Seit wann gibt es Sternburg-Bier?
Die Ansichten darüber gehen weit auseinander. So meinte man im Magazin der Industrie und Handelskammer Leipzig „Die Wirtschaft“ im Heft 9/2012 es seien 150 Jahre, seit die Sternburg Brauerei in Leipzig-Reudnitz besteht. Und dort wurde am 31. August 2012 ein Brauereifest anlässlich des 190-jährigen Jubiläums der Marke Sternburg gefeiert. Beides ist falsch, was mich zu folgender Richtigstellung veranlasst:
Seit wann Bier in Lützschena gebraut wird ist nicht genau bekannt. Belegt ist aber, dass es seit 1756 eine zum Gut Lützschena gehörende Brauerei gibt und diese 1785 das Privileg erhielt, ihr Bier in Leipzig verkaufen zu dürfen. Im Ergebnis einer Zwangsversteigerung erwarb der Leipziger Wollhändler Maximilian Speck am 22. Januar 1822 das Gut Lützschena mit der zugehörenden Brauerei. Auf Erlass des bayerischen Königs wird der Rittergutsbesitzer Maximilian Speck am 1. Februar 1829 wegen seiner Verdienste um die Verbesserung der Landwirtschaft in den bayerischen Freiherrenstand erhoben und darf von nun an den erblichen Namenszusatz "von Sternburg" führen, das Wappen der Familie wird in die bayerische Adelsmatrikel eingetragen. Frühestens von diesem Zeitpunkt an könnte der Name Sternburg mit dem Bier aus Lützschena in Verbindung stehen. 1836/1837 wird am späteren Standort zwischen Hallescher Straße und Radefelder Weg in Lützschena eine neue Brauerei und Mälzerei nach den Plänen eines Münchner Braumeisters errichtet und die Gutsbrauerei dorthin verlagert. Maximilian Speck von Sternburg schreibt in seinem 1842 gedruckten Buch „Landwirthschaftliche Beschreibung des Rittergutes Lützschena bei Leipzig mit seinen Gewerbszweigen“ über „Lützschenaer-Baiersches Lagerbier“. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts war mit dem zunehmenden Wettbewerb auf dem deutschen Biermarkt vielleicht die Notwendigkeit entstanden, verstärkt nach Markenschutz zu streben, also auch für das in Lützschena gebraute Bier. Herauszufinden, wann das nun wirklich geschah, das ist sicher eine interessante Aufgabe für die „Sterni-Fans“. Danach könnte man die Jubiläen zu belegbaren Daten feiern und nicht, wenn einer Geschäftsleitung im Interesse der Steigerung des Umsatzes danach ist.
Horst Pawlitzky
siehe auch: Geschichte der Brauerei
in Geschichte und Gesicht