Jugendrüstzeit in Bosnien-Herzegowina 10.07-17.07.2011

Am Samstag, dem 10. 07. 2011 begab sich die Junge Gemeinde auf eine Reise in ein Land, in dem sich die Menschen vor wenigen Jahren noch bekriegt haben. Einschusslöcher an Häusern, Minenwarnschilder am Straßenrand, das Meer aus Grabsteinen in Sarajevo – all diese Eindrücke werden wir nicht leicht vergessen können. Aber vor allem werden wir wohl die interessanten Begegnungen dort in unserer Erinnerung behalten. Wir räumten Vorurteile aus dem Weg, überwanden Barrieren und knüpften neue Freundschaften.
Um 11:30 Uhr trafen wir uns im Pfarrgarten in Lützschena, luden das Gepäck in den Reisebus ein und eine Stunde später traten wir unseren langen Weg nach Bosnien an. Etwa 20 Stunden Busfahrt standen uns bevor, in denen wir einige DVDs schauten und versuchten, zu schlafen. Gegen Vormittag kamen wir dann endlich in unserer Herberge an und wurden von Azra, einer Muslima, begrüßt und sie zeigte uns auch unsere Zimmer. Nach der Mittagsruhe erkundeten wir die nähere Umgebung am Berg Vlašić. Weit und breit gibt es grüne Wiesen, Wälder und hohe Berge. So ließen wir unseren ersten Tag ruhig ausklingen und verbrachten unsere erste Nacht etwas beengt auf Sofas oder Isomatten. Am Dienstag wurden wir bereits kurz nach 7 Uhr geweckt, denn uns stand ein straffes Programm bevor. Nach einer kurzen Morgenandacht und dem Frühstück ging es nach Guča Gora. In diesem Ort befindet sich das gleichnamige Kloster, in dem wir von der katholischen Jugend empfangen wurden. Es wurde fleißig gegrillt, gesungen und getanzt. In einer Fragerunde tauschten wir uns über die Unterschiede unserer Kirchgemeinden aus. Helge war sichtlich beeindruckt, dass dort eine einzige Kirche von fünf Patern betreut wird, während sich bei uns zwei Pfarrer um das geistliche Wohl von vier Kirchgemeinden sorgen müssen. Anschließend betätigten wir uns sportlich im Fuß- und Volleyball und mussten schnell erkennen, dass wir da noch einiges von unseren bosnischen Freunden zu lernen haben. Sehr gastfreundlich war es außerdem von ihnen, dass sie uns danach noch zum Abendessen einluden. Doch auch der schönste Tag geht irgendwann zu Ende und so mussten wir schließlich schweren Herzens voneinander Abschied nehmen. Am Mittwoch führte uns der Weg nach Sarajevo, wo die Folgen des Krieges noch deutlich zu sehen waren, wie bereits erwähnt, sahen wir Einschusslöcher an Wohngebäuden und den riesigen Friedhof von Sarajevo, in dem so zahlreich Kriegsopfer begraben liegen. Nach einer Stadtrundfahrt mit anschließender Führung zu Fuß, gingen wir in kleinen Gruppen durch die Gassen von Bosniens Hauptstadt und gaben unser getauschtes Geld aus. Donnerstag konnten wir alle ausschlafen und fuhren 11 Uhr nach Travnik, der Partnerstadt Leipzigs, wo wir eine Moschee besichtigten. Für Frauen war das Kopftuchtragen natürlich Pflicht. Wir hatten dort die Möglichkeit, bei einem Gottesdienst und einer islamischen Hochzeit zuzusehen, welche bereits nach etwa 20 Minuten beendet war. Nach einer kurzen Führung durch die Räumlichkeiten in der Moschee, aßen wir gemeinsam und kamen ins Gespräch mit jungen Muslimen. Einige von ihnen konnten sehr gut Deutsch sprechen, was sie erstaunlicherweise nicht in der Schule gelernt hatten, sondern durch deutsches Fernsehen. Nach einer gemeinsamen Runde Tischtennis fuhren wir ins Zentrum von Travnik und gingen wieder in kleineren Gruppen auf Erkundungstour. Unter anderem wurde natürlich der Leipziger Platz in Travnik besichtigt, in dessen Mitte ein schöner Brunnen steht. Einige von uns setzten sich also ins Eiscafé Leipzig und genossen die Nachmittagssonne. Und dann wurde es auch hier wieder Zeit, sich zu verabschieden. Zurück in unserer Herberge schauten wir abends „Four Lions“ - ein mit schwarzem Humor vollgepackter Film über islamistische Terroristen, die sich bei ihren Anschlägen sehr dumm anstellten. Am Freitag bummelten wir noch einmal durch Travnik und machten uns dann auf den Weg ins Schwimmbad, wo wir einige unserer muslimischen und katholischen Freunde wiedersahen. Unseren letzten Abend in Bosnien ließen wir mit einer Nachtwanderung und gemütlichem Beisammensein am Lagerfeuer ausklingen. Schließlich kam der Samstag und mit ihm eine 5-stündige Wanderung durch Berg und Tal inklusive gemeinschaftlichem Duschen unter einem Wasserfall. Somit beugte unser Pfarrer der Gefahr vor, dass wir im Bus einen plötzlichen Bewegungsdrang verspüren würden. Als wir von der Wanderung zurück kamen, ging es ans Packen und innerhalb von gut zwei Stunden waren unsere Quartiere aufgeräumt und sauber und der Bus wieder voll beladen. So machten wir uns wieder auf den Heimweg und hatten viel Zeit zum Nachdenken über die schöne Zeit in Bosnien, all die tollen Erlebnisse und Erfahrungen. Ich denke, ich spreche im Namen aller, wenn ich sage, dass diese Rüstzeit unheimlich viel Spaß gemacht hat und ich gerne noch ein bisschen länger dort geblieben wäre.
Veronika Pischner