Antike Götter versammeln sich in Lützschena

Außerhalb des Schlossparks, nämlich an der Einmündung des Hundewassers in die Weiße Elster befindet sich das Bildnis einer schönen jungen Frau. Man darf annehmen, dass es sich um die Darstellung der Göttin Venus handelt. Seit dem 4. Jahrhundert. v. u. Z. wurde die griechische Göttin der Liebe, des erotischen Verlangens und der Schönheit Aphrodite von den Römern so genannt. Die Statue ist die einzige Überlebende von Kriegs- und Nachkriegszeit, denn alle anderen Kunstwerke im oder um den Schlosspark fielen Zerstörung oder Diebstahl zum Opfer.

Nun kehren aber die Vermissten nach und nach zurück. Den Anfang machte am 29. April 2011 der Apollino vor der Weißen Brücke am Eingang zum Schlosspark. Die Statue stellt den jugendlichen Apollo dar, in der griechischen und römischen Mythologie der Gott des Lichts, der Heilung, des Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung sowie der Weissagung und der Künste, insbesondere der Musik, der Dichtkunst und des Gesangs.

Ihm folgte am 22. November 2013 die Flora am Dianateich. Sie gehört in den Kreis der Vegetationsgötter, der Götter der Erde und des Landbaus. Außerdem galt sie den Griechen und später den Römern als Göttin der Jugend und des fröhlichen Lebensgenusses, besonders der Getreideblüte und schließlich auch die der Schwangerschaft, deren Symbol die Blüte ist.

Fast zwei Jahre später am 21. Februar 2015 wurde anlässlich des 80. Geburtstags von Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg, Ur-Ur-Enkel des Parkgründers Maximilian Speck, eine weitere Statue enthüllt, der man aber zwei Namen zuschreibt. Einige nennen sie wegen ihrer Gestalt den „Greis“. Die anderen meinen, es handelt sich um „Chronos“, in der griechischen Mythologie der Gott der Zeit. Er versinnbildlicht den Ablauf der Zeit und auch die Lebenszeit, was bei der Figur mit dem sinnenden Blick auch gut zum Ausdruck kommt.

Nun bemüht sich der Förderverein Auwaldstation und Schlosspark e.V. gemeinsam mit dem Ortschaftsrat darum, einen weiteren Gott der Antike auferstehen zu lassen. Das einzige Bild von ihm, das sich im Besitz des Fördervereins befindet, ist eine alte Postkarte mit dem Aufdruck „Lützschena bei Leipzig „Herkules“. Es wird vermutet, dass er zwischen Hundewasser und Neuer Luppe stand, also außerhalb des Schlossparks. Dort soll er auch wieder aufgestellt werden. Zur Deckung der entstehenden Kosten hat der Ortschaftsrat in seiner Sitzung am 8. Juni beschlossen, die Zusicherung zu geben, dass er bereit ist, Gelder aus dem Lastenteilungs-vertrag zusätzlich zu den beantragten Fördermitteln zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich auch hier um eine landschaftspflegerische Maßnahme, für die der Vertrag zwischen der damals politisch selbständigen Gemeinde und der GVZ Entwicklungsgesellschaft mbH (GVZE) geschlossen wurde.


Die griechischen Sagen berichten u. a., dass Herakles, den die Römer später Herkules nannten, aus der Verbindung des Göttervaters Zeus und der Alkmene hervorging. Geboren wurde er in Theben, einer altägyptischen Stadt beim heutigen Luxor. Alkmene setzte den Säugling aus Angst vor der Rache der Hera, der Gattin des Zeus aus. Durch eine List der Schutzgöttin Athene aber wurde der Knabe Hera untergeschoben. Diese erkannte Herakles nicht und säugte ihn aus Mitleid. Dabei sog Herakles jedoch so stark, dass er Hera Schmerzen zufügte und diese ihn von sich stieß. Die Milch spritzte über den Himmel und bildete dort die Milchstraße. Doch mit der göttlichen Milch erhielt der Halbgott Herakles nun übernatürliche Kräfte, die ihn wahre Wunderdinge vollbringen ließen. Zwölf Aufgaben hatte er als Prüfung zu lösen. Den Nemëischen Löwen tötete er, indem er ihm die Kehle zudrückte. Das Fell zog er ihm ab und trug es fortan, was ihn fast unverwundbar machte. Er enthauptete die neunköpfige Hydra, und damit ihr keine Köpfe wieder nachwuchsen, brannte er die Hälse aus. Gut bekannt ist hier auch das sprichwörtliche Ausmisten des Rinder-stalls des Augias. Er löste diese schwere und entehrende Aufgabe, indem er die zwei nahe gelegenen Flüsse Alpheios und Peneios durch den Stall leitete. Nach seinem Tod wurde Herakles in den Olymp aufgenommen, wo er die Unsterblichkeit erlangte, als Gott nun verehrt wurde.

Etwas gab es jedoch, was diesen kräftigen Kerl umhaute, nämlich der Wein. Auf diesem Gemälde des Niederländers Peter Paul Rubens (1577-1640) sieht man, wie der trunkene Herkules von einer Nymphe und einem Satyrn geführt wird. Zu sehen ist dieses allegorische Bild in der Gemäldesammlung Alte Meister in Dresden.

Horst Pawlitzky