Leserbrief

LVZ, 11.11.2016

Zum Artikel: *Einziger Einkaufmarkt in Stahmeln macht dicht*

Leipziger Nordwesten - Stiefkind der Stadtverwaltung

Es ist schon ein interessanter Umgang der Stadt Leipzig mit den Bürgern
im Leipziger Nordwesten. Die Georg-Schumann-Straße ein einziges
Flickwerk (geschönt "Perlenschnur" genannt), kein Engagement gegen
Bahnlärm, Stillschweigen zum Lärm der Porsche-Teststrecke, halbherzig
gegen Fluglärm, Ökobad in Lindenthal nur nach Aufschrei des
Ortschaftsrates... Das Einzige, was immer geht sind Standorte für
Flüchtlingsheime. Und nun steht auch noch die einzige
Einkaufseinrichtung in Lützschena-Stahmeln auf der Abschussliste. So
einen Umgang der Stadt mit den eingemeindeten Gemeinden hätten sich
deren Bewohner wohl seinerzeit nicht träumen lassen.

Interessant vor allem die Begründung der Stadt, man könne einen von der
einst selbständigen Gemeinde beschlossenen Bebauungsplan nicht so
einfach ändern. Da erinnere ich doch an den Vorhaben- und
Erschließungsplan Nr. E-77 "Wohn- und Gewerbepark Stahmeln", seinerzeit
aus gutem Grund auch von der selbständigen Gemeinde aufgestellt, und
zwar, um den Wohncharakter von Lützschena-Stahmeln im Einklang mit
Gewerbe zu erhalten und nicht der Industrialisierung einer grünen
Gemeinde Vorschub zu leisten. Hier kennt die Stadt allerdings keine
Hemmnisse, mittels Bebauungsplan Nr. 354 aus dem Wohnmischgebiet einfach
ein _Industrie_gebiet zu machen, um die Grundlagen eines riesigen
Logistikparks zu schaffen. Der Investor steht schon in den
Startlöschern, um die Wohnqualität in Lützschena-Stahmeln für weite
Teile der Anwohner nachhaltig und unwiderruflich zu zerstören. /Gegen
die Bürger immer, für die Bürger nimmer/, hat man den Eindruck -
jedenfalls soweit es sich nicht um von den derzeitigen
Entscheidungsträgern bevorzugte Wohngegenden handelt. Hanebüchen auch
die Erklärung der Stadt, lt. Stadtentwicklungsplan sei der Markt ohnehin
zu groß. Warum hat man dann vor Jahren Norma und Aldi in Wahren
genehmigt und warum explodieren dann aktuell im Stadtzentrum Stadtorte
für Drogeriemärkte? Zudem, der REWE-Markt läuft offensichtlich gut, da
sich das Sortiment von den üblichen Discountern wohltuend abhebt. REWE
ist am Standort Ankermieter. Wenn Rewe nicht mehr da ist, werden dies
auch die anderen Gewerbetreibenden zu spüren bekommen. Zudem werden
nicht nur einfach REWE-Arbeitsplätze wegfallen, Lützschena-Stahmeln
verliert an Wohnqualität. Da fragt sich der besorgte Bürger, was und wer
steckt dahinter? Erpressung/Kuhhandel durch die Kommune, damit der
Widerstand gegen o.g. Bebauungsplan gebrochen wird?

Mit freundlichen Grüßen
Matthias Zimmermann
04158 Leipzig