Einblick zum Weltkulturerbe


 

Die Sächsische Akademie der Wissenschaften bewirbt sich mit verschiedenen Beiträgen, um im Juli 2018 in Berlin auf die UNESCO-Liste zum Welterbe zu kommen. Ein Beitrag wurde am 26.1.2018 im Haus der Akademie in Leipzig in der Karl-Tauchnitz-Str.1 vorgestellt. Die Zuhörer erfuhren Neues über alte Steine und wurden über den Stand der Inschriftenerfassung in Sachsen durch drei Vortragende informiert. Prof. Dr. Wolfgang Huschner gab einen Überblick über die Aufgaben der Dresdner Arbeitsstelle zu diesem Thema. In Jena, Weimar, Dresden und Leipzig beschäftigt man sich mit den deutschen Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Frau Dr. Cornelia Neustadt informierte über die Art der Inschriften in verschiedenem Material: Stein, Glas, Metall oder auch Holz. In Halberstadt und Meißen kann man z. B. durch Inschriften am Dom und auf den Friedhöfen den Wandel der Buchstabenentwicklung von Mitte des 13.Jh. bis 1400 und weiter bis 1500 gut verfolgen. In Merseburg und Naumburg sei das weniger zu beobachten. Sehr viele Erkenntnisse lieferte der Friedhof in Meißen. Das jetzige M war anfangs ein verschnörkeltes m. An diesem Beispiel erkennt man das Alter der Entwicklung der Steinschriften.
Frau Dr. Sabine Zinsmeyer beschrieb die Grabdenkmäler einer Bürgerfamilie in Görlitz. Mit der „Monumenta Frenzelorum“ kann man an vielen Gräbern in Görlitz die Geschichte einer Familie verfolgen. Hans Frenzel, „der Reiche“ genannt, wurde 1463 in Görlitz geboren, erlernte in Posen (Poznan) den Beruf des Kaufmanns, heiratete 1493, hatte mehrere Kinder, er starb 1526. Ende des 15.Jh. war er der wohlhabendste und ein einflussreicher Tuch- und Wollhändler in Görlitz, der auch mit bedeutenden Handelsstädten in Deutschland und Europa in gesellschaftlicher Beziehung stand. Görlitz stand im Kreuzungspunkt der Handelsstraßen Via regia und Via imperia. Der Friedhof in Görlitz bezeugt durch viele Grabdenkmäler die Kinder und deren Nachkommen von Hans Frenzel. Die ersten Inschriften kann man schon ab 1301 bis 1400 lesen, später auch von 1601 bis 1650. Die Buchstaben haben dann eine Wandlung erfahren.
Die Darstellung eines Rosenkranzes erkennt man bereits aus dem 15. Jh.
Inschrift an Gräbern regen zum Nachdenken an: z. B.:


„Gehe hier zurück bevor du fort- und weitergehst,
sieh auch unser Gebein und was war, was ihr jetzt seid,
das waren wir vormals auf Erden
und wie wir waren und was wir jetzt sind,
werdet ihr gleichfalls werden.
Drum seid nicht stolz und frech, es kommt doch alles zu treff,
auch noch triffts dann wieder einst das Eure wieder,
treffts auch nicht euch, so triffts dann doch dereinst die euren nieder.


Dr.A.Neumann