Hört nur, wie lieblich es schallt...

Weihnachten am Flughafen Leipzig/Halle

Kaum ein Mensch bleibt in Deutschland von Lärm verschont. Berechnungen des Umweltbundesamtes zeigen, dass etwa 13 Millionen Bundesbürger mit Geräuschpegeln belastet sind, die deutliche lärmbedingte Gesundheitsrisiken und zunehmende Schlafstörungen verursachen. Gerade nächtlicher Fluglärm spielt dabei eine besondere Rolle, denn er treibt das Infarktrisiko in die Höhe.

Fluglärm ist eine der größten und gleichzeitig am meisten unterschätzten Umweltbelastungen für den Menschen. So gaben etwa 40 Prozent der Teilnehmer einer Online-Umfrage des Umweltbundesamtes an, sich durch Luftverkehrslärm hochgradig bzw. wesentlich belästigt zu fühlen. Gerade bei kalten Witterungen muss nun der Anrainer des Fracht- und Militärdrehkreuzes Leipzig/Halle wiederholt die Erfahrung machen, dass die jahreszeitlich bedingte Witterungseinflüsse und das erhöhte Frachtaufkommen zur Weihnachtszeit die ohnehin schon große Lärmbelastung nochmals deutlich anheben.

Wie zahlreiche epidemiologische Studien der vergangenen Monate zeigen, kann Fluglärm erhebliche Gesundheitsschäden verursachen. So stellte etwa Professor Eberhard Greiser in einer groß angelegten Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes dar, dass Frauen über 40, die tagsüber einer Fluglärmbelastung von mindestens 60 Dezibel ausgesetzt sind, ein fast doppelt so hohes Risiko haben, wegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung in einer Klinik behandelt werden zu müssen, wie Frauen aus Wohngebieten ohne Fluglärm. Bei Männern dieser Altersklasse steige das Erkrankungsrisiko um 69 Prozent. Bei Frauen wurden zudem höhere Risiken für Brustkrebs und Leukämie festgestellt. Das Risiko für einen Herzinfarkt steigt für Flughafenanrainer besonders dann, wenn auch nachts geflogen wird. Gründe genug, Siedlungsgebiete möglichst überhaupt nicht zu überfliegen und unvermeidbar Betroffene so zu entschädigen, dass sie sich anderenorts wieder die Lebensqualität schaffen können, die sie vor dem Flughafenausbau hatten.

So war es vom Leipziger Stadtrat nur folgerichtig ein Mediationsforums mit der Absicht einzurichten, zentrale Fragestellungen der Fluglärmproblematik zwischen Anwohnern und Verursachern sachlich zu diskutieren und einvernehmlich einer Lösung zuzuführen. Für dieses Gremium konnte im Mai 2010 Herr Faulenbach da Costa als Fachreferent gewonnen werden, der seit über 25 Jahren in 40 Ländern erfolgreich Flughäfen plant. Er legte zunächst anhand der offiziellen Zahlen dar, dass alle geplanten Flugbewegungen am Airports Leipzig/Halle in den nächsten 20 Jahren auch problemlos auf einer einzigen Start- und Landebahn hätten abgewickelt werden können - und stellte damit indirekt die Notwendigkeit des etwa ½ Milliarde Euro teuren Airportausbaus im Jahre 2007 in Frage. Der Experte machte zudem eine Reihe einfach zu realisierender Vorschläge zum aktiven Lärmschutz, die bereits aufgegriffen und in einen Stadtratsantrag gegossen wurden.

Die mögliche Umsetzung dieser z.T. geringfügigen Schallschutzmaßnahmen - die nebenbei auch keinen einzigen Arbeitsplatz kosten würden - ist allerdings auch bei mehrheitlicher Unterstützung aus dem Stadtrat eher unwahrscheinlich. Während der Freistaat Sachsen fast 77% der Anteile an der mitteldeutschen Airport Holding AG hält, entfallen auf die Flughafenstadt Leipzig gerade mal magere 2%. Die Einflussmöglichkeiten der Stadt auf "ihren" Flughafen sind also ausgesprochen gering.

Der Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Sven Morlok (FDP), vertritt den Freistaat im Aufsichtsrat der Mitteldeutschen Airport Holding. Er zeigte bisher unumwunden, dass ihm wenig an einer Befriedung der widerstreitenden Interessen um den Leipziger Airport gelegen ist. So wurde bisher nicht einmal die sich stur stellende Tochter der Airport Holding, die Flughafen Leipzig/Halle GmbH, angewiesen, sich am Mediationsforum zu beteiligen. Morloks Verhalten nährt zum wiederholten Male den Verdacht, dass die Dresdner Staatsregierung die erhöhten Gesundheitsrisiken der Leipziger Flughafenanrainer den wirtschaftlichen Interessen ihres hoch subventionierten Airports unterordnet.