Fledermausnacht im Schlosspark
Anlässlich der internationalen "Batnight" hat die Auwaldstation
am letzten Augustwochenende zu einer abendlichen Fledermausexkursion in
den Schlosspark Lützschena eingeladen.
Bereits seit den 90er Jahren werden weltweit Fledermausnächte veranstaltet,
um auf die Besonderheiten und Belange der gefährdeten Säugetiere aufmerksam
zu machen.
Die Exkursion im Schlosspark wurde von dem Biologen Ronny Wolf geführt.
Er arbeitet an der Universität Leipzig als Spezialist für Kleinsäuger. Zusammen
mit Kollegen führt er im Jahr mehrere Fledermausfänge und -beringungen durch,
um die verborgen lebenden Tiere und deren Vorkommen zu erforschen.
Uns Laien riet er jedoch davon ab, Fledermäuse anzufassen. Zum einen sollten
die kleinen Tiere nicht unnötig beunruhigt werden, zum anderen können Bisse
größerer Exemplare sehr schmerzhaft sein. Überdies können durch Bisse Krankheiten
übertragen werden. Kommt man dennoch in die Lage beispielsweise ein in der
Wohnung verirrtes Tier zu befreien, sollten dicke Handschuhe getragen werden.
Außerdem erfuhren wir, dass unser Leipziger Auensystem Lebensraum für eine
Vielfalt an Fledermausarten ist. Allein im Naturschutzgebiet Burgaue wurden
im Rahmen der Forschungen am Auwaldkran 14 Arten erfasst. Vergleichsweise
gibt es in ganz Sachsen 20 Arten.
Für den Laien, so Wolf, ist es schier unmöglich eine Art genau zu bestimmen,
selbst mit dem sogenannten Bat-Detektor. Denn viele Arten unterscheiden
sich in Größe sowie Ruffrequenzen nur geringfügig.
Doch gab es auf der Exkursion nicht nur Informationen... An einer alten
Rotbuche zeigte uns der Biologe eine besetzte Wochenstube. Ein breiter Kot-Streifen
am Stamm verriet das Vorkommen der Tiere, die in ein mit dem bloßen Auge
kaum sichtbaren Astloch einer scheinbar gesunden Buche hinein schlüpfen.
Als wir den Baum näher betrachteten, entdeckten wir sogleich mehrere Fledermäuse,
die über unseren Köpfen kreisten. Der Detektor machte für uns Ortungs- und
Soziallaute deutlich hörbar. Die Tiere scheinen kurz davor zu stehen die
Wochenstube aufzulösen und in die Winterquartiere aufzubrechen und sind
deshalb untereinander besonders kommunikativ, so Wolf.
Es könnte sich hier um den großen Abendsegler, um das Braune Langohr oder
eine andere Art gehandelt haben. Gewissheit hätte jedoch nur ein Fang gebracht,
worauf wir jedoch bewusst verzichteten. Damit wir dennoch ein Exemplar aus
nächster Nähe betrachten konnten, hatte er zwei Präparate von der Breitflügel-
und von der Wasserfledermaus sowie zwei Schädel mitgebracht. Beim Betrachten
der spitzen Zähnchen waren sich alle einig, dass man auf einen Biss gut
verzichten kann.
Weiter erläuterte
Wolf, dass der Schlosspark mit seinem alten Baumbestand, vor allem die großen
Lücken zwischen Baum- und Krautschicht ideale Jagdgebiete für Fledermäuse
darstellen.
An der angrenzenden Weißen Elster entdeckten wir zudem, wie eine Wasserfledermaus
dicht über der Wasseroberfläche jagte. Hier ist sich der Biologe mit der
Art auch ohne Fang sicher. Nur Wasserfledermäuse, übrigens Auwaldtier 2004,
jagen so dicht, schnell und zick-zack-artig über der Wasseroberfläche.
Die anderen Gewässer im Park sind im Moment leider aufgrund ihrer dichten
Teichlinsendecke nicht als Fledermausjagdgründe geeignet. (Noch ein Grund
mehr für den Förderverein Auwaldstation die Sanierung der Gewässer voranzutreiben!)
Als Wolf näher auf die Nahrung der Flattertiere zu sprechen kam, wuchs unsere
Sympathie für die Tiere ins unermessliche. Mehrere hundert Mücken kann ein
Exemplar der Mückenfledermaus in nur einer Nacht verspeisen!
Viele erkundigten sich sogleich, wie sie am besten den nützlichen Insektenfressern
helfen können.
Zum Einen können als Ersatz für mangelnde Spalten und Höhlen Fledermauskästen
angebracht werden. Das Holz sollte jedoch unbedingt sägerau sein, der Einschlupfspalt
sollte eine Breite etwa von der Größe einer Haselnuss haben und der Kasten
darf nicht in der direkten Sonne aufgehängt werden, so der Biologe. Zum
anderen bewahrt der Verzicht auf schädliche Holzschutzmittel die Tiere vor
elendigen Qualen, die meist mit dem Tod enden.
Außerdem fügte der Biologe hinzu, dass Fledermäuse auf keinen Fall im Winterschlaf
gestört werden dürfen, auch wenn sie mit Raureif überzogen sind. Ein unnötiges
Aufwecken inmitten des Winterschlafes kostet die Tiere sehr viel Energie,
so dass sie für die Tiere oftmals nicht mehr ausreicht, um sich ein anderes
Quartier zu suchen und den restlichen Winter zu überdauern.
Zum Ende der Exkursion wurde uns außerdem eine ehemalige Wochenstube in einer umgestürzten Linde gezeigt. Fast 3 Meter mächtig ist die Kotschicht in dem ausgehöhlten Stamm. Vermutlich haben die Tiere hier viele Jahrzehnte ihre Wochenstube gehabt.