Nun bekanntes Konzentrationslager in Stahmeln

 

Zu danken ist all jenen, die sich nach dem Aufruf im „Auen Kurier“ vom Mai 2010 gemeldet haben.

 

Nach ihren Hinweisen ist nun sicher, dass sich das Arbeitskommando Stalag IV G in Stahmeln befand. Es war ein Teil des Kriegsgefangenlagers der Wehrmacht im Wehrkreis IV, das im Februar 1941 in Oschatz eingerichtet wurde und bis 1945 existierte. An der Ostseite des Sportplatzes, direkt neben der früheren und nun zugewachsenen Rodelbahn, standen die Baracken, in denen Kriegsgefangene untergebracht waren, die in dem nahen Pittler-Werk in Wahren schuften mussten.

 

Sie waren nicht die Einzigen, welche dieses Los traf, denn zwischen der Südseite des Werkes und der Georg-Schumann-Straße, dort wo sich heute der ALDI-Markt befindet, stand ein weiteres Lager. Die gemauerten Fundamente der Baracken waren noch in den 60-er Jahren zu sehen. Und schließlich waren offenbar Zivilisten als Zwangsarbeiter in dem Gebäude Stahmelner Straße 26 eingesperrt, das in den 80-er Jahren zum Klubhaus des VEB Drehmaschinenwerk Leipzig ausgebaut wurde.

 

Bei den Bauarbeiten fand man dort nämlich Papiere, die in Mauerlücken von tschechischen Gefangenen versteckt wurden. Einer von ihnen kam in den 70-er Jahren in das Werk zurück, weil er als Monteur hier ein Portalfräswerk des tschechischen Herstellers TOS Kurim aufzustellen hatte und sich in dem Gebäude erstaunlich gut auskannte. Leider hatte man es damals versäumt, ihn über seine Leidenszeit in Leipzig zu befragen und das zu dokumentieren. Man kann es aber auch verstehen, wenn er nicht gern darüber reden wollte.

 

Heute wird man keine Augenzeugen mehr finden, die darüber berichten können. Die jetzt hier Lebenden, aber auch künftige Generationen sollten deshalb immer in dem Bewusstsein handeln, dass die Nazi-Gewaltherrschaft auch in unserer Ortschaft ihr Unwesen trieb und deshalb alles zu tun ist, damit sich das nie wiederholen darf.

 

Horst Pawlitzky