An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit den Einträgen vom Juni und Juli 1862 fort:

Juni, nach mehreren Gewittern naß und kalt, so daß die Heuernte sehr spärlich ausfiel, obschon keine Ueberschwemmmung eintrat.
Juli wurde durch einen 9tägigen Besuch unsers geliebten Königs ausgezeichnet, welcher in seinem neuem Palais – unter prächtig geschmückten Umgebungen, residierte, u. täglich Ausflüge an interessante Punkte (Schlachtfeld), auch Städte (Pegau, Trebsen, Brandis etc.) u. zu merkwürdigen Etablissements u. Anstalten (in u. bei Leipzig, z.B. Plagwitz, Möckern und Leutzsch p.) machte, u. natürlich bei allen diesen Gelegenheiten vielfach geehrt, angeredet u. überrascht wurde, und durch sein genaues Eingehen auf alle Einzelheiten der Beschauung ebenso auch hier allgemeine Bewunderung wie durch seine große Leutseligkeit allenthalben eine herzliche Zuneigung gegen seine verehrte Person erweckte. Am 6. Juli fuhr derselbe über Möckern, Wahren (dejeuner [franz. Frühstück d.Ü.] bei der Königseiche), Leutzsch (Landeswaisenhaus) weiter nach Markranstädt etc. so daß wir freilich hiesigen Orts nicht so glücklich waren, den threuen Landesvater begrüßen und ehren zu können.