An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag vom Mai 1862 fort:
6. Mai. Lange haben wir ein so zeitiges u. schönes Frühjahr nicht erlebt,
denn schon ist die Natur allenthalben weit vorwärts im Jahren, die Baumblüthe
vorüber, nicht ohne Gefährde bei mehreren kalten Nächten mit einigen Graden
Frost. Noch aber sind die Aussichten auf ein fruchtbares Jahr ungemindert.
Schon haben in der Ferne Ungewitter Schaden angerichtet, wir blieben in
Gnaden verschont. Eine Feuersgefahr, die uns vorigen Sonntag Nachmittag
drohete, als im nahen Fischereigutstalle ein Feuer ausbrach, wurde bei schneller
Hülfe, nahem Wasser u. abgehendem Winde, bald glücklich beseitigt. Anhaltend
schöne Witterung bei Ostwind ist aus dem April in den Wonnemonat mit herübergekommen;
schon haben wir eine Wärme von 17 u. mehr Grad gehabt.
Unsere theure Herrschaft bewohnt längst das prachtvolle neue Herrenhaus,
in welchem die verehrte Frau Baronin bereits im Februar d. J. ihre Wochen
(entbunden vom achten Kinde, 7n. Sohn [Wolf Rudolph Freiherr Speck von Sternburg,
* 03.02.1862, †15.10.1947d.Ü.]) halten konnte. Bald werden sie ein Bad in
England besuchen (Redgar bei Leeds), wohin sie in Begleitung lieber Verwandten
die ihnen zur Pfingstzeit Besuch gemacht, im Juni abreisten, als eben kurz
zuvor in London eine abermalige große Ausstellung p. eröffnet worden war.
April und Mai: anhaltend warm und trocken (bis zum anhebenden Futtermangel).