Leipzig schreibt das Buch der Bücher - neuer Lützschenaer Gemeinderaum als Schreibstube

Ausschnitt des von Herrn Meinl gestalteten Deckblatts

Da am 20. Dezember 1015 der Meissner Bischof Eid in Leipzig verstarb und der Merseburger Bischof Thietmar dies in seiner Chronik festhielt, konnte Leipzig 1000 Jahre Ersterwähnung feiern. Die Religionsgemeinschaften hatten sich dafür ein besonderes Geschenk ausgedacht: die ganze Bibel sollte genau am 20. Dezember, dem 4. Advent, abgeschrieben werden.
Auch die Sophienkirchgemeinde beteiligte sich an dieser Aktion. Da an diesem Sonntag vier Gottesdienste stattfanden, gab es im Anschluss natürlich auch vier Schreibstuben. Die von Lützschena war im neuen Gemeinderaum eingerichtet. Bis zur eigentlichen Einweihung fehlen zwar noch einige Arbeiten an den neuen Toiletten und auch die neue größere Küche sucht noch eine Einrichtung, aber im Gemeinderaum selbst konnte das Ergebnis der Umbaumaßnahmen schon bestaunt werden: Ein neuer Fußboden mit Fußbodenheizung, ein heller freundlicher Anstrich und energiesparende LED-Beleuchtung sowie als wichtigstes auf der Gartenseite, bis zum Boden reichende Fenster und Türen, so dass - besonders die Christenlehregruppen den Pfarrgarten problemlos nutzen können. Ein Dank an alle, die mit vielen Eigenleistungen zum Umbau beigetragen haben, insbesondere auch an die, die noch am Sonnabend vor dem 4. Advent dem Baustaub zu Leibe gerückt sind.
Damit konnte auch das Bibelschreiben mit viel Elan angegangen werden. Die Sophienkirchgemeinde war für das Abschreiben der Apostelgeschichte eingeteilt. Da passte es sehr gut, dass auch Mitglieder von drei syrischen Flüchtlingsfamilien das 9. Kapitel in Arabisch abgeschrieben haben, in denen die Reise von Paulus nach Damaskus geschildert wird.
Ähnlich dramatisch wie heute die Flucht vieler Syrer über das Mittelmeer ist, ist auch die Schilderung von Paulus Schiffsbruch im Seesturm zwischen Kreta und Malta im 27. Kapitel der Apostelgeschichte. Davon ließ sich Herr Meinl vom Lützschenaer Künstlerkreis inspirieren, der dankenswerterweise das Deckblatt für die Abschrift der Sophienkirchgemeinde gestaltete. Dank der Hilfe vieler fleißiger Schreiber waren die einzelnen Seiten bald gefüllt, die nun gebunden und dann in mehreren Bänden an das Stadtgeschichtliche Museum übergeben werden.
Steffen Berlich

Das Abschreiben der Apostelgeschichte im neuen Gemeinderaum (Foto: Anke A. Voigt und Steffen Berlich)