Dateiname: ak12-grabung

 

Archäologische Untersuchungen im Vorfeld der Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz am Luppedeich bei Leipzig-Lützschena

Exklusiv für den Auen-Kurier berichtet der Grabungsleiter Dr. Christian Tinapp, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sächsischen Landesamt für Archäologie, über das Projekt

 

 

 

Zwischen Leipzig-Wahren und Leipzig-Lützschena lässt die Landestalsperrenbauverwaltung des Freistaates Sachsen über 1,5 Kilometer Deich der Luppe ertüchtigen. Dabei werden während der Bauphase auch Flächen auf der Landseite benötigt. Im Vorfeld der Bauarbeiten wurde die gesamte Strecke direkt nördlich des Deiches auf archäologische Funde und Befunde hin  projektiert. Dazu diente ein deichparallel mit einem Bagger angelegter Suchstreifen.

 

Die Prospektion führte zur Entdeckung einer bisher unbekannten archäologischen Fundstelle. Neben einem größeren, fundreichen slawischen Befund nur 40 Zentimeter unter der Grasnarbe konnten weitere über die Ausgrabungsfläche verteilte Befunde und Funde für die Nachwelt gerettet werden.

 

1. Grabungsabschnitt und ein Exkurs über Auenlehme

Zahlreiche archäologische Bodendenkmäler sind bekannt und im Landesamt für Archäologie in Sachsen inventarisiert. Es gibt jedoch ein vielfaches an auch heute noch unbekannten archäologischen Strukturen und Funden, die im Zuge von baubedingten Prospektionen erst entdeckt werden. Hierfür sind die Arbeiten zur Ertüchtigung des Luppedeiches ein gutes Beispiel.

Zwischen Deichmeter 6+975 und 8+500 wurde mit einem Bagger ein drei bis vier Meter breiter Streifen aufgezogen. Der Untergrund wurde dann auf archäologische Strukturen hin überprüft. Gelegentlich konnten dabei vereinzelte Reste vorgeschichtlicher Keramik geborgen werden, die aber in keinem Zusammenhang mit erkennbaren Strukturen standen.

 

Grabungsarbeiten in Flussauen stellen eine besondere Herausforderung für Archäologen dar. Vor 7500 Jahren, als die ersten Ackerbauern des Land um Leipzig besiedelten, lag die Auenoberfläche bis zu vier Meter tiefer als heute. Das untere Tal der Weißen Elster ist seitdem mit bis zu vier Metern Hochflutlehm verfüllt worden. Erosion auf Ackerflächen stromaufwärts führt zur Zunahme der Sedimentfracht im Wasser, die nach Hochwasserereignissen an der Oberfläche der Aue liegen bleibt. Ehemalige Hochlager in der Aue, auf denen früher gesiedelt worden ist, sind daher oberflächlich nicht erkennbar.

Während der Prospektion dienten an einzelnen Stellen kleine Geoschnitte der Überprüfung des geologisch jungen Untergrundes auf ehemaligen Hochlagen mit Archäologischen Funden.

 

2. Grabungsanschnitt – Ausgrabung

Am westlichen Ende des Baufeldes wurden slawische Befunde entdeckt, die eine Ausgrabung erforderlich machten. In nur 30 bis 40 Zentimeter Tiefe zeichneten sich mehrere Gruben im braunen Auenlehm ab.

Die während der Prospektion angelegten zwei Suchstreifen wurden bei Grabungsbeginn auf die volle Breite zwischen Deich und nördlicher Baufeldgrenze aufgezogen. Fünf Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie in Sachsen arbeiteten vier Wochen lang an der Rettung der archäologischen Überreste. Dies umfasste die Einmessung der Befunde und die fotographische, zeichnerische und beschreibende Dokumentation der archäologischen Strukturen.

 

Slawische Grube

Besonders heraus ragte eine in den Auenlehm gegrabene Grube. Der nur 40 Zentimeter unter der Grasnarbe liegende Befund enthielt neben gebranntem Lehm zahlreiche Scherben. Aufgrund der Keramik gehört die Grube in die Zeit an den Beginn der slawischen Besiedlung in das 8. bis 9. Jahrhundert.

Typisch für die Keramik der Slawenzeit ist die Wellenverzierung, die an einem Bruchstück vorhanden ist. Die übrigen Fundstücke wie die beiden zu einem Gefäßboden gehörenden Scherben sind unverziert und bestehen aus dickwandigen gebrannten Ton.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass außerhalb der Baufeldgrenze weitere Befunde liegen, in deren Gesamtkontext die frühslawische Grund steht.

 

Wir danken den beiden Wissenschaftlern Dr. Chrsitian Tinapp und Dr. Harald Stäuble vom Landesamt für Archäologie in Sachsen für ihr Entgegenkommen und die Bereitschaft, in unserer Ortschaftszeitung  über die Grabungen zu berichten