Aus für die Siedlervereine Lützschena und Stahmeln

Der sich jetzt aufgelöste Siedlerverein Lützschena bestand seit 01.12.1990, die Hälfte der Mitglieder waren Altsiedler aus der Zeit vor und nach dem 2. Weltkrieg. Die ersten Siedler bewohnten seit 1936/37 die „Siedlung an der Bahn“. Die Neusiedlersparte siedelte 1948 am Windmühlenweg/ Freirodaer Weg/Bahnstraße. Sie kannten sich schon lange und pflegten eine gute gemeinsame Arbeit in ihren Grundstücken. Ähnlich war die Situation im Siedlerverein Stahmeln; der Verein wurde am 24.Januar 1992 gegründet. Die Gründung der Vereine war notwendig, da nach den neuen Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland Kauf oder Pacht von Grundstücken erforderlich waren. Bisher war in der DDR diese Differenzierung nicht üblich. Die Anfänge in der sich ändernden Zeit wurden schon anhand der Gründung des Siedlervereins Stahmeln im Auen-Kurier 7/2012 beschrieben. Nach den neuen juristischen Bedingungen der Bundesrepublik Deutschland waren alle Häuserbauer vor die Notwendigkeit gestellt, den Grund und Boden, auf dem ihr Haus stand, zu kaufen, um ins Grundbuch eingetragen zu werden.


Die Vielfalt von neuen Problemen konnte der einzelne Hausbesitzer nicht lösen. Hilfe kam durch den „Sächsischen Landesverbandes Siedler“, dieser Verband hatte sich am 26.06.1990 gegründet. Die Vereinsgründung der beiden Siedlungsverbände in Lützschena und in Stahmeln brachte viele Vorteile. Gemeinsam und mit Hilfe des Landessiedlungsverbandes konnten juristische Probleme gelöst werden. Alle Vereinsmitglieder erhielten regelmäßig im Monat die Verbandszeitung “Familienheim und Garten“ und wurden somit über alle Veränderungen informiert. Hervorzuheben aber ist die Aktivität der Vereine selbst und vor allem ihrer jeweiligen Vorsitzenden. Im Siedlerverein Lützschena übernahm Herr Prof. Dr. Wolfgang Weiler den Vorsitz, ab 14.12.2003 Herr Helmut Werther. Für den Siedlungsverein Stahmeln zeigte Frau Gisela Zschelletzschky als erste Vorsitzende große Initiative. Später übernahm Herr Udo Berger den Vorsitz, ab 2012 Herr Klaus Ranft. Probleme, die alle angingen, und nicht nur die Siedler, war die Arbeit der Vereine mit dem damaligen Gemeinderat, zum Beispiel ging es um Beratung zur Gestaltung des Gewerbegebietes in Stahmeln; es ging um die Mitarbeit an dem Flächennutzungsplan und an Siedlungs- und Straßenplanungen; es ging um den Einsatz für Bewahrung von Ortsrecht bei der Eigemeindung, z.B. Sicherung gegen nachträgliche Erhebung von Straßenbaubeiträgen, Erhaltung von Vereinen, Clubs und der Bibliothek; es ging um den Einsatz zur Erhaltung der Lebens- und Wohnbedingungen, z.B. Mitarbeit in der Bürgerinitiative „Lärmschutz Nördlicher Güterring“ und Unterstützung der Bürgerinitiative „Nachtflugverbot“. Der Landessiedlungsverband informierte die Vereinsmitglieder durch Gartenfachberater. Diese Fortbildung kam auch später dem Ortschaftsrat Lützschena-Stahmeln zugute. Die Vereinsvorsitzenden waren ständig in Kontakt mit den Mitgliedern des Ortschaftsrates hinsichtlich Rechtshilfe, Straßenpflegemaßnahmen und die Sorge um den stetig zunehmenden Fluglärm. Der Ortschaftsrat hebt auch die sehr gute Zusammenarbeit mit den Vereinsvorsitzenden hervor. Der Vorsitzende Herr Werther war lange Zeit Mitglied im Gemeinde- und Ortschaftsrat sowie Herr Udo Berger aus Stahmeln, der Mitglied im Stadtrat war. Die damals zu lösenden Probleme der Siedler lagen in guten Händen der Vorsitzenden und die Anliegen der Vereinsmitglieder wurden durch den engagierten Einsatz beider Verbände unterstützt. Auch bei weiteren aktuellen Problemen waren die Vereine für die Siedler ein kompetenter Ansprechpartner und Organisator. Der Siedlerverein Stahmeln hat maßgeblich den Bau der ursprünglich geplanten Recycling-Anlage (damalige Deponie der LVB) stadtauswärts rechts an der B6 verhindert. Die Siedlervereine Lützschena und Stahmeln bemühten sich beim Bau der neuen Bundesstraße 6 um einen Trassenverlauf, der die Ortschaft weniger mit Lärm belasten sollte. Der Vorschlag wurde leider abgelehnt. Gemeinsamkeiten der Siedlervereine gab es bei der Durchführung von Kinderferienlagern und Jugendlagern. Die Siedlervereine hatten großen Einfluss auf die Gestaltung und Durchführung der zahlreichen Heimatfeste, Schlossparkfeste und zuletzt 2016 des Sommerfestes. Die Vereine suchten stets die Nähe zur Ortschaft. Die Arbeit beider Vereine war immer auf die Gemeinnützigkeit der Ortschaft Lützschena-Stahmeln ausgerichtet. Eine sehr große Leistung beider Siedlervereine gemeinsam mit dem Heimatverein war die Organisation und erfolgreiche Durchführung des großen Heimatfestes in Lützschena-Stahmen am 6.9. 2003 anlässlich der725-Jahrfeier von Lützschena mit einem großen Festumzug. Dieses bedeutende Ereignis haben viele Bürger noch in Erinnerung.
Herr Klaus Ranft hatte bis zuletzt die Funktion als 1.Vorsitzender des Siedlervereins Stahmeln. Im Siedlerverein Lützschena war Herr Helmut Werther seit 2003 Vorsitzender des Vereins. Beide Vorsitzende arbeiteten gemeinsam für das Gemeinwohl in der Ortschaft. Beide Vorsitzende sahen sich zuletzt in ihrer Arbeit nicht mehr genügend unterstützt. Der Altersdurchschnitt in beiden Vereinen ist sehr hoch. Im Siedlerverein Lützschena beträgt der Altersdurchschnitt 69 Jahre. Im Stahmelner Siedlungsverein sind 70 % der Mitglieder älter als 70 Jahre, viele schon mehr als 80 Jahre alt. Junge Mitglieder unter 50 Jahren sind in der Minderzahl und voll im Berufsleben eingebunden. Sie können die Vereinsarbeit bzw. den Vorsitz nicht übernehmen. So beschloss der Siedlerverein Lützschena aufgrund der immer ungünstiger gewordenen Altersstruktur am 5.12.2015 auf der Jahreshauptversammlung, den Verein bis zum 31.12.2016 aufzulösen. Dieselben Gründe bestanden auch für den Siedlerverein Stahmeln. Der Vorstand sah sich gezwungen, da die satzungsmäßige Besetzung des gesamten Vorstandes nicht mehr gegeben war, die Vereinsauflösung mit Hilfe des Landessiedlungsverbandes bis Jahresende 2016 einzuleiten.
Die Siedlervereine Lützschena und Stahmeln sind nun zum Ende des Jahres 2016 aufgelöst. Aber das Recht der einzelnen Mitglieder kann gesichert bleiben, sofern jedes Mitglied des jeweiligen Vereins sich einzeln um die Mitgliedschaft des übergeordneten „Sächsischen Landesverband Siedler“ und „Deutscher Siedlerbund“ bemüht. Im Jahr 2006 wurden die Dachverbände in „Verband Wohneigentum Sachsen“ und „Verband Wohneigentum“ umbenannt. Die beiden Vereinsvorsitzenden von Lützschena und Stahmeln, die Herren Helmut Werther und Klaus Ranft haben die einzelnen Mitglieder auf den Vorteil einer Mitgliedschaft im „Verband Wohneigentum Sachsen“ hingewiesen. Die Erfahrung lehrt: Jeder einzelne hat so manche Rechte; wirksam machen kann er diese nur „im Verein“.

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