Unbekanntes
Konzentrationslager in Stahmeln?
Bei
der Recherche zur Geschichte der Pittler-Werke in Wahren stieß ich auf einen
Beitrag in DER SPIEGEL vom 08.05.2006, in welchem Christoph Pauly und Nico
Wingert die Rolle des Bankiers Hermann Josef Abs in diesem Unternehmen darstellten. Unter
anderem war dort zu lesen: „Nun belegen neue Dokumente aus den Tiefen der
Stasi-Archive, wie sehr der wichtigste deutsche Banker des 20. Jahrhunderts
tatsächlich mit Hitlers Regime kollaborierte. Mehr noch: Abs war sogar
Aufsichtsratschef eines Unternehmens (die Leipziger Pittler AG, H. Pawlitzky) das
von Herbst 1944 an in der Nähe von Leipzig einige bisher weitgehend unbekannte
KZ-Außenlager betrieb. Wer von den vielen tausend Zwangsarbeitern und
KZ-Häftlingen nicht spurte oder krank wurde, fand sich schnell im KZ Buchenwald
wieder.“ Und an anderer Stelle hieß es:
„In einem Bericht an Abs vom 1. August 1944 schrieben die Direktoren: "Wir
haben begonnen, minderleistungsfähige Arbeitskräfte abzustoßen, z. B. russische
Offiziere, die in der Dreherei beschäftigt wurden und arbeitsunwillig waren,
und werden versuchen, auch noch andere Ausländer loszuwerden, die nicht
arbeiten wollen." Der Vorstand "entließ" am 10. Juni 1944
beispielsweise 110 Kriegsgefangene, darunter 25 sowjetische Offiziere aus dem
Arbeitskommando Stalag IV G in Leipzig-Stahmeln. Kurze Zeit später verzeichnet
das KZ Buchenwald den "Eingang" der Häftlinge.“
Weil auch dieses dunkle Kapitel zur Geschichte unserer Ortschaft
gehört, so sollte es näher beschrieben werden. Deshalb bitte ich Personen, vor
allem die älteren Stahmelner darum, die etwas zum Standort des Lagers und die
Vorgänge in ihm berichten können, sich mit dem Heimatverein bzw. der Redaktion
des „Auen Kurier“ in Verbindung zu setzen und dort ihr Wissen zu der Sache
mitzuteilen.
Horst Pawlitzky