Kirchenleben in Lützschena-Stahmeln

Die Bürger von Lützschena-Stahmeln interessieren sich für das kirchliche Leben, insbesondere die Bürger, die nicht konfessionell gebunden sind. Deshalb fragte der Auen-Kurier bei Pfarrer Voigt nach.

Auenkurier: Herr Pfarrer Voigt, wie lange sind Sie schon in Ihrem Amt in Lützschena?

Pfarrer Voigt: Meine erste Pfarrstelle war in Röderau bei Riesa. Dort war ich für zwei Dorfgemeinden und für die Jugendarbeit im Kirchenbezirk Großenhain zuständig. Danach bin ich nach Leipzig gekommen und habe den Dienst des Pfarrers in Lützschena, Wahren mit Stahmeln und Lindenthal mit Breitenfeld angetreten. Heute ist Möckern ebenfalls Teil unseres Kirchgemeindeverbundes. Zusammen mit Pfarrer Albrecht Häußler aus Möckern betreue ich dieses Gebiet. Ich bin also seit Oktober 2004 hier.

Auenkurier: Wie groß ist Ihre Kirchgemeinde?

Pfarrer Voigt: Leipzig hat etwa 11% evangelische Christen. Das trifft etwa auch auf Lützschena-Stahmeln zu. Vier Kirchgemeinden haben sich zu einer Schwesternkirchgemeinschaft zusammengeschlossen. Dazu gehört Lützschena mit zwei Kirchen, Wahren mit  Stahmeln, dort ist die Gnadenkirche, Lindenthal mit Breitenfeld und der Gustav-Adolf-Kirche sowie Möckern mit der Auferstehungskirche an der Georg-Schumann-Straße.

Auenkurier: Was gehört zu Ihrem eigentlichen Betreuungsfeld?

Pfarrer Voigt: Ich betreue die Menschen in Lützschena-Stahmeln, Wahren (bis zur Linkelstraße) und Lindenthal mit Breitenfeld. Mein Kollege, Pfarrer Häußler, hat Möckern und Wahren aus dieser Richtung bis zur Linkelstraße als Seelsorgebezirk. Das bedeutet, dass wir mit Menschen, die uns ansprechen, nach Wegen suchen, mit ihnen beten oder einfach Hilfe vermitteln. Es stehen Trauungen, Taufen und Bestattungen an. Und ich habe jeden Sonntag und an den kirchlichen Feiertagen zu predigen. Die Gottesdienste sind übrigens öffentlich. Manchmal mache ich einfach auch nur einen Besuch ohne Anlass. In der Lützschenaer Außenstelle der Grundschule unterrichte ich in drei Klassen Religion. Ich gestalte Konfirmandentreffen und die Junge Gemeinde mit wöchentlichen Treffen und Ferienfahrten. Wir treffen uns in Familienkreisen, im ökumenischen Bibelkreis, in Frauenkreis und Alter Gemeinde und in den Kirchenvorständen. Mir wurde die Pfarramtsleitung für die vier Kirchgemeinden übertragen. Ich habe also, zusammen mit den 4 Kirchenvorständen, die Verantwortung für 16  Angestellte in den Kirchgemeinden, für die Grundstücke, Gebäude und Finanzen. Für die 4 Friedhöfe (Lützschena hat zwei Friedhöfe) ist Pfarrer Häußler zuständig. Vor 20 Jahren waren für dieses Gebiet noch sechs Pfarrer im Dienst. So können Sie sich vorstellen, dass das Betätigungsfeld groß ist.

Kraft erfordert auch die seelsorgerliche Betreuung von Gemeindemitgliedern oder in Notsituationen. Ich denke hier besonders an den tragischen Mordfall an Mitja.

Auenkurier: Was gibt es vorwiegend in Lützschena-Stahmeln für Sie zu tun?

Pfarrer Voigt: Lützschena-Stahmeln mit seinen vier ehemaligen Ortsteilen Hänichen, Quasnitz, Lützschena und Stahmeln, hat zwei Kirchen, die Hainkirche und die Schlosskirche. Die Kirche der Stahmelner ist die Wahrener Gnadenkirche. Die Kirchen müssen baulich erhalten und mit Leben gefüllt werden. Da kann ich mich, Gott sei Dank, auf starke Ortsgemeinden verlassen (Lützschena derzeit etwa 450 Mitglieder, Wahren mit Stahmeln etwa 1000 Mitglieder). Ansonsten fallen auch hier die eben genannten Aufgaben an und ich merke ständig, dass es kaum zu schaffen ist.

 Auenkurier: Ja, die Bürger von Lützschena-Stahmeln, auch die nicht kirchlich gebundenen, möchten, dass das örtliche Kulturerbe erhalten bleibt, deshalb die Nachfrage.

Pfarrer Voigt: Die drei Kirchen sind im Kern aus dem Mittelalter und mehr als 800 Jahre alt. Es sind sehr schöne Dorfkirchen, die allen zum Besuch offen stehen. Aus der Hainkirche existiert ein Pergament, datiert 1321, welches auf die Altarweihe hinweist. Die Kirche muss daher älter sein.

Auenkurier: Wie werden die Kirchen erhalten?

Pfarrer Voigt: Das geht nur, wenn es Leute vor Ort gibt, die sich engagieren. In Eigenleistung wurde die Schlosskirche im letzten Jahr von außen gestrichen. In Wahren sammeln wir Geld für die Erneuerung des Geläuts und brauchen noch eine stattliche Summe. Und die Hainkirche erstrahlt in diesem Jahr in neuem Glanz. Sie ist, wie auch die Gnadenkirche in Wahren, ein Kleinod, voller Spuren der Ortsgeschichte. Die Hainkirche wurde zuletzt 1906 umgebaut. Nach der Restaurierung in den 70 er Jahren wurde seit 1999 eine Außensanierung notwendig. Seit 2008 planen wir die umfassende Innensanierung. Die Gelder hierfür stammen vom Land Sachsen (verwaltet von der Stadt Leipzig), der Sächsischen Landeskirche und unserer Kirchgemeinde. Mich freut jede Spende, auch die kleinen Beträge, weil sie ein Zeichen dafür sind, dass die Kirche auf Interesse stößt. Wir haben viel fachkundige Beratung hinzugezogen und Wert darauf gelegt, dass die historische Ausstattung weitgehend erhalten bleibt. Zu Weihnachten 2010 war der restaurierte Altar fertig. Er ist immerhin 300 Jahre alt! Am 21. Mai 2011 wird die Einweihung der erneuerten Hainkirche stattfinden. Ich hoffe, dass sich viele Interessierte einladen lassen! Man muss dazu nicht in der Kirche Mitglied sein.

Auenkurier: Können Sie andere Höhepunkte in den Kirchgemeinden nennen?

Pfarrer Voigt: Das Sommerfest in Lindenthal und die Konzerte des Lindenthaler Posaunenchors. Der Adventsmarkt in Wahren und das Kirchweihfest dort in der Gnadenkirche, die offenen Abende und die Konzerte des Chores und des Flötenkreises, das Schlossparkfest und Heimatfest in Lützschena-Stahmeln. Wir öffnen die Kirchen auch für kulturelle Veranstaltungen, so beispielsweise Auftritt des Klampfenchores im Herbst vorigen Jahres in der Schlosskirche oder die Baustellenkonzerte in der Hainkirche. Und nicht zu vergessen die Möckerner Orgeltage. Für mich ist nach dem Osterfest dieses Jahres die Einweihung der erneuerten Hainkirche ein besonders hervorzuhebendes Ereignis.

Auenkurier: Wenn Sie allen Aufgaben auf längere Sicht gewachsen sein wollen, wie halten Sie sich gesundheitlich fit?

Pfarrer Voigt: Ich esse gern, aber meine Familie sorgt schon dafür, dass ich Maß halte und mich genug bewege. Auch die vielen Wege, die ich oft mit dem Fahrrad erledige, halten meinen Körper gesund. Ich bin seelisch ausgeglichen und kann gut und tief schlafen.

Auenkurier: Herr Pfarrer Voigt ich danke Ihnen für das ausführliche und offene Gespräch.

Das Gespräch führte Frau Dr. Neumann.