Der Lützschenaer Marienaltar
Gestern - Heute - Morgen
Unter diesem Motto stand die Präsentation in der vollbesetzten Schlosskirche am 27. Juni 2013.
Nach der Begrüßung durch den Schirmherren des Projekts, Herrn Wolf-Dietrich von Sternburg, gab Frau Anke Voigt vom Verein Kunstretter e.V. einen kunsthistorischen Einblick in das Thema am Beispiel ausgewählter spätgotischer Altäre aus Sachsen im Allgemeinen und dem Lutschender Marienaltar im Speziellen.
Daran schloss sich der Vortrag von Herrn Steffen Berlich an, der die bewegte Geschichte des Flügelaltars Revue passieren ließ: Gestiftet um 1470 befand sich der Altar rund 400 Jahre in der Kirche, ehe ihn 1835 Maximilian Speck von Sternburg (1776-1856) an der Außenseite anbringen ließ und er 20 Jahre Wind und Wetter ausgesetzt war.
Oskar Mothes (1828-1903), dem Architekten des Umbaus der Schlosskirche von 1855 ist es zu verdanken, dass der Marienaltar in die Obhut der Gesellschaft zu r Erforschung vaterländischer Sprache und Altherthümer in Leipzig kam und in verschiedenen Depots die Wirren der Zeiten überstand. Eigentümer blieb jedoch - wie 1855 festgehalten und 1857 nochmals in einem Revers bestätigt - die Kirchgemeinde zu Lützschena.
Nachdem ein erster 1938 gestarteter Versuch der Wiederaufstellung durch den Beginn des 2. Weltkriegs und ein zweiter in den 1960er Jahren am Widerstand der DDR-Behörden gescheitert waren, begannen nunmehr 2012 die Voruntersuchungen für einen erneuten Anlauf.
Über diese berichtete anschließend Herr Oliver Titze vom Verein Kunstretter
e.V.: Neben Untersuchungen zu Art und Umfang der Restaurierung wurden auch
Messreihen zur Ermittlung der klimatischen Bedingungen an den beiden möglichen
Standorten der Wiederaufstellung, dem Altarplatz und der Nordwand im Altarraum,
gestartet und bereits ersten Auswertungen unterzogen.
Das als Höhepunkt des Abends enthüllte originalgetreue Modell ermöglicht nun, diese Untersuchungen realitätsnäher fortzuführen und soll gleichzeitig für die Gemeinde eine Gelegenheit sein, sich mit diesem lang entbehrten Stück ihrer Geschichte auseinander zu setzen.
Dass der Marienaltar von vielen Besuchern der Präsentation längst schon ins Herz geschlossen war, zeigte die anschließende Diskussion, in der z.B. der ehemalige kirchliche Baupfleger Dr. Pasch, der in den 1960er Jahren die Renovierung der Schlosskirche leitete, in bewegten Worten von der Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches sprach, der mit der Wiederaufstellung des Marienaltars in Erfüllung gehen würde, denn der von ihm entworfene Altarplatz zielte bereits vor über 50 Jahren genau darauf ab.
Mit der Präsentation des Modells des Flügelaltars ist die Reihe der kleinen Lützschenaer Kirchenführer um die Ausgabe für den spätgotischen Marienaltar ergänzt worden. Der kleine Führer liegt ab sofort in der Schlosskirche aus und kann gegen eine Spende - die der Restaurierung des Marienaltars zu Gute kommt - mit nach Hause genommen werden.
Außerdem sei bereits an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass zum Tag des offenen Denkmals, am 08. September 2013, um 17:30 Uhr das bis dahin erstellte Restaurierungskonzept vorgestellt wird. Dazu sind schon jetzt alle Leser des Auenkuriers herzlich eingeladen. Steffen Berlich
Am 27. Juni wurde das Modell des Marienaltars (hier im geschlossenen Zustand)
feierlich enthüllt.
Foto: Kunstretter e.V.
Geöffnet ist die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind umgeben von 8 Heiligen
sowie den 12 Aposteln zu sehen
Foto: Steffen Berlich
Begrüßung der Besucher der Präsentation durch den Schirmherren, Wolf-Dietrich
von Sternburg,
Foto: Kunstretter e.V./ Steffen Berlich
Nach der Präsentation wird das Modell des Marienaltars von vielen Besuchern
aus der Nähe betrachtet
Foto: Kunstretter e.V.