An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag vom Dezember 1841 - vor 175 Jahren - fort:
den 27. December
Die schönen Weihnachtstage sind wieder vorüber (grüne Weihnachten) ja, sie
waren recht schön begünstigt vom heitersten Himmel, durch eine Witterung,
wie sie selten ist. Ich hatte zwar fast 14 Tage in Folge der Lufttemperatur
an Catarrh gelitten, wie mein Mägdlein, doch konnte ich mit meinen Pflegetöchtern
am heiligen Abend der ansehnlichen Christbescherung der Familie Maaß in
Ermlitz, aus deren Hause wir eine Pensionärin haben, beiwohnen (wir kehrten
von da bei schönem Mondschein zurück, als eben mitternächtliches Glockengeläute
unsern Dörfern den Anbruch der heiligen Festzeit verkündigte). Meine Festarbeit
vollbrachte ich mit Gottes Hülfe ganz allein. Am Abend des 1. Feiertags
ward, wie gewöhnlich im Pfarrhause beschert – der Empfangenden wie der Schauenden
waren gar Viele zugegen. (Schon Tags zuvor waren mehrere bedürftige Ortsfamilien
nach Gebrauch mit Victualien [= Lebensmittel d.Ü.] und abgelegten Kleidungsstücken
von der Pfarrfrau bedacht worden). Wie glücklich war ich diesmal auch wieder
einem geliebten Kinde ein besonderes Christbäumchen anputzen zu können!
(Die Tannen waren in Leipzig dießmal verboten, um ihres ungeheuer, den Holzbedarf
immer mehr beeinträchtigenden Verbrauchs willen!) Ich selbst empfing außer
mancher Liebesgabe der Meinigen, ein ansehnliches Geschenk durch die Hand
meines hochwürdigen Herrn Ephorus: eine Gratification des Hohen CultusMinisteriums
für fernere Leitung meines CandidatenVereines im Betrag von 20 Thalern!
Und nachdem ich nun gestern mein geistlich Werk vollbracht, war ich mit
den Meinigen und Schulmeisters auf dem Hofe zu Tische, Kaffee und Abendbrod
(auch die Pfarrfamilien aus Wahren und Freiroda erschienen später). Der
Herr Baron, welcher erst nach dem Feste in die Stadt zu ziehen sich durch
seinen merkwürdigen Kellerbau, den er uns in überraschender Beleuchtung
zeigte, genöthigt worden ist. Eine Ausspielung mannichhaltiger Gewinnste
[=Verlosung verschiedener Gewinne d.Ü.] erhöhete besonders das Vergnügen
der zahlreich anwesenden Kinderwelt.
31. Dec: 1841.
Der Jahresschluß nahet mit dem Freitag dieser Woche; draußen ist’s winterlich
geworden, doch mehr naßkalt und düster, obgleich vorgestern etwas Schnee
fiel.
Soeben habe ich die Aufzeichnung der morgen in Hänichen abzukündigenden
Neujahrsnachrichten vollendet. Ihre Summe ist: anno 1841 wurde in unserm
Kirchspiele 17 Paare aufgeboten, 11 Paare getraut, 38 Kinder geboren, 15
Catechumenen confirmiert, 815 Communicanten abgespeist [= Teilnehmer am
Abendmahl d.Ü.] und 30 Personen beerdigt. Siehe das Abkündigungsbuch. –
Noch einen treuen Diener, den alten Pastor Wlömen in Güldengossa, hat der
Herr über Leben und Tod abgerufen zur ewigen Ernte. Wir aber sind noch hier
und abermals die beglückten Empfänger unzähliger göttlicher Wohlthaten gewesen.
Wie hat er auch mich und mein Haus durch das holde Kindlein gesegnet, das
uns in diesem Jahre geboren ward! Darum Dank und Preis ihm, dem Unveränderlichen,
dem Allweisen und Allgütigen! Ihm befehlen wir vertrauensvoll unsere Wege
und hoffen auf ihn, Amen.