Die Chronik von Pfr. Ernst Moritz Reichel enthält für das Jahr 1863 – seinem Sterbejahr – nur wenige Einträge. Wir fügen deshalb an dieser Stelle Abschnitte aus dem Jahr 1833 ein:

Den 2. April wurden von 6 Weinsenkern, vom Hofgärtner Gevatter Kerst gefälligst mir überlassen, an dieß Spalier 4 Stück gelegt; so wie ich vorige Woche die ersten Apfelkerne, als Grundlage zu einer künftigen Baumschule, im Garten gesteckt habe. Vorgestern kam auch Louise Neitzsch noch zu uns in[s] Haus; Einnehmer Köppings verstanden sich auf Kindererziehung nicht, und schienen die Sache überdrüssig zu seyn, oder auch Befürchtungen wegen Zollveränderungen zu hegen – wer weiß?
Am 8ten. Mai, an welchem Tage, wie gewöhnlich, durch sämt. verehr. Familienmitglieder das Geburtstagsfest der Frau Bar. v. Speck-Sternburg festlich begangen wurde, überreichte dieselbe mir, dem Pastor, das bereits voriges Jahr (s. pag. 8. unten) so wohlwollend verheißene
Capital von Einhundert Thalern Pr. Cour. - sage: 100 Rt.
als Legat für unsere Gemeinden Schule zu Hänichen. Dasselbe soll auf sichere Hypothek angelegt werd. von den Interessen aber jährlich an diesem Tage dem Schul-Inventario irgend ein nützlicher und notwendiger Zuwachs an Büchern pp. angedeihen, worüber der Pastor stets zuvor mit der gnädigen Frau Rücksprache zu nehmen hat. Auch ist diese Legaten-Feier Sonntags zuvor von der Kanzel abzukündigen. Heil der preiswürdigen Geberin!
Seit Anf. Mai ist die herrlichste Frühlingswitterung nach vielen rauhen Tagen eingetreten: daher die köstliche reichliche Baumblüthe schnell vorübergehet. Weit und breit herrscht noch immer die Grippe, eine catarrha. Krankheit, von der auch wir fast Haus für Haus auf Tage u. Wochen befallen gewesen sind. Rauher Hals, angeschwollene Drüsen, Husten, Schnupfen u. anhaltende Mattigkeit in den Glieder[n] waren Hauptsymthome der Grippe, welche nur bei Diätfehlern p. sich tödlich gezeigt hat.