Da die Chronik für den Oktober 1860 keinen Eintrag enthält, fügen wir an dieser Stelle den Oktober von 1840 ein:

 

Am 3n. October. Der vorige Monat ist veränderlich, oft naß u. windig, selten mild u. sonnig, zu Ende gegangen, der neue also eingetreten, so daß der Wein nicht durchaus süß werden wird. Dagegen haben wir dießmal aus unsern Gärten einen ansehn. Vorrath wohlgerathener Aepfel u. Pflaumen erlangt, so daß wir die künftige Zeit noch versorgen können. Indeß bleibt das Obst doch im Preise u. wir müßten für den Korb Pflaumen zum Sieden aus Glesien 16 [ ] bezahlen.

Während der gegenwärtigen Michaelis Messe gehen täg. große Eisenbahnzüge von u. nach Magdeburg vorüber. Die Extrapostverbindung nach Schkeuditz hat schon vor. Monat aufgehört.

Zeither haben wir wenig Sterblichkeit in der Parochie gehabt; dagegen hatte ich kürzlich für abwesenden Amtsbrüder in Wahren u. Gundorf zusammen 3 Leichenreden zu halten.

Am 12n. October machte ich bei günstiger, doch wie zeither immer kalter u. windiger Witterung, meinen dießjährigen Censiten-Gang [Censit = Eigentümer eines Zinsguts, der zur Leistung von Zinsen und Diensten verpflichtet ist] nach Quesitz. Er ward besonders annehmlich dadurch, daß mich meine liebe Frau erst dahin, zu Pastor Winklers, dann noch weiter zu Superint. Förster in Lützen, welcher nächstens in gleicher Würde nach Delitzsch versetzt werden wird, begleitete.

Am 15n. October war im nahen Schkeuditz die Huldigungsfeier für Friedrich Wilhelm IV., sie ward mit fest. Aufzügen in die Kirche, wie mit Festmahl, Illumination (recht stattlich gelungen) u. Ball gefeiert, aber leider nicht durch die Witterung begünstigt: denn der Regen floß nach einem stürmischen Tag Abends in Strömen herab. Im (constitutionell! gesinneten) Halle soll aber Nichts derg. wahrzunehmen gewesen seyn.

Am 25n. Octbr. unternahm H. Baron v. Stbg. mit Frlein Anna eine Reise nach seiner Besitzung St. Veit in Bayern bei rauher Witterung (vorgestern hatten wir bereits einmal 1 Gr. Frost!). Ueberhaupt ist dieser Herbst sehr unfreundlich, kalt, stürmisch u. naß. Alexander v. Speck gedenkt nächsten Monat von Leeds in England nach Australien (Vandiemensland [Vandiemensland ist eine mehr als 1200 M. große Insel, die von der Südostspitze des Festlandes von Australien durch die 30 M. breite und 36 M. lange Baßstraße getrennt wird, welche viele gefährliche Felsenriffe und zahlreiche Inseln (King-, Fourneaux-, Präservations-, Schwaninseln u.a.m.) enthält und von dem Wundarzte Baß 1797 entdeckt wurde. V. wurde zuerst 1642 von dem holländ. Seefahrer Abel Janssen Tasman entdeckt und nach dem damaligen holländ. Statthalter in Ostindien (van Diemen) benannt; doch geben ihm die Bewohner desselben lieber den auch sonst dafür gebrauchten Namen Tasmanien, um sowol den Entdecker zu ehren, als Verwechselungen mit der Vandiemensland benannten Gegend an der Nordküste von Australien zu verhüten.]) abzureisen.