Erneuter Brand in der Brauerei

Seit die Sternburg-Brauerei in Lützschena im Jahre 1991 ihren Betrieb einstellte und schließlich in die Hände eines so genannten „Investors“ geriet, verfiel sie immer mehr zu einer Industriebrache, wurde zum Ziel von Vandalen und Buntmetalldieben und nicht zuletzt Opfer von Brandstiftern. Einen ersten Brand gab es am 7. Oktober 2008, als es in einem Gebäudeteil aus dem 19. Jahrhundert brannte. Hier befanden sich Lager- und Büroräume, welche nicht mehr genutzt wurden. Der Verdacht der Brandstiftung lag deshalb nahe, weil zu dem Zeitpunkt der Brauerei die Strom- und Gasanschlüsse schon gesperrt waren. Auch bei dem letzten Brand muss man Brandstiftung vermuten, zumal das neblig-kalte und regnerische Wetter für eine Selbstentzündung nicht begünstigend wirken konnte. Am Abend des 13. Dezember 2013 (ein Freitag – vielleicht doch ein Unglückstag?) wurde die Leitstelle der Feuerwehr um 23:38 Uhr über den Brand des Werkstattgebäudes in der Brauerei informiert. Den angerückten Feuerwehren gelang es trotz anfänglicher Probleme bei der Versorgung mit Löschwasser und durch Einsatz einer Drehleiter den Brand zu löschen. Zum Glück wurde dabei niemand verletzt.


Am nächsten Morgen war der Schaden an dem Gebäude sichtbar. Erbaut wurde es vermutlich um das Jahr 1928, als auch das Sudhaus mit der markanten und mit Kupferblech gedeckten Kuppel entstand. Darauf weisen einige Merkmale in der Gestaltung der Fassaden sowie die Verwendung gelber und roter Backsteine hin. Die unverputzte Wand an der Ostseite erlaubt den Schluss, dass ein Anbau zur Ergänzung des Bauwerks geplant war. Das Dach des Gebäudes, das sehr kostspielig mit Schieferplatten gedeckt war, ist in den letzten Jahren wegen mangelnder Pflege zum Teil eingestürzt, aus den Dachrinnen sind meterhohe Birken gewachsen und Wasser drang in das Mauerwerk ein. Jahrelang standen Dachluken und Fenster offen, was sicher nicht im Sinne der Erhaltung war. Wäre der Verfall weiter so fortgeschritten, dann erschien der Zeitpunkt nahe, dass es nicht mehr zu retten war, der Abriss als die letzte Lösung erschien. Dieser Prozess ist durch den Brand erheblich beschleunigt worden. Dabei steht das Gebäude so wie das Sudhaus und der etwa zur gleichen Zeit entstandene Garagenkomplex unter Denkmalschutz. Das ist nicht unbegründet, denn in seiner Einrichtung entsprächen die Werkstätten auch heutigen Anforderungen. So war im Erdgeschoss eine große Halle, in der schwere Maschinen aufgestellt wurden, ein Arbeitsplatz für einen Schmied eingerichtet war. Für das Schmiedefeuer gab es einen Schornstein, der auch jetzt noch in der Brandruine steht. Die Halle war über große Tore sowohl vom Hof als auch von der Rampe am Anschlussgleis zugänglich, dass man auch große Maschinen oder Baugruppen zur Reparatur in sie bringen konnte. In der Halle gab es an beiden Seiten Galerien, auf den z.B. die Betriebselektriker ihre Arbeitsplätze hatten. In den darüber liegenden Geschossen befanden sich hauptsächlich Lagerräume. Zu ihnen konnte man über Treppen oder einen Aufzug gelangen, der sich in dem Turm mit der Uhr befand. Noch heute befindet sich auf dem Turm die Sirene, welche bei Feueralarm oder Katastrophen in Betrieb gesetzt wurde. Schließlich erfolgte die Heizung aller Räume des Werkstattgebäudes über die Zentralheizung der Brauerei.

Es wundert mich nicht, dass so etwas passiert, denn die Unordnung auf dem Brauereigelände, fehlende Bewachung und der Leerstand erleichtern es Vandalen, Buntmetalldieben und Brandstiftern, dass sie hier ungestört ihr Unwesen treiben können. Gibt es keine Änderung bei der Nutzung, dann ist damit zu rechnen, dass es bald wieder brennt. Zu hoffen ist nur, dass dabei keine Menschen zu Schaden kommen.

Text und Fotos: Horst Pawlitzky