Lützschena-Stahmeln

Paradies für Hochwassertouristen  

 

Mit dem Bau des Luppedamms Ende der 30iger Jahre des vorigen Jahrhunderts war die Gefahr des Hochwassers in der Region Lützschena-Stahmeln bis Kleinliebenau weitgehend gebannt. Doch 1954 nach einem Starkregen im Erzgebirge von über 100 l/m2 vom 7.-13. Juli wurde der Glaube an die Sicherheit des Schutzdamms erstmal erschüttert. Der Dammbruch in Höhe Auensee führte zur Überschwemmung eines noch heute stehenden Bootshauses (hier Wasserstandsmarkierung) und zum Abbruch einer Tanzveranstaltung im Haus Auensee. Als Konsequenz wurde in den folgenden Jahren das Nahle-Wehr errichtet. Dieses sollte ankommendes Hochwasser breitflächig in den Auenwald ableiten. Erst nach über 50 Jahren, d.h. im Januar 2011, musste dieses Wehr voll geöffnet werden. Nicht erfreut waren darüber die Pferde und ihr Besitzer in Schlohbachshof sowie der Besitzer der Domholzschänke. Objektiv war von den jetzt Verantwortlichen nicht vorauszusehen, welchen Weg sich das Überlaufwasser westlich des Luppedamms bahnen würde.

Nachdem es trotz der theoretisch vorausgesagten Erderwärmung ab November 2010 zu einer durchgehenden Schneedecke von über 8 Wochen in Deutschland kam, der Schnee Leipzig und den Auenwald reichlich bedeckte, war es eine Frage der Zeit, wie sich das Schmelzwasser verhalten würde. Aber es kam anders. Zusätzlich zum Schmelzwasser aus dem Erzgebirge und Vogtland gesellte sich ein großes Niederschlagsgebiet dazu. Leipzig hatte seit 1830 die viertgrößte Niederschlagsmenge (2011: 894 l/m2 , LVZ vom 25.01.2011) abbekommen. Das führte zu einer Durchnässung großer Flächen und einer verminderten Aufnahme zusätzlichen Wassers. So war es  nicht verwunderlich, dass sich viele  Leipziger Sorgen machten, wie schnell das Wasser in der Luppe und in der Weißen Elster anstieg. Für viele Bürger und Hobbyfotografen boten sich beeindruckende Motive, zumal die Luppe fast die Dimensionen einer Mulde oder Elbe bei Niedrigwasser annahm. Die Sorge der Einwohner von Lützschena war nicht ganz unberechtigt, weil die noch nicht rekonstruierten Dammabschnitte in Höhe Lützschena deutliche Sickerstellen aufwiesen. In einer Nachtschicht vom 14.-15. Januar 2011 wurden zur Stabilisierung des Dammes Erdmassen herbeigebracht.

Hier rächte sich die bauliche Verzögerung der nach dem Hochwasser 2002 beschlossenen Dammerneuerung. Diese hätte längst nach ursprünglichen Planungen bis Schkeuditz fertig sein müssen. Glücklicherweise waren vorsorglich ortsseitig vom Damm die Bäume entfernt worden, sodass die bekannte Kapillarwirkung der Baumwurzeln und die Dammdestabilisierung durch Oberflächenwurzler nicht zur Wirkung kamen. Hier hatte sich wassertechnischer Sachverstand gegenüber Vorstellungen einiger Baumschützer durchgesetzt. Die Bewohner von Lützschena haben jetzt die Hoffnung, dass nach Verlegung der Abwasserleitungen am Jahresende 2010 die nachfolgenden Arbeiten zur Dammsanierung 2011 zügig vorankommen werden. Damit wird der befestigte Luppedamm noch mehr ein Magnet für Spaziergänger, Radfahrer, Läufer und Skater werden. Da das Rathaus Leipzig Ende Januar 2011 der Landestalsperrenverwaltung eine naturschutzrechtliche Befreiung gegeben hat, dürfte der Sanierung von etwa 10 km Deichanlage im Raum Leipzig kein Hindernis entgegenstehen.