Stolpersteine
als Erinnerungskultur
Verachtung, Verfolgung, Vernichtung – schwer vorzustellen, dass diese drei
Worte den Alltag vieler in der NS-Zeit prägten. Doch genau dies macht einen
wichtigen Teil unserer Geschichte aus, den wir nicht rückgängig machen können.
Anstatt die Vergangenheit zu verdrängen, sollten wir uns mit ihr auseinandersetzen,
damit es in der Zukunft nicht mehr so weit kommt. Hierbei sind zum Beispiel
die Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig erfand, ein wichtiges
Instrument. Sie erinnern an die systematische Verfolgung, Unterdrückung,
Vertreibung und Vernichtung, die bis zum Völkermord führte. Aber vor allem
erinnern sie an persönliche Schicksale aus der Zeit. Durch die individuell
hergestellten Steine aus Messingplatten, haben
Vorbeilaufende die Möglichkeit, den Leidensweg eines Menschen dieser Zeit
zu lesen. Um die Alltäglichkeit der Vertreibung zu betonen, werden die mittlerweile
über 61.000 Stolpersteine in bereits 21 Ländern vor der zuletzt frei gewählten
Wohnstätte der Verfolgten in den Boden eingelassen. Um zu lesen, was auf
den Steinen steht, muss man sich bücken, was zu einer symbolischen Verneigung
vor den Opfern führt.
Das Schicksal von Osias Krumholz und der jüdischen Familie Engelberg
Osias Krumholz, der am 08.12.1891 in Uscieriky (ehemals Galizien) geborene
jüdische Kaufmann war einer von sechs Geschwistern des Vaters und Holzindustriellen
Moses Krumholz. Zuletzt wohnhaft war Osias Krumholz in der Waldstraße 13,
wo die Ver-folgung durch die Gestapo begann. Sein Leidensweg begann auf
Grund seines Bekenntnisses zum Judentum mit der Verhaftung am 20.07.1939
und mit der Ein-lieferung in Untersuchungshaft in Halle/Saale einen Monat
später. Anschließend wurde er am 10.10.1939 in das Konzentrationslager Buchenwald
interniert und mit der Häftlingsnummer 8245 registriert. Es folgte die Internierung
in Dachau am 24.10.1940. Nachdem an ihm wahrscheinlich Untersuchungen und
womöglich medizinische Experimente durchgeführt worden sind, wurde er am
12.07.1941 wieder zurück nach Buchenwald überführt. Aus Buchenwald wurde
Osias Krum-holz letztlich am 11.03.1942 in die NS-Tötungsanstalt Bernburg
deportiert, wo er am 04. April 1942 als Opfer der sogenannten „Sonderaktion
14f13“ ermordet worden ist. In der ehemaligen „Heil- und Pflegeanstalt“
Bernburg wurden insgesamt über 14.000 Menschen getötet.
Akte über Osias Krumholz aus dem KZ-Buchenwald
Die jüdische Familie Engelberg bestand aus drei Familienmitgliedern, welche
zuletzt in der Mer-seburger Straße 11 wohnhaft waren. Der Familienvater
Heinrich Engelberg wurde am 08.11.1878 in „Gorlice“ geboren und war seit
1902 mit Nathalia Engelberg, in Breslau am 15.01.1877 geb. Gutmann, verheiratet.
Aus der Ehe ging mindestens eine Tochter hervor. Hildegard Hilde Engelberg
wurde am 14.08.1906 in Schkeuditz geboren. Am 20.11.1929 hat sie geheiratet.
Wen sie heiratete und ob aus der Ehe Kinder hervorgegangen sind, ist unbekannt.
Die Familie betrieb seit März 1919 ein Wäschegeschäft in der Merseburger
Straße, welches jedoch, weil es in jüdischem Besitz war, 1938 geschlossen
wurde. Im Zuge dessen wurden Heinrich und Nathalia Engelberg im November
1938 durch die Gestapo verhaftet und nach Polen überführt, im Herbst 1939
in das Krakauer Ghetto verlegt und letztlich im Sommer 1942 nach Auschwitz
deportiert, wo sie auch ermordet worden sind. Das genaue Todesdatum des
Ehepaars ist unbekannt. Hildegard Engelberg wurde 1943 ebenfalls nach Auschwitz
deportiert, wo sie wie ihre Eltern ermordet wurde.
Anzeige zur Eröffnung der Wäschefabrik 01.04.1922
Über unsere Projektgruppe
In unserem Stolpersteinprojekt, welches im August 2017 startete, recherchierten
wir in einer Gruppe von 13 Personen über vier jüdische verfolgte Schkeuditzer.
Wir, die 12. Klasse des Gymnasiums Schkeuditz, sind nun schon die vierte
Projektgruppe unserer Schule und konnten bereits 10 verlegte Stolpersteine
für die Familie Goldberger, den Kommunisten Kurt Beyer und die Sinti-Familie
Laubinger/Steinbach besichtigen. Der Erich-Zeigner-Haus e.V., welcher auch
bereits die anderen Projektgruppen unterstützte, begleitet uns inhaltlich
bei den Recherchen und bietet uns die Möglichkeit, die Geschichte an authentischen
Orten nachzuvollziehen, wie den jüdischen Friedhof, die Synagoge, das sächs.
Staatsarchiv oder das Schkeuditzer Stadtarchiv. Desweiteren putzten wir
alle in Schkeuditz verlegten Stolpersteine am historischen Datum des 09.
November, dem Gedenktag an die Reichspogromnacht 1938. Mit diesem Flyer
möchten wir nicht nur die Schkeuditzer Bevölkerung anregen sich an unsere
Geschichte zu erinnern und unsere Zukunft positiver zu gestalten, sondern
auch Spenden für unsere Verlegung am 20. Juni 2018 sammeln, um Osias Krumholz
und der Familie Engelberg ihre Identität in Form von individuellen Stolpersteinen
zurückgeben zu können und sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Wir laden Sie herzlich zu der Verlegung der Stolpersteine
am 20. Juni 2018 um 11.00 Uhr in die Merseburger Straße 11 ein. Genaue Informationen
entnehmen Sie bitte der Vereinshomepage.
Für die Verlegung des Stolpersteins benötigen wir Ihre Hilfe in Form einer
finanziellen Spende!
KONTAKTADRESSE:
Erich-Zeigner-Haus e.V.
Zschochersche Straße 21
04229 Leipzig
Telefon: 0341 8709507
kontakt@erich-zeigner-haus-ev.de
Web: www.erich-zeigner-haus-ev.de
Spendenkonto:
Empfänger: Erich-Zeigner-Haus e.V.
IBAN: 94 860 555 92 11 002 798 96
Verwendungszweck: Stolpersteine für Schkeuditz 2018
V.i.S.d.P. Henry Lewkowitz
Ein gemeinsames Projekt von:
- Erich-Zeigner-Haus e.V. und Gymnasium Schkeuditz
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von
den Abgeordneten des sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts
Vier Stolpersteine für Osias Krumholz und Familie Engelberg
Auf der Suche nach verlorenen Menschen
Verfolgte Schkeuditzer erhalten
ihre Identität zurück