„Mit Wahrheit Wirklichkeit heilen“
Der Schriftsteller Gunter Preuß wurde Siebzig
Für ihn hat Literatur und Kunst viel mit Lebenshilfe zu tun, das eigene Schreiben empfindet er stets als Therapie. Am 15. September beging er, 1940 in Leipzig geboren, seinen runden Geburtstag. Er feierte ihn auf einer Lesereise im westlichen Norden der Bundesrepublik. Vor ein paar Jahren verzog der Schriftsteller und Dichter von Schkeuditz zum Elsterberg in Lützschena. Hier fand er ein optimales Umfeld zum Schreiben und lässt sich vom Blick auf eine einzigartige Landschaft inspirieren. Der außerordentlich produktive Autor ist, vor allem durch seine zahlreichen Bücher, bundesweit bekannt. Er erfreut sich einer großen Leserschar. Gunter Preuß ist in allen einschlägigen literarischen Genres zu Hause. Er schuf begeistert aufgenommene Kinderbücher ebenso, wie viel gelesene Erzählungen und Romane. Von ihm sind Hörspiele für den Rundfunk, wie auch seine dramatischen Werke und Drehbücher für Theater, Film und Fernsehen erschienen.. Er ist ein begnadeter Verfasser von Aphorismen und schließlich auch Lyriker. Selbst die Textgrundlage für ein Musical findet sich in seinem bisherigen umfangreichen Werkverzeichnis. Mehrfach wurde Gunter Preuß, Mitglied von Vereinigungen der Schriftsteller und des P.E.N. Deutschland, mit Preisen und weiteren Ehrungen bedacht.
In einer Veröffentlichung des Loewe-Verlages heißt es: „Im Alter von 18 Jahren – er besuchte gerade die Artistenschule in Ostberlin – begann Gunter Preuß Gedichte und Geschichten zu schreiben. Später versuchte er sich als Transportarbeiter, Leistungssportler und Mechaniker. Aber immer wieder sei er zum Schreiben für Kinder und Erwachsene zurückgekehrt, sagt er.“ Von 1970 bis 1974 studierte er am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig, Später wirkte er dort als Oberassistent im Fach Prosa. Jetzt ist er freischaffend tätig.
Zu seinem Arbeitsalltag bekennt Gunter Preuß in einem Interview „Zeitig aufstehen gehört nicht zu meinen Tugenden. Und seitdem ich ohne Hund bin schon gar nicht. Aber vor zehn, wenn nicht andere Dinge zu erledigen sind, sitze ich dann doch am Schreibtisch. Hier bin ich mit einigen Unterbrechungen bis zum Nachmittag mit der Schreibarbeit beschäftigt. Dazu gehören auch Lesen, Telefonieren, Briefe schreiben und im Garten die Füße vertreten. Es kann aber auch gut sein, dass es mich am Abend noch einmal für ein, zwei Stunden an den Schreibtisch zieht, um meine Papierhelden nicht zu lange allein und womöglich auf dumme Gedanken kommen zu lassen.“
Gunter Preuß’ Biografie zeigt seine engagierte Haltung in zwei Gesellschaftsordnungen. Er wurde immer wieder wegen seiner DDR-kritischen Haltung – wobei er vor allem mehr Offenheit und individuellen Spielraum anmahnte – öffentlich gemaßregelt und war mit seiner Familie staatlichen Repressalien ausgesetzt, auch wegen seinem Eintreten gegen die Verfolgung der Schriftstellerkollegen Wolf Biermann und Erich Loest. Andererseits bekennt er sich dazu, in der DDR Förderung und Zuwendungen erfahren zu haben, was seine Meinung über eine zunehmend schizophrene Gesellschaft verfestigte.
Auch in unserer heutigen freiheitlich-demokratischen Bundesrepublik hält er mit kritischen Meinungen nicht hinterm Berg. Eines seiner Aphorismen lautet: „Es ist ja nicht so, dass die Demokratie dem Volk von den Mächtigen und Reichen geschenkt wurde. Sie musste hart und ausdauernd erkämpft werden, und dort, wo sie Fuß fassen konnte, sind es dieselben Leute der Oligarchie aus Politik und Wirtschaft, die sie zu ihren Gunsten behindern und außer Kraft setzen wollen.“ Nicht zuletzt steht Gunter Preuß mit in vorderster Reihe der Bürgerinitiative, die gegen den wachsenden Fluglärm, der vom Flughafen Leipzig/Halle ausgeht, kämpft. Auch ihn beeinträchtigt der Lärm beim Schreiben und Dichten und in seiner gesamten Lebensqualität.
Wir grüßen Gunter Preuß zu seinem runden Geburtstag und wünschen ihm nachträglich, an der Seite seiner lieben Frau, stets beste Gesundheit und viel Schaffenskraft und uns noch viele neue spannende literarische Texte von ihm, ganz im Sinne seiner Vision „Fußspuren werde ich hinterlassen!“
Gottfried Kormann