Bismarckturm-Verein Lützschena besucht Bimarcktürme
Mit der Reichsgründung 1871 (Deutsches Reich 1871-1918) gab es keine Grenzen
mehr in Deutschland, keinen Zoll, keine Zeitzonen, es gab eine einheitliche
Währung. Der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck (1915-1898) verhalf
dem König von Preußen zum Titel des Deutschen Kaisers Wilhelm I. Jetzt begann
die moderne Zeit mit der industriellen Entwicklung. In seiner Amtszeit setzte
Bismarck das Gesetz einer einheitlichen Krankenversicherung für die Arbeiter,
später die Invaliditätsversicherung und die Altersvorsorge durch. Bismarck
wurde verehrt, besonders von den Studenten. Diese ahnten eine gute Zukunft
für Deutschland voraus. Der 80. Geburtstag von Bismarck 1915 wurde deutschlandweit
gefeiert. Als Dankbarkeit für die Politik Bismarcks hatten die Studenten
den Plan überall Denkmale zu Ehren Bismarcks im deutschen Land aufzustellen.
Von Hügeln und von Türmen herab sollte man überall auf das neue deutsche
Land schauen. So entstanden von 1815 bis etwa 1920, auch dort, wo die deutsche
Sprache gesprochen wurde, Bismarcktürme.
In Deutschland gibt es von einstmals 184 jetzt noch 146 erhalten gebliebene
Bismarcktürme. In Polen sind noch 17 Türme zu besichtigen. Tschechien hatte
3, sie sind noch alle erhalten. Der Bismarckturm-Verein Lützschena hatte
sich vor Jahren das Ziel gesetzt, jedes Jahr einen Bismarckturm zu besuchen.
Frau Christiane Schneider organisiert seit Jahren die Busfahrt, bisher in
Sachsen, Sachsen Anhalt und Thüringen.
In diesem Jahr am 3.September 2016 ging die Fahrt nach Quedlinburg. Dieser
Turm wurde 1895 auf dem Bleichberg im Zentrum der kirchlichen Parkanlage
Johannishain erbaut. Damals wurde die Parkanlage in Bismarckhain umbenannt.
Nach dem 2.Weltkrieg war die Geschichte um Bismarck negativ belegt. So wurde
der Bismarckturm in Johannisturm umbenannt. Im Jahr 1957 wurde das Hospital
St. Johannis enteignet und der Bismarckturm ging in das Eigentum der Stadt
Quedlinburg über. Der Bismarckturm, damals Johannisturm genannt, war Aussichtsturm,
aber er wurde nicht gepflegt, sodass er 1977 geschlossen wurde.
Von 1992-1994 erfolgte die Sanierung des Turmes. Jetzt wurde sein bisheriger
Name Bismarckturm wieder offiziell. Der Bismarckturm steht nun in der evangelischen
Kirchgemeinde Quedlinburg mit der Parkanlage Johannishain. Die Freunde des
Bismarckturm-Vereins Lützschena haben den Turm gesehen, aber an dem Tag
konnte er nicht begangen werden. Auffallend waren die ungepflegten Wege
um das Umfeld des Turms.
Dann fuhr der Bus weiter nach Halberstadt. Ziel war, dort den Bismarckturm
zu besichtigen. Dieser Turm ist der teuerste Turm in Sachsen Anhalt, der
1905 erbaut wurde. Denn Bismarck war Ehrenbürger der Stadt Halberstadt.
Der 22m hohe Turm wurde auf dem Blankenburger Kopf, einem Ausläufer des
Spiegelberges, errichtet. Um den Turm ist eine aufgeschichtete Terrassenanlage,
diese erreicht man auf einem ca. 3km langen Rundweg durch einen schönen
Laubwald. Die meisten Tagesausflügler erklommen aber den Hügel auf direktem
Wege, der nicht beschwerlich war. Der Bismarckturm in Halberstadt ist majestätisch
rund und hat eine aufgesetzte Kuppel und sieht deshalb besonders aus. Über
der Eingangstür prangt die große Aufschrift „Bismarck“. Nach dem großen
Eingangsbereich führen beidseitig Treppen nach oben, über weitere 26 Stufen
einer Wendeltreppe gelangt bis zur 1. Etage, wo sich die große weitläufige
Plattform unter der Kuppel befindet. Hier hat man einen herrlichen Rundblick
auf die Stadt Halberstadt. Als alle den Turm bestiegen hatten, erfolgte
das obligate Gruppenfoto.
Eine kleine Verschnaufpause gönnten sich die Turmbesucher. Bei schönem Wetter
genossen sie mehrere Schlückchen Sekt, den Frau Christiane Schneider anlässlich
ihres Geburtstages ausschenkte. Danach waren alle froh gestimmt. Alle freuten
sich auf das vorgesehene Mittagessen. Im alten Gutshof (1827 vom Königlich
Preußischen Kammerherrn von Branconi erbaut) in Langenstein wurde ein sehr
gutes Essen serviert.
Ausgeruht und gesättigt kam ein neuer Höhepunkt. Der Ort Langenstein hat,
einmalig in Deutschland, Höhlenwohnungen. Von 1850 bis 1910 hatten junge
Familien, die keine Wohnung fanden, sich ihre Wohnung mühselig in Felsen
eingehauen. Der letzte Bewohner einer Höhlenwohnung starb 1910. Von damals
12 existierenden Wohnungen wurden 2006 sechs Wohnungen wieder ausgebaut
und mit dem damals typischen Mobiliar versehen. Das war eine sehr interessante
Begegnung mit früherer Zeit.
Halberstadt feierte an diesem 3.9.2016 sein Stadtfest. Alle Geschäfte und
Gaststätten waren geöffnet. Zu sehen gab es viel. Die meisten gönnten sich
nach dem Stadtrundgang eine Pause mit Kaffee und Kuchen.
Dann kam die Heimfahrt. Alle fanden den Tag abwechslungsreich und schön.
Frau Schneider wurde gelobt für ihre tolle Organisation. Das wird ihr sicher
Ansporn sein, im nächsten Jahr wieder einen anderen Bismarckturm auszukundschaften.
Wie gesagt, Bismarcktürme gibt es noch viele.
aneu