An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag
für den Monat Oktober 1842 - vor 175 Jahren – fort:
Der gestrige 11. October war für mein Pfarrhaus, wie für die ganze Kirchfahrt
ein hochfestlicher Tag: die Local-Abnahme von 5 Kirchrechnungen fand statt,
und zum ersten Male hatten wir bei dieser Gelegenheit die Freude und Ehre,
unsern hoch-würdigen Herrn Ephorus, Herrn Dr. Grossmann, einige Stunden
in unserm Hause zu besitzen. Da derselbe die Schule in Hänichen bereits
geendiget fand, (infolge allzu pünktlichen Erscheinens des Herrn. Schulmeister
Candidat Oertel zum Local-Abnahme Termine) so ward die Expedition 10 Uhr
Vormittags begonnen, und dauerte bis nach 4 Uhr, und es ward unter andern
die alte Lützschenaer Kirchschuld an Hänichen auf das in jährlichen Raten
von 25 Rt zurückzuzahlende Capital von 500 Rt reduciert, so wir wie auch
von mir die Verlegung der Lützschenaer Kirmes auf den Montag in der Martinswoche,
(der Todtenfeier am letzten Trinitatis-Sonntage wegen) beantragt und eingeleitet,
außerdem die künftige Rechnungslegung auf das Neujahr jeden Jahres bestimmt.
Es ging Alles nach Wunsche und friedlich ab; ich erhielt nur Beweise des
Vertrauens von meinen würdigen Vorgesetzten, und genoß die Freuden der nachfolgenden
Festmahlzeit, an welcher noch, wie vordem, unser Herr Kirchenpatron (dessen
Weinkeller sich auch für dieß Ehrenmahl geöffnet hatte) Herr P. Herrnsdorf,
unser Nachbar und Beichtvater, Herr Schulmeister Candidat Oertel und die
4 Kirchenväter (zusammen 12 Personen) Theil nahmen. Erst um 7 Uhr schieden
unsere werthen Gäste, die sich in der blauen Oberstube recht wohl zu haben
schienen. Mein Archiv erfreute sich auch der Zufriedenheit des Herrn Ephori.
Die Witterung ist schon längere Zeit hindurch sehr veränderlich, rauh, stürmisch
und, regnicht gewesen, ja selbst ein Paar Nachtfröste gab es schon, ohne
daß die Mäuse deshalb bedeutend abgenommen hätten. Von guten Kartoffeln
haben wir daher kaum den Saamen geerntet, von den übrigen Früchten gleichfalls
nur einen sehr mäßigen, nicht ausreichenden Ertrag geerntet.
Den 10. October also am Tage vor der Localrechnung, machte ich bei leidlicher
Wit-terung meinen Censitengang nach Quesitz, der mir immer einige angenehme
Stun-den im dasigen, mir befreundeten Pfarrhause, bereitet. Bei argem Sturme
und Re-genwetter ging ich am Freitage nach Leipzig, und war so glücklich,
meiner Grimmaischen Schwester durch meine Vermittelung einen Theil eines
sehr bedroheten Capitals zu retten. Das Wetter aber schadete mir nichts.
– Auch Sonntag zuvor (Meßsonntag) ging ich nach gehaltener Michaelis-Fest-
und Schulpredigt, nach Leipzig, um an dem freundschaftlichen Festmahle Theil
zu nehmen, welches der alterwürdige Freund und Raths-Actuar (im Hypothekenfach)
Weinrich beim Austritte aus seiner mehr als 40jährigen Amtswirksamkeit,
seinem Collegen, seinem und Amtsnachfolger und seinen nächsten lieben Verwandten
und Freunden gab. Stadtgericht und Stadtverordnete hatten Weinrich große
Verdienste mit dem Ehrenbürgerrechte der Stadt Leipzig sowie mit einer silbernen
Votiv-Tafel anerkannt. – Tags darauf war unser Michaelis -Examen. –
30. October
Am frühen Morgen des (zu unsrer FamilienCommunion bestimmten Sonntags) früh
3 Uhr wurden wir aus dem Schlafe aufgeschreckt, man hatte in der Gegend
von Leipzig Feuer bemerkt, überall ward gestürmt, auch hier, die Hofspritze
ging fort – bis Möckern, und früh erfuhren wir, daß die Angermühle in Leipzig
abgebrannt sei, wo aber (auch von den Mühlburschen Polterabend gefeiert
worden war), indem heute die verwittwete Hemme getraut werden sollte (die
Mühle ist Raths-Eigenthum).
Noch ist die Witterung leidlich geblieben und das Vieh (auch das meinige
mit dem Quasnitzer gegen Revers ) hat noch in die Aue täglich getrieben
werden können.
Gegen jüngst im Pfarrholze verübten, entdeckten und mir angezeigten Diebstahl
habe ich dießmal die schuldigen Schulkinder und Frauen selbst respektive
bestraft und verwarnt.