Projekt Lebendige Luppe--------Teil 2
Teil 1 Auen-Kurier Heft 4/17
Das Projekt Lebendige Luppe ist besser zu verstehen, wenn die Ursprünge der
Landschaftsgestaltung und die Entwicklung des Auwaldgebietes in und um Leipzig
bekannt sind.
In der Vorgeschichte werden mehrere Eiszeiten beschrieben. Die letzte Eiszeit,
ein Zeitabschnitt der erdgeschichtlichen Periode, ist die Zeit der Vergletscherung
weiter Landgebiete. In dieser Zeit (vor 12.500 bis 10.000 Jahren)wurden weite
Gebiete der Erde außerhalb der Polargebiete und der Hochgebirge von Inlandeis
und Gletschern bedeckt. Vor allem auf den Landgebieten der Nordhalbkugel unserer
Erde flossen während der Eiszeit die Gletscher zum alles bedeckenden Inlandeis
zusammen. In Norddeutschland waren das Elster-Saale-Gebiet und das Weichselgebiet
davon betroffen. Das Ende der letzten Eiszeit soll hier vor rund 11.700 Jahren
stattgefunden haben (Forschungsgruppe der Uni Leipzig). Die Folgen der Eiszeit
waren Umformungen großer Landschaftsgebiete durch Schleif- und Hebelwirkung
des Eises. Es kam zu Ablagerung von Moränen (Gletscherschutt), Schotterfluren,
Findlingen, Geschiebelehm und Flöß. Das Klima in den Zwischenzeiten (Interglazialzeiten)
war dem heutigen ähnlich, teilweise war es sogar wärmer (Bertelsmann-Lexikon,
2001). Die Eiszeit war besonders in der heutigen Leipziger Gegend für die
Entstehung des Auwaldes mit seinen Flussverläufen maßgebend. Beim Rückzug
der Eisablagerungen formierten sich die wesentlichen Flussläufe. Die später
als Weiße Elster und als Pleiße benannten Flüsse rissen Rinnen in die eiszeitlichen
Geschiebe und häuften ihr aus dem Erzgebirge und dem Vogtland stammendes Schottermaterial
in den Wasserverläufen an.
Im südlichen Auwald (Gautzscher Spitze) vereinigten sich Weiße Elster und
Pleiße in einer großen Niederung, dadurch wurde die Fließgeschwindigkeit beider
Flüsse stark herabgesetzt und die Schleppkraft des Wassers verminderte sich.
Dadurch konnten sich die von den Flüssen mitgeführten Schwebstoffe verstärkt
absetzen. Diese Ablagerungen (Sedimente) werden als „Aulehm“ oder auch „Auelehm“
bezeichnet. Die angeschwemmten Sedimente erhöhten allmählich den Flussgrund.
Das erhöhte Flussbett verstärkte die Fließgeschwindigkeit des Wassers und
es kam zur Bildung von Mäandern und damit zur Veränderung der Flussverläufe.
Das Wort Mäander leitet sich vom Namen eines türkischen Flusses ab, der durch
zahlreiche sich regelmäßig schwingende Flussschlingen charakterisiert ist.
Mäanderengstellen können bei Hochwasser durchbrochen werden, so dass die ursprüngliche
Schlinge zum stehenden Wasser („Totwasser“) wird und später verlandet. Bei
Fließhindernissen schafft sich der Fluss Nebenarme. So sind um und in Leipzig
sehr viele Nebenarme der Flüsse entstanden, die später wieder in den ursprünglichen
Fluss oder in einen anderen Fluss einmündeten.
Nach einer Urkunde von 1021 soll die Gründung von Leipzig zwischen Weißer
Elster, Pleiße und Parthe gelegen haben. Die Gründung von Leipzig erfolgte
nicht direkt an der Pleiße, sondern wahrscheinlich unmittelbar am Südufer
der Parthe (s. Abb. Nach Peter Friedrich, 2006: „ Mit einem Boot auf den Leipziger
Gewässern“, Engelsdorfer Verl. ).
Die Flussläufe durch Leipzig wurden bereits ab dem 10. Jh. durch das Anlegen
mehrerer Mühlgräben verändert. Die Mühlgräben sollten das Wasser zu den gebauten
Mühlen führen. Die Mühlen dienten dem Malen von Getreide oder Sägen von Holz.
So nimmt man an, dass der Elstermühlgraben (Angermühlgraben) bereits zur Gründungszeit
von Leipzig angelegt wurde.
Heute zweigt der Elstermühlgraben vom Elsterflutbett vor dem Palmengartenwehr
ab und fließt, teilweise unter der Erde, durch das Waldstraßenviertel und
mündet in der Nähe der Rosenthal-Kläranlage in die Weiße Elster. Hingegen
ist der Pleißemühlgraben, der vom Connewitzer Wehr abzweigt, überwiegend noch
unter der Erdoberfläche kanalisiert. Der Pleißemühlgraben wurde wahrscheinlich
auch frühzeitig angelegt und diente zum Betreiben mehrerer Wassermühlen (Nonnenmühle,
Thomasmühle, Barfußmühle). Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wurde er zum Holztransport
genutzt (Flossplatz). Der Wasserverlauf des Pleißemühlgrabens wurde im Laufe
der Jahrhunderte mehrfach überwölbt. Neben dem Häuserbau war die industrielle
Verschmutzung ein Hauptgrund der Verwölbung (Flussverlegung unter die Erde)
und Umleitung. Ab 1997 wird er mit leicht abweichendem Verlauf abschnittsweise
wieder freigelegt und wird im Stadtbild sichtbar (z. B. vor dem Verwaltungsgericht
und vor der Thomaskirche). Differenzen zum Verlauf der Freilegung gibt es
noch um die Hauptfeuerwache.
Neben der typischen Nutzung der Gräben für den Bau von Mühlen (Mehl-, Walk-,
Schleif- und Poliermühlen) dienten diese auch zur Regulierung des Hochwassers.
Zum Hochwasser kann es durch besondere meteorologische Ereignisse, wie Stark-
oder Dauerregen sowie durch plötzliche Schneeschmelze, besonders im Gebirge,
kommen.
Die Erläuterungen zum Projekt Lebendige Luppe werden im Auen-Kurier fortgesetzt.
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