Am Samstag, dem 10. 07. 2011 begab sich die Junge Gemeinde auf eine Reise
in ein Land, in dem sich die Menschen vor wenigen Jahren noch bekriegt haben.
Einschusslöcher an Häusern, Minenwarnschilder am Straßenrand, das Meer aus
Grabsteinen in Sarajevo – all diese Eindrücke werden wir nicht leicht vergessen
können. Aber vor allem werden wir wohl die interessanten Begegnungen dort
in unserer Erinnerung behalten. Wir räumten Vorurteile aus dem Weg, überwanden
Barrieren und knüpften neue Freundschaften.
Um 11:30 Uhr trafen wir uns im Pfarrgarten in Lützschena, luden das Gepäck
in den Reisebus ein und eine Stunde später traten wir unseren langen Weg
nach Bosnien an. Etwa 20 Stunden Busfahrt standen uns bevor, in denen wir
einige DVDs schauten und versuchten, zu schlafen. Gegen Vormittag kamen
wir dann endlich in unserer Herberge an und wurden von Azra, einer Muslima,
begrüßt und sie zeigte uns auch unsere Zimmer. Nach der Mittagsruhe erkundeten
wir die nähere Umgebung am Berg Vlašić. Weit und breit gibt es grüne Wiesen,
Wälder und hohe Berge. So ließen wir unseren ersten Tag ruhig ausklingen
und verbrachten unsere erste Nacht etwas beengt auf Sofas oder Isomatten.
Am Dienstag wurden wir bereits kurz nach 7 Uhr geweckt, denn uns stand ein
straffes Programm bevor. Nach einer kurzen Morgenandacht und dem Frühstück
ging es nach Guča Gora. In diesem Ort befindet sich das gleichnamige Kloster,
in dem wir von der katholischen Jugend empfangen wurden. Es wurde fleißig
gegrillt, gesungen und getanzt. In einer Fragerunde tauschten wir uns über
die Unterschiede unserer Kirchgemeinden aus. Helge war sichtlich beeindruckt,
dass dort eine einzige Kirche von fünf Patern betreut wird, während sich
bei uns zwei Pfarrer um das geistliche Wohl von vier Kirchgemeinden sorgen
müssen. Anschließend betätigten wir uns sportlich im Fuß- und Volleyball
und mussten schnell erkennen, dass wir da noch einiges von unseren bosnischen
Freunden zu lernen haben. Sehr gastfreundlich war es außerdem von ihnen,
dass sie uns danach noch zum Abendessen einluden. Doch auch der schönste
Tag geht irgendwann zu Ende und so mussten wir schließlich schweren Herzens
voneinander Abschied nehmen. Am Mittwoch führte uns der Weg nach Sarajevo,
wo die Folgen des Krieges noch deutlich zu sehen waren, wie bereits erwähnt,
sahen wir Einschusslöcher an Wohngebäuden und den riesigen Friedhof von
Sarajevo, in dem so zahlreich Kriegsopfer begraben liegen. Nach einer Stadtrundfahrt
mit anschließender Führung zu Fuß, gingen wir in kleinen Gruppen durch die
Gassen von Bosniens Hauptstadt und gaben unser getauschtes Geld aus. Donnerstag
konnten wir alle ausschlafen und fuhren 11 Uhr nach Travnik, der Partnerstadt
Leipzigs, wo wir eine Moschee besichtigten. Für Frauen war das Kopftuchtragen
natürlich Pflicht. Wir hatten dort die Möglichkeit, bei einem Gottesdienst
und einer islamischen Hochzeit zuzusehen, welche bereits nach etwa 20 Minuten
beendet war. Nach einer kurzen Führung durch die Räumlichkeiten in der Moschee,
aßen wir gemeinsam und kamen ins Gespräch mit jungen Muslimen. Einige von
ihnen konnten sehr gut Deutsch sprechen, was sie erstaunlicherweise nicht
in der Schule gelernt hatten, sondern durch deutsches Fernsehen. Nach einer
gemeinsamen Runde Tischtennis fuhren wir ins Zentrum von Travnik und gingen
wieder in kleineren Gruppen auf Erkundungstour. Unter anderem wurde natürlich
der Leipziger Platz in Travnik besichtigt, in dessen Mitte ein schöner Brunnen
steht. Einige von uns setzten sich also ins Eiscafé Leipzig und genossen
die Nachmittagssonne. Und dann wurde es auch hier wieder Zeit, sich zu verabschieden.
Zurück in unserer Herberge schauten wir abends „Four Lions“ - ein mit schwarzem
Humor vollgepackter Film über islamistische Terroristen, die sich bei ihren
Anschlägen sehr dumm anstellten. Am Freitag bummelten wir noch einmal durch
Travnik und machten uns dann auf den Weg ins Schwimmbad, wo wir einige unserer
muslimischen und katholischen Freunde wiedersahen. Unseren letzten Abend
in Bosnien ließen wir mit einer Nachtwanderung und gemütlichem Beisammensein
am Lagerfeuer ausklingen. Schließlich kam der Samstag und mit ihm eine 5-stündige
Wanderung durch Berg und Tal inklusive gemeinschaftlichem Duschen unter
einem Wasserfall. Somit beugte unser Pfarrer der Gefahr vor, dass wir im
Bus einen plötzlichen Bewegungsdrang verspüren würden. Als wir von der Wanderung
zurück kamen, ging es ans Packen und innerhalb von gut zwei Stunden waren
unsere Quartiere aufgeräumt und sauber und der Bus wieder voll beladen.
So machten wir uns wieder auf den Heimweg und hatten viel Zeit zum Nachdenken
über die schöne Zeit in Bosnien, all die tollen Erlebnisse und Erfahrungen.
Ich denke, ich spreche im Namen aller, wenn ich sage, dass diese Rüstzeit
unheimlich viel Spaß gemacht hat und ich gerne noch ein bisschen länger
dort geblieben wäre.
Veronika Pischner