Hexerei in Lützschena - ein Prozess aus dem Jahre 1660

1660 fand in Lützschena ein Hexenprozess gegen die Freirodaerin Sibille Thebeß statt. Ihr Patenkind hatte eine schwere Verhaltensstörung; nach heutigem Erkenntnisstand würde man es als epileptische Anfälle diagnostizieren. Sibille Thebeß war Tochter eines Felschers, (ein damaliger Armeearzt), und hatte von ihm medizinisches Wissen erworben. Ein Nachbars-junge hatte beobachtet, dass Sibille Thebeß dem Kind Brot und Fleisch zu essen gegeben hatte. Auch der Pfarrer belastete die Frau schwer. Sibille Thebeß hatte sehr viel in der Lützschenaer Kirche gebetet, was der Pfarrer als Zeichen schlechten Gewissens gedeutet hatte. Auch war er der Meinung, dass das Fleisch, was sie dem Kind zum Essen gegeben hatte, vom Satan sei. Bei der Leipziger Fakultät wurde darauf ein Hexenprozess beantragt. Zuerst wurde Sibille Thebeß verhört, wo sie diese Anschuldigungen zurückwies. Dann kam es zu einer weiteren Anhörung, wo der Frau die Folterinstrumente der hochnotpeinlichen Befragung vorgeführt wurden. Die Absicht bestand darin, schon vor der Folterung ein Schuldgeständnis zu erreichen. Sibille Thebeß blieb aber standhaft, bei einem Schuldein-geständnis wäre sie ja sonst auf dem Scheiterhaufen als Hexe verbrannt worden.
Nun erfolgte die dritte Befragung mittels Folter. Zuerst wurden Sibille Thebeß Daumen-schrauben angelegt. Sie widerstand erneut; nun musste sie aufrecht stehen und ihre Arme vorstrecken. Nun wurden ihre beiden Arme eingeschnürt und zwei Inquisitoren zogen ganz fest zu. Trotz der ihr zugefügten Qualen blieb Sibille Thebeß standhaft und beteuerte nach wie vor ihre Unschuld. Erst jetzt kam das Gericht zu der Erkenntnis, dass diese Frau unschuldig war. Nach diesen beiden Folterungen wurde der Prozess beendet, Sibille Thebeß freigesprochen und aus der Haft entlassen. Über ihr weiteres Schicksal ist leider nichts bekannt, darüber existieren keine weiteren Unterlagen. Sie lebte danach weiter in Freiroda. Welche Auswirkungen die ihr zugefügte Folter auf sie hatte, lässt sich wohl nur erahnen.

Gerald Bär, Heimatverein Lützschena-Stahmeln
Quelle: Vortrag im Sächsischen Staatsarchiv am Tag der Archive vom 8.3.2014; „Hexerei in Lützschena. Ein Prozess aus dem Jahre 1660“

Kirchliche Feiertage-Gedenktage, Aberglaube, Bauernregeln-in der Zeit von April bis Anfang Mai
Kennzeichen für Monat April: “Aprilwetter und Kartenglück wechseln jeden Augenblick“. Und „April, April, der macht, was er will.“
1. April, der Tag, an dem viele in den „April“ geschickt werden, sie werden ironisch belächelt, in die spaßhafte Irre geführt. Am 1.April wird auch der Namenstag Hugo gefeiert. Der Name Hugo ist germanischen Ursprungs, abgeleitet von“ hugi“, bedeutet Verstand, denkender Geist. Am 1. April macht man sich einen Hugo daraus bzw. man kann den anderen zum Hugo machen.
5. April, Namenstag Vinzenz, Herkunft: Vinzenz Ferrer, geb.23.01.1346 in Valencia (Spanien), gestorben 05.04.1419 in Vannes (Frankreich), war Dominikanerpriester, Bußprediger des späten Mittelalters, Lehrer an der Domschule von Valencia. Vinzenz ist Patron der Ziegelbrenner, der Töpfer, der Winzer (Vin-cent), der Seeleute, der Holzfäller und der Schüler. Bauernregel: “Bringt St. Vinzenz Sonnenschein, bringt`s viel Korn und Wein, bringt er aber Wasserflut, ist es für beides nicht sehr gut“. “Wenn St. Vinzenz tritt in die Hall, so bringt er uns die Nachtigall“. Für Leipzig-Lützschena bedeutend: Im Jahre 1321 wurde die Hainkirche in Hainichen (jetzt Lützschena) nach dem heiligen Vinzenz von Saragossa benannt. Dieser war Spanier und als Opfer der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diokletian im Jahre 304 ermordet worden. Der jährliche Gedenktag dieses Märtyrers ist der 22. Januar. Lange war der Name der Kirche in Hainichen nicht mehr bekannt. Nach der Restaurierung in den letzten Jahren wurden Belege gefunden, die auf den Namen St. Vinzenz zurückgehen. Am 21. Mai 2011 erhielt die Kirche den Namen: „Hainkirche St. Vinzenz“.
14. April, Namenstag Lazarus: Herkunft: 1. Hauptgestalt in Jesu Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus. 2. Lazarus von Bethanien (biblischer Ort zwischen Jerusalem und Jericho in Israel, östlich des Ölbergs, Wohnort des Lazarus. Aus dem Lateinischen lacer=zerfleischt, lacero =zerreißen.). Der Bruder von Maria und Martha war Lazarus, den Jesus vom Tode erweckte. Lazarus ist der Patron der Leprakranken, aber auch der Namensgeber von Krankenhäusern und Missionsstationen, besonders von militärischen Krankenhäusern (Lazarett).Bauernregeln: “Bläst der April mit beiden Backen, ist genug zu jäten und zu hacken“.
15. April Kuckuckstag: „Der 15. April- der Kuckuckstag heißen will“. „Am15. April der Kuckuck rufen soll, und müsste er rufen aus einem Baum, der hohl“. Bauernregeln: “Hat der April mehr Regen als Sonnenschein, so wird es im Juni trocken sein“. “Ein nasser April verspricht der Früchte viel“.
2014 18.April - Karfreitag
20.April - Ostersonntag
21.April - Ostermontag
22. April Bauernregel: „Gewitter vor dem Georgstag (23.04.), folgt gewiss noch Kälte nach“.
23. April Georgstag- Bauernregel: „Am Georgstag soll sich das neue Korn schon so recken, dass sich die Krähe drin kann verstecken“. Oder „Der Georgstag, der ist der Pferde Ehrentag“ und „Georgi bringt grüne Schuh“ (Kinder müssen keine Winterschuhe mehr anziehen). „Georg kommt nach alten Sitten auf einem Schimmel angeritten“ (Schimmel = die letzten Schneeflocken des Frühlings). „Aprilflocken bringen Maiglöckchen“. Maiglöckchen, eine der ersten blühenden Blumen, stehen unter Naturschutz, stark duftend, giftig, man gewinnt herzwirksame Medikamente (Glykoside).
25. April Markustag- Bauernregel: „Georg und Markus ganz ohne Trost, erschrecken uns sehr oft mit Frost“ und „Gibt’s an Markus Sonnenschein, hat der Winzer guten Wein“. Und „Wer erst zu Markus legt die Bohnen, dem wird er´s reichlich lohnen, doch Gerste, die sei längst gesät, denn nach dem Markus ist´s zu spät“. Und „Siehst du im April die Falter tanzen, magst du getrost im Garten pflanzen“.
1. Mai internationaler Feiertag der Arbeit, geht zurück auf einen 1888 gefassten Beschluss der American Federation of Labor, den 1.Mai 1890 als sozialen Feiertag zu begehen. Seit 1918 ist der Tag in zahlreichen Ländern zum gesetzlichen Feiertag erklärt worden. In den USA wird der 1. Montag im September als Labor Day begangen.
1.Mai =Maitag Wonnemonat, Maifeiern, volkstümliches Feiern zu Maibeginn, feierlicher Viehaustrieb, Spiele, Umzüge in vielen Orten. Der Ort wird mit dem Maibaum geschmückt. Bauernregeln: „Ist´s im Mai recht kalt und nass, haben die Maikäfer wenig Spaß“. Maikäfer: Gattung der Blatthornkäfer, fliegen an idyllischen Maiabenden, wenn sie sich stark vermehren, schädigen sie Blätter an Obst- und Laubbäumen. „Nasser April und windiger Mai bringen ein fruchtbar Jahr herbei“. Und „Der April die Blume macht, der Mai gibt ihr die Blütenpracht“.
8. Mai 1945 - Tag der Kapitulation Deutschlands, Ende des 2. Weltkrieges, ein Tag des Gedenkens, Bauernregel: „Ein kalter Mai tötet das Ungeziefer und verspricht eine gute Ernte“.
11. Mai -2.Sonntag im Mai, Muttertag, Feiertag zu Ehren der Mutter, fand 1910 von England aus in Amerika Eingang und wurde in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg aus den USA übernommen. Geschäftstag für die Blumenhändler. Bauernregel: „Mairegen bringt Segen, da wächst jedes Kind, da wachsen die Blätter und Blumen geschwind“.
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