Frauentag

Verdienstvolle Frauen im Arbeitsleben - Schwester Ina Theuerkorn

Viele Frauen sind als Partnerin neben ihrem berufstätigen Partner auch selbst in verantwortungsvoller beruflicher Position. Und nicht wenige dieser Frauen sind gleichzeitig gute Hausfrauen und sorgende Mütter.
Eine dieser Frauen aus unserer Mitte –aus Lützschena- wird hier vorgestellt.
Frau Ina Theuerkorn, fast allen Bürgern in Lützschena und Stahmeln, auch zum Teil in Schkeuditz bekannt, ist die ehemalige soziale Mitarbeiterin Schwester Ina. In der DDR hieß sie schlichtweg Gemeindeschwester. In diesem Wort steckt schon die Aufgabe einer fürsorglichen Person, die der gesamten Gemeinde gut tut. Schwester Inas Lebensweg ist bezeichnend für die aufopferungsvolle Aufgabe vieler Pflegepersonen, die Probleme zur Lösung bringen.
Frau Ina Theuerkorn ist in Lützschena geboren, hier zur Schule gegangen und beendete die Schule mit einem erfolgversprechenden Abitur in der Oberschule in Schkeuditz. Ihr Wunsch war, Medizin zu studieren, um später Kinderärztin zu werden. Aber es kam anders. Das praktische Jahr vor dem Studium, welches vor einem Medizinstudium damals Pflicht war, zeigte ihr auch die verantwortungsvolle Seite des Pflegeberufes. So absolvierte sie die Schwesternschule im Krankenhaus St. Georg und die praktische Ausbildung in der Universitätsklinik. Die Ausbildung schloss sie nach 2 Jahren erfolgreich ab und war Krankenschwester. Nun galt es aber Kompromisse zu machen, denn nach Heirat, der Geburt eines Sohnes folgte 3 Jahre später die Geburt von einem Zwillingspärchen. Jetzt war ein Studium nicht mehr möglich. Frau Theuerkorn arbeitete als Schwester im Krankenhaus Schkeuditz auf verschiedenen Stationen und konnte sich sehr viel praktische Erfahrung aneignen.
So war es folgerichtig, sie wurde 1973 die Gemeindeschwester von Lützschena. Jetzt galt es, kranke und insbesondere alleinstehende Menschen zu pflegen, das Umfeld für diese Menschen mit Hilfe von Nachbarn erträglich zu gestalten. Dabei arbeitete Schwester Ina mit den damals ortsansässigen Ärzten (Dr. Baehr in Wahren und Dr. Biskupski in Lützschena) zusammen. Ansprechbar war Schwester Ina in ihrem Büro zu festgelegten Zeiten, sodass jeder Zugang zu ihr hatte. Von 1973 an bis zu ihrem beruflichen Ausstieg im Jahr 2005 ist sie mit ihrem Büro mehrmals umgezogen. Das 1.Büro war im damaligen Hilde-Coppi-Heim, heute Bürgerhaus Am Elsterberg 7. Dort waren auch der Kindergarten und die Schulküche untergebracht. Später hatte Schwester Ina ihr Büro in einem alten Haus am Kalten Born, dort war zuvor die ehemalige Kinderkrippe. In diesem Haus waren also jetzt die Gemeindeschwesternstation, der Jugendclub und der Ortspolizist (ABV) untergebracht. Später zog die Gemeindeschwester in die 1.Etage des Eckhauses Hallesche Straße/An der Schäferei (dort ist jetzt die Tierarztpraxis).In dieser 1.Etage hatten die Kinderärztin Frau Dr. Schleif, die Allgemeinmedizinerin Frau Dr. Pomper und die Zahnärztin Frau Dr. Knapp jeweils ihre Praxis. Da war der Kontakt zwischen Ärzten und Gemeindeschwester noch enger. Schwester Ina half mit in der Sprechstunde bei Krankheitstagen der Sprechstundenschwestern, sie arbeitete in der Mütterberatung, bei Schuluntersuchungen und überall dort, wo sie gebraucht wurde. Aber ihre Arbeit als Pflegeperson für kranke Menschen musste sie auch bewältigen. Das alles war ein sehr umfangreiches Programm. Drei zusätzlich eingestellte Schwestern erleichterten später die Arbeit. Die Leiterin blieb Schwester Ina, die Gemeindeschwesterstation war verwaltungsmäßig an das Krankenhaus Schkeuditz angeschlossen.
Nach der Wiedervereinigung Deutschland wurde 1990/91 die Sozialstation gegründet, ebenfalls an das Krankenhaus Schkeuditz angeschlossen, bald aber davon losgelöst. Die Sozialstation fand durch die Arbeiterwohlfahrt einen neuen Träger. Die 4 Schwestern, Leiterin weiterhin Schwester Ina, fanden ihr neues Domizil in Lützschena in einem Neubau Am Brunnen 5-7, wo die Sozialstation heute noch ist. Der Aufbau mit vielen neuen Funktionen oblag Schwester Ina. Sie hat das optimal gelöst.
Rückblickend urteilt Schwester Ina, dass nicht jeder Mensch befähigt ist, Pflegekraft zu sein. Man muss wirklich mit Liebe zu den Menschen erfüllt sein, damit die körperlich und emotional schwere Arbeit mit täglich neuen Aufgaben Freude bereitet. Schwester Ina hat ihre Arbeit mit Tatkraft und Freude bewerkstelligt und sieht in ihrem Beruf ihre Erfüllung. Sie hat nichts zu bereuen. Nach 1990 wurde ihre Arbeit etwas leichter, es gab genügend Hilfsmittel (Verbandsmaterial, Pflegebett u. a.) für die schwere Arbeit als Schwester. Aber die Menschen sind fordernder geworden, sehen vieles als selbstverständlich an und wollen nicht wahrhaben, dass auch im Pflegeberuf Grenzen gesetzt sind. Dabei sind es nicht so sehr die Kranken selbst, sondern die Angehörigen, die auf bestimmte Wünsche pochen. Aber ein Tag der Sozialschwestern hat auch nur Zeiten, an denen nicht alle Patienten zur gleichen Zeit versorgt werden können.
Jetzt ist Schwester Ina zufrieden mit ihrem Rentnerzustand, der aber kein Ruhestand ist. Sie hat in ihrer Familie 3 Enkelkinder, die ab und an von der Oma versorgt werden müssen. Ihrem Ehemann ist sie nach wie vor eine unentbehrliche Stütze im Haus und Garten. Aber für sich hat sie das kreative Basteln entdeckt. Sie hat Freude an handwerklichen Arbeiten und trifft sich mit gleichgesinnten Frauen. Der Alltag ist kurzweilig und schön. aneu