Chronik der Grundschule Stahmeln – 5.
Teil
Eintragungen aus den Jahren 1939/40 bis
1998
1939/40
Der Sportunterricht findet ab sofort in der Wahrener
Turnhalle Am Meilenstein statt.
In der Stahmelner
Turnhalle sind vorwiegend Zwangsarbeiterinnen aus Polen untergebracht und
arbeiten unter anderem in den Pittler-Werken in
Wahren.
Auf dem Stahmelner
Sportplatz entstehen Baracken. Sie dienen als Unterkunft für Zwangsarbeiter aus
den so genannten Ostgebieten. Die Zwangsarbeiter wurden jeden frühen Morgen
durch Stahmeln geführt. Anwohner der Stahmelner Straße,
damals Hindenburgstraße, versteckten diesen Zwangsarbeitern
Nahrungsmittel am Wegesrand. Das war für die Stahmelner
Anwohner sehr gefährlich. Wer erwischt wurde, wurde oft selbst verhaftet, oder sogar in den
letzten Kriegsjahren zum Tode verurteilt.
Auf dem Sportplatz werden
Baracken errichtet. In diesen sind italienische Arbeiter untergebracht.
Feuerwehr-Übungen finden auf
dem Schulhof statt. Die Schüler dürfen zusehen.
Raum-Aufteilung in den 30-er
Jahren:
Raum 1 Klasse 7/8
Raum 2 Klasse 1/2
Raum 5 Klasse 5/6
Raum 6 Klasse ¾
In jeder Klasse sind im
Durchschnitt 30 Schüler von jeweils zwei Jahrgängen.
Raum 1 ist der einzige Raum
in dem bewegliche Tische und Stühle sind.
Außerdem befindet sich dort
ein Podest. Hier werden Theatervorstellungen durch Schüler aufgeführt.
Der Raum 1 ist außerdem auch
Werkraum. Die hintere Tür führte in einen kleinen Raum. Hier wurden Werkzeuge
und Werkmaterialien aufbewahrt.
Schulstrafen in Stahmeln:
Strafe mit dem Rohrstock, Abschreiben
von Gedichten, zusätzliches Lösen von Rechenaufgaben, ...
Im Schulgebäude befinden sich
2 Lehrerzimmer:
im jetzigen Sekretariat und im
Garderobenzimmer, Raum 3
Hinter diesem befindet sich
die Schulbibliothek.
1940
Letztmalige Einschulung der
Schulanfänger nach Ostern
Letztes Schuljahr, in dem die
Deutsche Schrift (Sütterlinschrift)
gelehrt wird
Lehrer Herr Böhme wird
eingezogen. Der Unterricht wird gekürzt: Wegfall von Religion, Singen und
Sport.
Zwei Drittel der
Unterrichtsstunden werden nur noch unterrichtet.
1941
Einführung der Lateinischen Schrift
1945
Im Raum 2 der Schule Stahmeln
waren junge Flakhelferinnen untergebracht. Durch mehrere Bombenangriffe am Wahrener Güterbahnhof waren auch die Fensterscheiben der
Schule beschädigt worden.
In den Klassenräumen war es
dadurch sehr kalt. Einzelne Fensterscheiben wurden nur mit Brettern oder Pappe
zugenagelt. Der Unterricht wurde im Herbst
1945 wieder aufgenommen.
1946
Mittagessen wird aus der
Volksküche des Gutes in die Schule geliefert. Die Ausgabe ist im Vorraum des
Treppenhauses. Die Kinder nehmen das
Essen im Klassenraum ein. Zur Weihnachtsfeier kommt ein Weihnachtsmann aus den Mühlenwerken Stahmeln. Er bringt im Sack für jedes Kind ein Weißbrot mit, das die Kinder vor Hunger gleich aufessen.
1947
Jedes Kind erhält in der
Schule das so genannte SCHWARZE BRÖTCHEN. Es wurde täglich in der
großen Pause verteilt. Die Kinder höhlten das Brötchen aus, füllten dieses mit
Leitungswasser, damit es aufquoll. Dadurch wurde der leere Magen der Kinder
besser gefüllt und hatte ein höheres Sättigungsgefühl.
Süßmost und Biomalz gab es für die Kinder in Flaschen. Lebertran wurde wegen Mangelerscheinungen
gereicht.
1949
Der Verbindungsbau zwischen Haupt- und Nebengebäude entsteht.
1950
Der Steigerturm auf dem hinteren
Schulhof wurde abgerissen. Er war baufällig geworden.
Der Steigerturm
diente der Freiwilligen Feuerwehr Stahmeln. In diesem Turm wurden die
Feuerwehrschläuche nach dem Gebrauch zum Trocknen aufgehängt.
Das Schulgebäude und das
Toilettenhaus wurden durch eine Baumaßnahme miteinander verbunden. Bis dahin
mussten die Kinder zur Toilette über den Schulhof bei Wind und Wetter.
1962
Die Musikschule des Landkreises Leipzig „Ottmar Gerster“ nutzt am
Nachmittag die Räume der Schule Stahmeln.
Folgende Fächer wurden
unterrichtet: Klavier, Violine, Viola,
Waldhorn, Cello, Gesang, Gitarre, Trompete
1970
Die Schule erhält neue Fenster. Die schönen gelben Klinkersteine werden durch Putz
verdeckt. Damit der Putz auch hält, werden die Klinkersteine vorab gefräst. Der
Giebelaufbau am Eingang wird abgetragen und das Baujahr 1898, was bis dahin
immer zu sehen war, wurde auch durch den Putz
verdeckt.
1979
Die Schule Stahmeln erhält
den Namen „Hans-Otto-OS“. Die
Schüler der Schule haben Kontakt zu Verwandten und der Schauspielschule Leipzig
aufgenommen und ein Jahr lang das Leben des Schauspielers erforscht. Hans Otto
war Schauspieler und Kommunist. Er wurde
1933 von den Nazis ermordet.
1991
Die Lehrer der Schule stellen
einen Antrag auf Gesamt- und
Ganztagsschule und erstellen mühevoll ein allumfassendes Konzept. Dieses wurde vom Oberschulamt abgelehnt.
1992
Das Sächsische Schulgesetz tritt
in Kraft.
Die „Hans-Otto-Oberschule
Stahmeln“ wird „Grundschule Stahmeln“
Es werden nur noch Schüler
der Klassen 1-4 unterrichtet.
1993
Der Förderverein „Sonnenuhr“ wird gegründet. Er unterstützt alle
Vorhaben der Schule finanziell und ideell.
Gründungsmitglieder: Frau Baasch, Frau Hottas, Frau Kunze, Frau Lehmann,
Frau Vogt, Herr Kolbin, Herr Mende
Der Name „Sonnenuhr“ wurde
von Herrn Kolbin vorgeschlagen.
1998
100-Jahr-Feier
der Schule Stahmeln.
Eine Projektwoche wurde für
die Kinder organisiert. Sie erfuhren viel über das Lernen in der Schule
Stahmeln.
Im Raum 7 wurde eine
Ausstellung eröffnet. Das Schulhaus war so voll von ehemaligen Schülern und
Lehrern, so dass man kaum auf der Treppe nach oben oder unten kam.