An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag für den Monat Juli 1842 - vor 175 Jahren – fort:
Gestern, am Gedächtnistage meiner, vor 3 Jahren verstorbenen erstgeborenen
Tochter, hatte ich Amt in Wahren. Domherr Winzers, welche ihr vorjähriges
Sommer-logis daselbst wieder bezogen haben, waren alle in der Kirche zugegen.
Eine hiesi-ge Taufe rief mich zeitig anher zurück. Mein Reschen hat nun
4 Zähne und vor 8 Tagen sind ihr auch die Pocken eingeimpft worden.
Unsere Kirschanlagen geben wieder reichen Ertrag. Die öffentlichen Blätter
haben gemeldet, daß in den Tagen, wo Hamburg so schreckliche Feuersnoth
erlitt [05.-08. Mai 1842 d.Ü.] (seine Wiege, die Altstadt, betraf das Unglück,
und 2 schöne Kirchthürme und Kirchen zugleich mit, doch sind von allen Seiten
reiche Steuern [Im engern Verstande ist die Steuer, eine Beyhülfe an Gelde
oder andern Bedürfnissen, dem Mangel eines andern abzuhelfen. d.Ü.] den
Abgebrannten zugeflossen), in St. Domingo ein verheerendes Erdbeben war
[07.05.1842 d.Ü.], und auf der Paris-Versailler Eisenbahn, ein gräßlicher
Unglücksfall sich zutrug [08.05.1842 d.Ü.], bei welchem viele, in den Wagen
eingeschlossene Passagiere lebendig verbrannten!!
18. Juli.
Die Kornernte hat vor einigen Tagen begonnen – Gott sei Dank! Das Wintergetreide
wird gut gerathen, dafür bedroht die, in außerodentlicher Wise anhaltende
Tro-ckenheit, die Sommerfrüchte mit immer größerer Gefahr für Menschen und
Vieh. Dazu richten die Mäuse in Unzahl beträchtliche Verheerungen an. Leider
wird bei aller Sicherheit der Witterung hier und da das Sabbaths-Mandat
übertreten und Sonntags im Felde gearbeitet! – Ich bin seit voriger Woche
sehr beschäftigt, mein Pfarr-Archiv wie meine Studierstube überhaupt in
die schönste Ordnung zu bringen.