nutriatiere über das Eis in die Höhle am Ufer huschten (Foto). Nutria, auch Sumpfbiber genannt, ist ein südamerikanisches Nagetier, es gehört zu den Pelztieren. Das Tier ist wesentlich kleiner als der stattliche Biber. Der Nutria-Körper ist 45 cm lang und sein langer Schwanz misst 40 cm. Nutria gehört wie auch der Biber zu den Säugetieren. Nach über 100 Tagen nach der Befruchtung werden von der Nutriamutter 5 bis 6 Jungtiere geboren. Der Pelz des Nutriatieres ist wertvoll und wurde für die Pelzgewinnung genutzt. Deshalb errichtete man sogar Farmen für die Züchtung dieser Tiere.

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