Projekt Lebendige Luppe – Teil 3
Teil 1 Auen-Kurier 4/2017, Teil 2 Auen-Kurier 9/2017

Zur Geschichte der Leipziger Flusslandschaft

Das Klima in der Umgebung des heutigen Leipzigs sagte den Menschen für die Gründung dieser Stadt sehr zu. Auch für die Tiere und die Bäume war das Klima bekömmlich. Heiße Sommer und milde Winter wechselten sich ab. Im Sommer sank der Grundwasserspiegel. Es konnten sich nur die Bäume im Auwald behaupten, die im Sommer in der trockenen Erde lange und starke Wurzeln für die Wasserversorgung und den Fortbestand des Baumes hatten. Im Herbst und im Winter erholten sich die Bäume wieder. Bestand hatten also nur die sogenannten Harthölzer: Eiche, Ulme und Esche. Diese Bäume sind kennzeichnend für den Zustand des Auwaldes. Mit der Regulierung der Wasserverläufe, die noch beschrieben werden, wurde der Bestand des Auwaldes sehr beeinflusst. Das wird am Beispiel des Luppe-Verlaufs erklärt. Da es im Sommer in der Aue trocken war, siedelten sich die Menschen in der Zeit vor dem Jahr 1000 nicht nur an Ufern der Flüsse, sondern auch im eigentlichen Auegebiet an. Kurz gesagt: die Menschen drängte es zueinander, alle wollten in der wirtschaftlich aufstrebenden Stadt leben. So kamen nach und nach die einzelnen Dörfer zur Stadt Leipzig. Leipzig erhielt 1015 das Stadtrecht. Die Zunahme der Bevölkerung und insgesamt der wirtschaftliche Aufschwung mit Handel und Transport führten zum Bau von Getreidemühlen. Getreide musste für die ständig wachsende Bevölkerung gemahlen werden. Ab dem Jahr 1000 wurden die damals hier lebenden Menschen kreativ. Sie legten Gräben für die zu bauenden Mühlen an. Zum Schutz vor Hochwasser um Wohnbereiche wurden Dämme (Aufschüttung von Erde oder Steinen als Schutz gegen Überschwemmungen) und Deiche (Erdwall aus schwer durchlässigem Lockergestein entlang des Flusses) gebaut.

Hochwasser im Auwald (Foto: Prof. G. Neumann)

Man weiß aus der Geschichte, dass Niederländer, die sich im Wasserbau in ihrer Heimat auskannten, hier auch fördernd für die Wasserregulierung in Leipzig waren. Mit deren Kenntnis und der zunehmenden Erfahrung der Leipziger wurden Wasserverläufe verändert. Die Kraft des Wasserstromes wurde auch für den Transport genutzt. So hatte der Floßgraben starke Bedeutung für den Transport von Baumstämmen. Der ursprüngliche Verlauf eines Flusses wurde für seine Nutzung verändert, entweder wurde er begradigt oder er mündete als Nebenfluss in einen der größeren Flüsse und verschwand damit oder er wurde sogar abgeschnitten in seinem ursprünglichen Verlauf und damit stillgelegt. So geschah es mit der ursprünglichen alten Luppe. Dieser Fluss hat mehrfach seinen Verlauf durch Menschenhand verändert. Darüber wird noch berichtet. Das führte zu wesentlichen Beeinträchtigungen des ursprünglichen Auwaldes.

Aus derzeitiger Erkenntnis zum Schutz des Auwaldes wurde das Projekt der „Lebendigen Luppe“ in Angriff genommen. Die Regulierung der Wasserverläufe konnte niemals eigenständig geschehen. Jede Veränderung eines Flussverlaufes wurde von der Obrigkeit nur geduldet, wenn es für die Allgemeinheit nützlich war. Der einzelne durfte nicht nur an sich denken. Diese Ordnung hält sich ja zum Glück bis in die heutige Zeit. Jetzt gibt es zum Beispiel rege Diskussion um den Verlauf der Freilegung des alten Pleißemühlgrabens an der Feuerwehr in der Innenstadt von Leipzig. Die Weiße Elster, die Leipzig durchzieht, hatte mehrere Verzweigungen. Diese wurden nach ihrer Örtlichkeit als Luppe bezeichnet (z. B. „Alte Luppe“, „ Kleine Luppe“).

Die Erläuterungen zum Projekt Neue Luppe werden im Auen-Kurier fortgesetzt. Dr. A. Neumann
Quellen:
[1] Leipziger Grundwasser - Quo vadis? Staatl. Umweltfachamt, Leipzig 2003
[2] Neue Ufer 3, Stadt-Kultur-Projekt/Leipzig, 1995
[3] In der Elster-Luppe-Aue, Sax-Führer, Beucha 1997
[4] Im Leipziger Elsterland, Pro Leipzig, 1997
[5] Leipziger und Schkeuditzer Gewässer, NABU Sachsen, „Lebendige Luppe“
[6] Rückmarsdorf und Bienitz, Zschampert, Schwedenschanze, Böhlitzer Hefte 2011
[7] Im Leipziger Pleißeland, Pro Leipzig, 1996

Die Weiße Elster Projekt Lebendige Luppe-Teil 4

Die Leipziger Gegend wird von mehreren Flüssen durchflossen. Der wasserreichste Fluss ist die Elster, im Unterschied zur Lausitzer Schwarzen, die Weiße Elster genannt.
Mit Beginn des 6. Jahrhunderts gerieten die slawischen Völker in Bewegung. Nach Westen stießen sie bis Erfurt, Halle, Leipzig und zur Unterelbe vor. Die Sorben siedelten seit etwa 630 in das Gebiet der Unterelbe.

Wenn der Name Elster slawischen Ursprungs ist, so bedeutet „elstra“ die Eilende. Dieser Name kann sich wohl eher auf die obere Elster beziehen. Die im Elstergebirge zwischen Fichtelgebirge und Erzgebirge in ~760 m Höhe entspringende Elster durchfließt Bad Elster, Plauen, Gera, Zeitz und Leipzig, ehe sie nach 248 km vor Halle in die Saale mündet.
In der Leipziger Tieflandsebene wird die Eilende gemütlich und verästelte sich im Laufe der Zeit mehrfach, alle diese Nebenarme werden Luppe genannt. Das Wasserangebot und die Schlammablagerungen der jährlichen Überflutungen führten zur Bildung des Auwaldes. Noch heute sind im Auwald von Kundigen bis zu 5 Luppen aufzufinden.

Die Gewässer waren natürlich auch für die Versorgung mit Trinkwasser wichtig, für die Stadt Leipzig bezog man das Trinkwasser aus dem Pleißemühlgraben. Für Badevergnügen gab es früher auch Flussbäder.
Den längsten Bestand hatte das Sophienbad, welches später zum „Schreberbad“ ausgebaut wurde und sich noch heute großer Beliebtheit erfreut. Heute befindet sich neben dem Schreberbad der neue Stadthafen mit Bootsverkehr. Schon zur Kaiserzeit waren Kahnfahrten beliebt und die Gastronomie an den Flüssen war gut besucht.
Reiner Pietag
Quellen:
[1] Leipziger Grundwasser - Quo vadis? Staatl. Umweltfachamt, Leipzig 2003
[2] Neue Ufer 3, Stadt-Kultur-Projekt/Leipzig, 1995
[3] In der Elster-Luppe-Aue, Sax-Führer, Beucha 1997
[4] Im Leipziger Elsterland, Pro Leipzig, 1997
[5] Leipziger und Schkeuditzer Gewässer, NABU Sachsen, „Lebendige Luppe“
[6] Rückmarsdorf und Bienitz, Zschampert, Schwedenschanze, Böhlitzer Hefte 2011
[7] Im Leipziger Pleißeland, Pro Leipzig, 1996