Nachdenkliches zur Völkerschaft 1813


„Ein einziges langes Donnergebrüll- Die Völkerschlacht-Leben zwischen Pulverdampf und Freiheitsmythos“, so wurde es angekündigt. Am Freitag 21.10.2016 um 19 Uhr warteten geschichtsinteressierte Bürger aus Lützschena-Stahmeln im Kaminzimmer der Auwaldstation Lützschena auf die szenische Lesung zur Völkerschaft 1813. Angetreten waren Maja Chrenko (Schauspielerin und Sprecherin aus Leipzig-Gohlis) und ihr Partner Albrecht Wagner (Musiker), um die Völkerschaft von anderer Seite zu betrachten als sie sonst in historischen Schriften dargestellt wird.
In spritzig-fröhlichen aber meist ernsten Dialogen und auch Liedern wurden Geschichtsbetrachtungen aus der Sicht des Volkes dargebracht. Durch gründliche Recherche der Künstler bekundeten sie eine andere Seite der Völkerschaft, nämlich die Seite der Verwundeten, der Verwandten von Toten und der aufopfernden Bauern, die eine hohe Zahl von Besatzung ertragen mussten. Ab Mai 1813 bis zum Abschluss der schrecklichen Kampfhandlungstage 16., 18. und 19.Oktober 1813 waren die Zahlen der Soldaten 10 bis 20 mal höher als die Zahl der Einwohner von Möckern, Probstheida und Lindenthal und anderer Dörfer um Leipzig. Die Hauptkämpfe, d.h. die härteste Schlacht, war am Tag des 19.10. 1813 in Möckern. Die beiden Künstler bezogen sich in ihrer szenischen Darstellung unter anderem auf Briefe von Soldaten, von Angehörigen und auch auf niedergeschriebene Erinnerungen, die viele Jahre nach der Völkerschaft geschrieben worden waren.
Bemerkenswert war auch die Tatsache, dass durch einen Aufruf zur Spende für die Kriegsopfer, ein Jahr nach Kriegsende, nur eine geringfügige Summe an Geld aufgebracht wurde, weil die gesamte Bevölkerung total verarmt war.
Die Künstler erinnerten auch an die Apelsteine, die den Besuchern der Auwaldstation bekannt sind. Der Leipziger Jurist und Schriftsteller von Theaterstücken Theodor Apel (geb.11.5.1811 in Leipzig, gestorben 20.11.1867 in Leipzig), der auch mit Richard Wagner und Robert Schumann befreundet war und der auf dem Gut Ermlitz bei Schkeuditz wohnte, war 40 Jahre nach der Völkerschlacht, wie viele andere auch, so beeindruckt von den Schreckenstagen von 1813, dass er auf eigene Kosten 44 Gedenksteine in Leipzig und Umgebung aufstellen ließ. Diese Steine aus Granit und Sandstein tragen Nummern und stehen an den Orten der großen Schlachten. Die gerade Zahl ist mit N gezeichnet, das ist das Erinnern an die Truppen Napoleons, die Steine sind oben abgerundet. Die ungerade Zahl der Apelsteine und gekennzeichnet mit V bedeutet Verbündete, also die Gegner Napoleons. Diese Steine haben oben eine spitz zulaufende Form.
Die Besucher der Auwaldstation waren von der Darstellung der beiden Künstler sehr beeindruckt. Frau Karin Walter dankte den Künstlern und Herr Schönzart überreichte einen von ihm geschaffenen Kupferstich.
aneu