Verdienstvolle Bürger von Lützschena-Stahmeln
Eine der aktiven Frauen in Lützschena –Stahmeln ist Frau Angelika Wächtler.

Geboren und aufgewachsen in Parchim (Mecklenburg) zeigte Angelika Wächtler als Jugendliche bereits handwerkliche und organisatorische Fähigkeiten. Der Vater hatte ihre Stärken erkannt (zu seinem Leidwesen war kein Sohn in der Familie) und befürwortete ihren Berufswunsch. Sie wollte Eisenbahner werden. Der Großvater und Urgroßvater von Frau Wächtler waren auch bei der Eisenbahn beschäftigt. Die Gene zur Bahntradition setzten sich durch. So absolvierte Frau Wächtler von 1963 bis 1965 die Lehre bei der Deutschen Reichsbahn und wurde Betriebs- und Verkehrseisenbahner (heute Ausbildung zum Fahrdienstleiter). Anschließend erfolgte ab 1966 ein 3-jähriges Fachschulstudium. Im Jahr 1969 war sie dann Betriebs- und Verkehrsingenieur. Dieses Studium in Gotha war sehr umfangreich und wurde 1992 gesamtdeutsch mit dem Titel Dipl.-Ing. (FH) für Eisenbahnwesen anerkannt. Ab 1969 war Frau Wächtler im Reichsbahnamt Leipzig in verschiedenen Funktionen (Betriebsdienst, Betriebswesen, Bahnhofskontrolle, Rangierdienst und Rangierkontrolle) tätig. Sie war einsatzbereit für alle diese Funktionen, überall wo Not am Mann war, sprang sie ein.
Mit der friedlichen Revolution 1989 änderte sich für Frau Wächtler vieles. Beruflich stieg sie in den zentralen Einkauf der Deutschen Reichsbahn (DR) ein. Bis dahin hatte sie in der DDR gelernt, den Mangel zu verwalten, jetzt konnte sie sich von den zahlreichen Möglichkeiten für Bau- und Ersatzteilfragen bei der Eisenbahn überzeugen. Weiterbildungen in westdeutschen Einrichtungen der Deutschen Bundesbahn (DB) folgten. Sie lernte bald freundliche Kollegen der DB kennen und stellte aber auch fest, dass 40 Jahre Teilung Deutschland Sprachunterschiede, sowohl in der Umgangssprache als auch in den fachlichen Begriffen der Eisenbahn hervorgebracht hatten. Eine Annäherung der DR und der DB vollzog sich von 1990-1992. Frau Wächtler hatte ein umfangreiches berufliches Wissen mitgebracht und beherrschte bald die neuen Verwaltungsstrukturen. So war sie von 1992-1997 bei der Reichsbahndirektion Halle tätig und arbeitete an den Schnittstellen Verkehrsdienst (theoretische Seite der Eisenbahn) und Betriebsdienst (Durchführung). Ab 01.01.1997 wurden die Direktionen der Deutschen Reichsbahn aufgelöst und zur Niederlassung Süd-Ost Netz der DB (Dresden, Halle, Erfurt; Magdeburg) mit Sitz in Leipzig eingerichtet. Frau Wächtler arbeitete im Neuererwesen (Ideenmanagement) der DB, absolvierte eine neue Ausbildung für Technik und Instandhaltung und war deshalb für Kontrolle und Koordinierung von Baumaßnahmen, für Umbau und Neubau von Gleisbauarbeiten, Kontrolle von Instandhaltung, für den Einsatz neuer Technik verantwortlich, damit geplante Baumaßnahmen zeitgerecht beendet werden konnten. Aus gesundheitlichen Gründen beendete sie vorzeitig ihr Berufsleben am 31.12.2008.
Für Frau Wächtler gab es aber keinen Stillstand in ihrer Aktivität. Seit der Heirat mit einem Lützschenaer, der auch Eisenbahner ist, lebt sie seit 1968 in Lützschena. Sie gibt zu, dass sie bis 1989 kein gesteigertes Interesse an Lützschena an sich verspürte. Seit 1973 hatte sie Mutterpflichten, diese und der Beruf waren für sie vordergründig.
Das änderte sich mit der politischen Veränderung in der DDR. Vor der Kommunalwahl im März 1990 gab es bei einer Versammlung für sie ein entscheidendes Umdenken. Durch den damaligen Pfarrer Pappe und andere in der neuen Politik sich engagierende Bürger bestritten sie die Bürgerinitiative Wahlen (später Bürgerinitiative 1990), in der sich Frau Wächtler tatkräftig einbrachte. Diese Bürgerinitiative besetzte dann sofort in Mehrheit den Gemeinderat. Auf Drängen der Mitglieder wurde Frau Wächtler Gemeinderatsvorsitzende. Herr Bäsler wurde 1990 Bürgermeister von Lützschena, 1994 erfolgte der Zusammenschluss mit Stahmeln. So gab es neue Aufgaben für beide Ortschaften zu lösen. Abgesehen von den monatlichen Gemeinderatssitzungen kontrollierte und koordinierte Frau Wächtler die sich gebildeten Ausschüsse (Soziales, Schule, Wirtschaft, Bau u. a.). Die Gemeinschaft aller Bürger sollte gefördert werden. Im Jahr 1980 hatte Lützschena schon eine sehr schöne 700-Jahr-Feier des Ortes organisiert, damals hatte sich der Klampfenchor gebildet. Alle Bürger strebten an, den Gemeinschaftssinn darzustellen in Form eines neuen Heimatfestes. 1993 wurde der Festausschuss als GbR gegründet, 1997 ein Heimatsportfest ausgerichtet. 1998 wurde der Heimatverein Lützschena-Stahmeln e.V. gegründet, u.a. mit dem Ziel der Durchführung von Heimatfesten. Überall war Frau Wächtler maßgeblich beteiligt. Von Anfang an war sie im Vorstand des Vereins. Die Verwaltung der Finanzen oblag ihr vom ersten Tag an bis jetzt. Sie ist also die Schatzmeisterin des Vereins. Alle Aktivitäten für Lützschena und Stahmeln meisterte sie neben ihrer umfangreichen beruflichen Aufgabe.
Eine Veränderung gab es mit der Eingliederung von Lützschena-Stahmeln zu Leipzig am 01.01.1999. Denn jetzt galt und gilt es, alle Unterlagen, Urkunden und wertvolle Akten (z. B. Landkarten), die Lützschena und Stahmeln betreffen, zu sichern und in einem Archiv zu deponieren. Das erfordert Zeit und Geduld. Die Stadt Leipzig hilft mit Personal, welches durch AB-Maßnahmen eingesetzt wird. Aber diese Personen sind leider nur befristet für diese Arbeit eingesetzt. So obliegt es allein dem Förderverein Schlosspark und Auwaldstation e.V. und dem Heimatverein Lützschena-Stahmeln e.V. einen Beitrag zur Sicherung der örtlichen Gemeinschaft zu leisten. Viele Akten gingen in das Archiv der Stadt Leipzig. Aber der Heimatverein sichert ebenso die wertvollen Zeugnisse der Geschichte von Lützschena und Stahmeln. Die Schatzmeisterin Frau Wächtler überwacht die Finanzen für Heimatfest und arbeitet mit im Archiv des Vereins. Sie setzt sich ein für die personelle Besetzung des Heimatvereins, dieser soll Ansprechpartner für alle Bürger sein. Der Heimatverein soll bestehen bleiben, er muss die Geschichte der Ortschaft weiterführen und begleiten. Frau Wächtler ist unermüdlich dafür tätig. Sie will noch lange diese Aufgabe meistern. Um aktiv und gesund zu bleiben, macht sie Sport in einem Studio. Sie hat reichlich Arbeit in ihrem Garten und achtet auf gesunde Ernährung. Sie aktiviert alle Vereinsmitglieder und Bürger, den Heimatverein in jeder Form zu unterstützen und wirbt für die Integration von Neubürgern. Junge Leute sind angesprochen, die Geschichte unserer Ortschaft zu wahren. Der Heimatverein Lützschena-Stahmeln braucht junge Mitglieder. aneu