Dateiname: ak01-hasting


Schutzumschlag des Buches „Blauer Staub“
Internetseite des Plöttner Verlages Leipzig entnehmen: www.ploettner-verlag.de

 

„Blauer Staub“ – Der neue Roman von Susan Hasting

Packend erzählt: Menschenschicksale in schweren Zeiten

 

Susan Hastings, Jahrgang 1954, studierte Geologin und längere Zeit sachkundige Betreuerin unserer Auwaldstation, hat sich inzwischen mehrfach als äußerst produktive und erfolgreiche Schriftstellerin ausgewiesen. Im Zentrum ihres Schaffens steht der historische Roman. In dieser Zeitung besprachen wir bereits ihre im Plöttner Verlag erschienene Romanbiografie „Der Wollhändler“, in der sie, feinfühlig literarisch aufbereitet, das Leben und Wirken des Maximilian Freiherrn Speck von Sternburg ihren Lesern nahebringt.

 

Nun halten wir ein neues Buch von Susan Hastings in der Hand. Sein Titel: „Blauer Staub“. Wieder wird darin von einer historisch verbürgten Persönlichkeit erzählt, von Elisabeth (Betty) Voigt, die am Ende des 19. Jahrhunderts als älteste Tochter eines Eisenwarenhändlers im Leipziger Arbeitervorort Volksmarsdorf geboren wurde und dort aufwuchs. In packender Weise verfolgt der Roman ihr abenteuerliches und tragisches Schicksal „zwischen Leipzig und Südafrika“ und zugleich, auf einer zweiten Handlungsebene, die Geschichte ihrer Familie im Leipzig der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Autorin, der es überzeugend gelingt, beide Handlungsstränge miteinander nahtlos zu verknüpfen, entwickelt die Handlung über eine Zeitspanne von 1886 bis 1936.

 

Elisabeths Voigts ungewöhnlicher Lebensweg und der ihrer weitverzweigten Familie ist tatsächlichen Ereignissen nacherzählt und spiegelt zugleich ein Stück Zeitgeschichte des deutschen Kolonialismus und politischer Geschehnisse in Deutschland wider. Die zündende Idee zum Romanstoff kam der Autorin, als sie auf dem Dachboden einer ihrer Tanten einen unscheinbaren Schuhkarton fand. Er enthielt Fotos und Ansichtskarten aus der Zeit, in der harte Schicksalsschläge mit voller Wucht über Elisabeth Voigt hereinbrachen. Eine Auswahl dieser gefundenen Schätze sind als Anhang dem Buch beigefügt und erhöhen zusätzlich seinen Wert. Der Roman bekam Züge einer Autobigrafie, als Susan Hastings erkannte, dass es sich bei Betty um das bewegte Leben einer ihrer Urgroßtanten handelte, deren Geschichte nun in diesem Buch  weiterlebt.

 

Die Autorin weiß sehr lebendig zu erzählen. Geschickt verwebt sie geschichtlich verbürgte Fakten mit Fiktivem. Sie hat die politisch-historischen Ereignisse und die der Familiengeschichte gründlich recherchiert und bringt dem Leser auch anschaulich das Ambiente in Südafrika samt der Lebensweise der dort während der Kolonialzeit lebenden Grund- und Minenbesitzer sowie ein Stück Kolonialgeschichte nahe.

 

Berührend liest sich die Odyssee der Elisabeth Voigt. Sie will aus den ärmlichen Verhältnissen und der Enge in ihrer Familie ausbrechen und sich ihren großen Traum vom Reichtum verwirklichen. Gegen den Willen ihrer Eltern folgt sie dem Lockruf eines vermeintlichen reichen Diamantenhändlers nach Südafrika. Aber dieser zwielichtige Fritz de Bruyn entpuppt sich als Mädchenhändler, er verschachert Betty an ein Bordell. Sieben Jahre muss sich die junge Frau quälen und demütigen lassen, bis sie eines Tages der Minenbesitzer Pieter Bloemberg freikauft und heiratet. Doch dieses Glück währt nicht lange. Bettys Mann ist Bure und wird in die politischen Auseinandersetzungen in Südafrika verwickelt. Im Kampf gegen die britische Kolonialherrschaft kommt er ums Leben. Die Kolonialherren enteignen die Bloembergschen Besitzungen. und nach der Niederlage Deutschland im Ersten Weltkrieg wird Elisabeth Voigt aus Südafrika ausgewiesen. Sie verbringt den Rest ihres Lebens, nach einem kurzen Aufenthalt in Hamburg als Besitzerin eines Juweliergeschäfts, in einem Stift für alte Damen in Berlin, wo sie 1936 einsam verstirbt. Ihre Verwandten erfahren ersten ein halbes Jahr nach dem Tod, das ihre Tante Betty nicht mehr lebt. Ein Kästchen mit blauem Staub ist ihre letzte Hinterlassenschaft.

 

Das alles liest sich kurzweilig, unterhaltsam, spannend und lehrreich zugleich. Susan Hastings Roman erweist sich streckenweise als gewinnbringender Reisebericht, besonders was die Passagen in Südafrika betrifft. Sie hat erneut ein lesenswertes Buch geschaffen.

Gottfried Kormann

 

Susan Hastings „Blauer Staub“ – Ein Schicksal zwischen Leipzig und Südafrika

Roman, 336 Seiten, gebunden, Preis: 19.90 Euro

Plöttner Verlag, Leipzig – ISBN 978-3-86211-001-8

 

Die Autorin liest am Freitag 18. Februar um 19.00 Uhr

in der Auwaldstation aus ihrem Buch