Der Siedlerverein Stahmeln e.V. ist 20 Jahre alt
Ende Januar feierten 57 Wochenendsiedler und Eigenheimbesitzer die Gründung
ihres Vereines. Zu DDR-Zeiten wurde ihnen von der Gemeinde Stahmeln das
Nutzungsrecht für Grund und Boden überlassen und mit einer Urkunde vom Rat
des Kreises schriftlich bestätigt. Jedoch mit den neuen politischen Gesetzmäßigkeiten
durch Zusammenschluss von BRD und DDR 1990 änderte sich für die „Häuslebauer“
vieles.
In der DDR wurde versäumt, die Grundbücher zu vervollständigen. Auch in
Stahmeln gab es Rückgabeansprüche auf Grund und Boden von Alteigentümern,
deren Nachfahren in den alten Bundesländern lebten. Nach neuen juristischen
Bedingungen waren alle Häuserbauer vor die Notwendigkeit gestellt, den Grund
und Boden, auf dem ihr Haus stand, zu kaufen, um ins Grundbuch eingetragen
zu werden. Es galt Eigeninitiative zu entwickeln. Diese Eigeninitiative
entwickelte Frau Gisela Zschelletzschky. Ihr und anderen aktiven Mitgliedern
gelang es, sich in dem Wust von neuen Verordnungen und Gesetzen zurechtzufinden.
Das wichtigste war, mit dem Landesverband Siedler zusammenzuarbeiten, der
sich vor einigen Jahren in Verband Wohneigentum Sachsen e.V. umbenannte.
Zur Gründungsversammlung am 24.01.1992 wurde die Satzung des Vereins beschlossen
und Frau Gisela Zschelletzschky zur ersten Vorsitzenden gewählt. Nur als
eingetragener Verein konnte man seine Rechte wahrnehmen. Alle Hausbesitzer
(egal ob von Eigenheim oder Wochenendhaus) wollten bald ihr Grundstück,
welches schon jahrelang von ihnen gepflegt worden war, kaufen. Aber das
war nicht so leicht. Wenn vor dem 18.10.1989 der Grund und Boden in redlicher
Weise erworben wurde (nachweislich durch Urkunde), hatte der Alteigentümer
kein Recht auf Rückübertragung. Eigenheime, die überwiegend in Eigenleistung
errichtet worden waren, konnten bald mit Unterstützung des damaligen Bürgermeisters
von Stahmeln, Herrn Holger Peschel, in die Grundbücher eingetragen werden.
Auch die Wochenendhausbesitzer zeigten Interesse am Kauf ihrer Pachtgrundstücke.
Für sie galt es, die großen Grundstücke zu zergliedern, damit ihre Scholle
von etwa 500-600 m2 Größe bald gesetzlich ihr Eigentum werden konnte. Das
bedeutete für die Betroffenen, Fachleute zu finden, die Vermessungen und
Begutachtungen durchführten. All das musste notariell beglaubigt werden.
Der Landesverband Sachsen Siedlerverein e.V. mit der damaligen Geschäftsführerin
Frau Buchholz, (die jetzt Ehrenmitglied im Stahmelner Siedlerverein ist),
leistete bei diesem Prozess aktive Unterstützung. Immer musste der sich
ständig änderten Gesetzeslage Rechnung getragen werden.
Bis zum Jahre 1994 erfolgten 49 Einträge von Flurstücken in Stahmeln ins
Grundbuch. Nicht alle Bungalowbesitzer in Stahmeln haben damals die Möglichkeit
des Kaufs der Grundstücke genutzt, sondern sind bei ihren Pachtverträgen
geblieben. Diese Verträge haben erst einmal Bestandsschutz bis 2015.
Es gibt zurzeit 57 Mitglieder im Siedlerverein Stahmeln, die ein Eigenheim
oder ein Wochenendhaus besitzen. Trotz unterschiedlicher Eigentumsverhältnisse
hielt die Solidargemeinschaft, die sich in den Jahren 1990-1994 gebildet
hatte, über die Jahre zusammen. So haben Vereinsmitglieder u. a. die Freien
Wählergemeinschaft Lützschena und Stahmeln gegründet und sich aktiv an der
Kommunalwahl beteiligt.
Der Verein hat maßgeblich den Bau der ursprünglich geplanten Recycling-Anlage
(damalige Deponie der LVB) stadtauswärts rechts an der B6 verhindert. Das
danken alle Bürger von Lützschena und Stahmeln heute noch. Die Schießanlage
eines Sportvereins in Stahmeln in Nähe der Burgaue hatte viele Anwohner
durch den Lärm verärgert. Sie konnte u. a. durch Mitwirken von Vereinsmitgliedern
beseitigt werden. Gegen Staub und Lärm setzt sich der Verein auch heute
noch ein. Aktive Mitglieder arbeiten in der Bürgerinitiative „Gegen die
kurze Südabkurvung“ und „Gegen Flug- und Bodenlärm“ mit.
Der Verein organisiert viele Veranstaltungen für seine Mitglieder. Gemeinsame
Ausflüge, Besichtigungen von neuen Projekten in Leipzig und Vorträge bereichern
das Vereinsleben. Monatlich erscheint eine Fachzeitschrift für Garten- und
Hausgestaltung, alle Mitglieder erhalten diese kostenlos.
Der Mitgliedsbeitrag von 32 €/Jahr wird von Frau Ilse Pluntke, die gleichzeitig
Kassenprüfer im Landesverband Sachsen ist, kassiert. Herr Klaus Ranft arbeitet
im Landesverband in der Arbeitsgruppe Wochenendsiedler. Und alles koordiniert
und leitet der jetzige 1.Vorsitzende, Herr Udo Berger. Seine Aktivität -
auch in den oben erwähnten Initiativen- ist unermüdlich. Dabei gibt es eine
gute Zusammenarbeit mit dem Siedlerverein Lützschena.
Der Siedlerverein Stahmeln war an der 725 Jahrfeier von Lützschena aktiv
beteiligt. Den Umzug am 06.09.2003 haben noch viele Bürger von Lützschena-Stahmeln
(auch Neubürger von Lützschena und Stahmeln) in guter Erinnerung. Zusätzlich
bringt sich der Verein bei der Gestaltung des Heimatfestes und des Schlossparkfestes
in Lützschena ein.
Es gibt regelmäßige Sitzungen des Vorstandes des Vereins. Der 20. Jahrestag
der Gründung des Vereins wurde für alle Mitglieder und deren Angehörige
am 04.02.2012 im Saal des Kulturhauses „Sonne“ in Schkeuditz festlich begangen.
Die Zusammenarbeit mit dem Siedlerverein Lützschena hat sich gut entwickelt.
Viele Veranstaltungen wollen beide Vereine in Zukunft gemeinsam organisieren.
Der Siedlerverein Stahmeln kann auf eine sehr interessante Gründungsgeschichte
verweisen. Die Probleme der damaligen Zeit haben alle Mitglieder stark verbunden.
Dieser Zusammenhalt beweist sich in den vielen Aktivitäten zahlreicher Mitglieder.
Dank des rührigen Vorsitzenden,
Herrn Udo Berger und des Vorstandes, wird der Verein ein weiteres glückliches
Bestehen haben. Neben den Vereinsmitgliedern selbst können auch die Bürger
von Lützschena-Stahmeln aktiv an den Veranstaltungen des Vereins teilnehmen.
aneu