111 Jahre Schule Stahmeln
„Wer in der Zukunft lesen will, muss in
der Vergangenheit blättern“
Zu den Aufgaben im Schuljahr 2009/2010
sprachen wir mit der
Leiterin der Grundschule Stahmeln, Sonja
Hottas
Auen-Kurier:
Frau Hottas, im Sauseschritt eilt die Zeit dahin. Im Nu ist ein Schuljahr
vorüber. Nun sprechen wir in unserem ein Mal im Jahr stattfindenden
traditionellen Interview bereits über die schulischen Aufgaben in den Jahren
2009/2010.
Lassen Sie uns dennoch zuerst
auf herausragende Arbeits- und Lernergebnisse an der von Ihnen geleiteten Grundschule
im vergangenen Schuljahr zurückblicken. Wie sieht die Bilanz aus?
Sonja Hottas:
Unsere Bilanz kann sich sehen lassen. Die erstmals eingeführten
Ganztagsangebote haben sich bewährt. Sie werden auch in diesem Schuljahr
fortgesetzt. Es gelang durch die Mitarbeit zusätzlicher Lerntherapeuten eine
individuelle Förderung von Kindern mit Teilleistungsschwächen zu erreichen. Auch
diese Praxis behalten wir bei. Dazu kommt auch eine zielgerichtete
Hausaufgabenbetreuung.
Angeboten wurden für die
außerunterrichtliche Betätigung der Schülerinnen und Schüler neun
Arbeitsgemeinschaften, darunter als neue Arbeitsgemeischaften die für Französisch,
Frühenglisch und Dart-Spiel. Gefördert haben wir auch verschiedene Projekte,
ein Höhepunkt waren dabei die Projekttage mit dem Thema „Ritter und Burgen“.
Die Schüler besuchten dazu die sächsischen Burgen Gnandstein und Kriebstein und
lernten dort das mittelalterliche Ritterleben kennen.
A.-K.: Wie
wir wissen, konnte die Schule bemerkenswerte Erfolge in landesweiten
schulischen Wertungen und Wettbewerben erlangen. Können wir dazu Näheres
erfahren?
S. Ho.: Das betrifft unter anderem die Ergebnisse der
Orientierungsarbeiten in den beiden 3. Klassen. In Sachsen erbrachten die
landesweiten Notendurchschnitte im Fach Deutsch 2,9 und im Fach Mathematik 3,23.
Unsere Ergebnisse indessen liegen in Deutsch bei 2,21 und in Mathematik bei
2,77. In diesem Schuljahr werden keine Orientierungsarbeiten mehr geschrieben.
Dafür wird es erstmals im Mai 2010 einen so genannten Kompetenztest geben, der
von der Universität Jena ausgewertet wird.
Unsere Schule erhielt das Zertifikat
„Schule der Bewegung“. Beurteilt wurden dafür die Bewegungen der Schülerinnen
und Schüler in der Pause und im Unterricht. Und auch ihre gesunde Ernährung war
ein Schwerpunkt bei der Bewertung. Ab diesem Schuljahr steht unseren Schülen
bei der Schülerspeisung eine Vitamin-Nasch-Bar zur Verfügung, die zur
Selbstbedienung mit Frischobst, Salaten und Desserts ausgestattet ist.
Schließlich möchte ich auf
den „Känguru Wettbewerb“ verweisen. Dies ist ein Mathematikwettbewerb, der
nicht nur in Deutschland, sondern auch in europäischen Ländern und weltweit
durchgeführt wird. In Deutschland beteiligten sich daran 8000 Schulen mit
800.000 Schülern. Unsere Grundschule war mit 50 von 71 Schülern dabei, und das
mit beachtlichen Ergebnissen. Zwei Schüler, Maximilian Neuenfeld und Christian
Lehmicke erhielten einen 1. Preis; Christian Lehmicke erarbeitete sich zusätzlich
einen Sonderpreis, er machte den längsten Kängurusprung, weil er hintereinander
17 Aufgaben ohne Fehler löste. Außerdem erhielten vier Schüler einen 2. Preis und sieben Schüler
einen 3. Preis.
Zu unserer Leistungsbilanz
zählt auch die erfolgreiche Teilnahme vieler unserer Schüler an
außerschulischen Wettkämpfen, z.B. beim Schwimmen und beim Fechten.
A.-K.: Unsere
Leser interessiert sicher auch, auf welchen Bildungswegen die Schülerinnen und
Schüler der 4. Klassen, die Sie Ende Juni verabschiedeten, ihre Lernprozesse
und Persönlichkeitsentwicklung fortsetzen.
S. Ho.: Die Bildungsempfehlungen, die wir entsprechend der schulischen Leistungen
aussprechen konnten, sind erfreulich. 35 Schülerinnen und Schüler werden
künftig das Gymnasium besuchen, 5 eine Mittelschule, 2 Schüler wurden am
Sportgymnasium aufgenommen.
A.-K.: Wie
sieht die Ausgangsbasis für die Herausforderungen im neuen Schuljahr an der
Stahmelner Grundschule aus. Wie viele Schulanfänger wurden aufgenommen, mit
welcher Schülerzahl werden Sie künftig arbeiten, wie ist die Ausstattung der
Schule mit Lehrkräften, aber auch mit den materiellen Komponenten zu bewerten?
S. Ho.: Wir begannen das neue Schuljahr mit 10 Lehrern und 1
Lehramtsanwärterin im 2. Ausbildungsjahr. Die Fächer Englisch, Religion und
Schwimmen werden durch Gastlehrer von anderen Schulen abgedeckt. In 8 Klassen
lernen insgesamt 129 Schüler, das sind 14 weniger als im vergangenen Schuljahr.
Gründe dafür sind Wegzüge, außerdem haben wir 40 Schüler abgegeben, und nur 29
wurden diesmal eingeschult. Wir haben 4 Kinder mit Integrationshintergrund an
der Schule.
Was die materielle
Ausstattung betrifft, so hat der Schulträger zusätzliche Mittel zur Verfügung
gestellt. Sehr positiv dabei: Das Büchergeld wurde erhöht, die Stahmelner Turnhalle
erhält eine Kletterstange, und für die Lützschenaer Turnhalle wird es einen
neuen Sprungkasten geben. Unsere Nebenstelle wird neue Möbel und eine neue
Tafel erhalten. Außerdem soll dort in diesem Jahr der Internetanschluss
realisiert werden.
A.-K. Auf
welche Schwerpunkte im Lehr- und Lernprozess werden Ihre Kolleginnen und Sie
sich im neuen Schuljahr konzentrieren? Was steht inhaltlich im Vordergrund?
S. Ho. Wie
immer steht das Lernen an erster Stelle, mit der Vermittlung der
Kulturtechniken im Vordergrund: Lesen, Rechnen und Schreiben. Dazu kommt eine
sorgsame und objektive Zensierung und Bewertung. Sorgfältig bereiten wir bei
den Schülerinnen und Schülern langfristig den Übergang an weiterführende
Schulen vor.
Andererseits wird die gute
Zusammenarbeit zwischen Schule und Hort und zwischen Schule und Kindergarten
mit der gebotenen Qualität ein Schwerpunkt unserer Arbeit weiterhin sein.
A.-K.: Welche
Höhepunkte im außerunterrichtlichen Geschehen werden den Ablauf des Schuljahres
prägen?
S. Ho. Wir
haben wieder ein inhaltsreiches, vielseitiges Programm aufzuweisen. Am 2.
Oktober feiern wir den 111. Jahrestag des Bestehens der Schule Stahmeln mit dem
Projekt „Unter Hempels Sofa“, so lebten unsere Vorfahren vor 100 Jahren. Am
Nachmittag eröffnen wir eine Ausstellung zur Geschichte der Schule. Ehemalige
Schüler, Lehrer und Angestellte sind herzlich eingeladen.
Für die Ausstellung suchen
wir noch immer Klassenfotos.
Wichtig ist uns auch das
„Zirkusprojekt“ in der 1. Woche nach den Herbstferien, das wir gemeinsam mit
der KITA „Sonnenhügel“ in Stahmeln durchführen werden. Die Kinder arbeiten in
Gruppen als Clowns und Seiltänzer, sie üben sich in der Zauberei und als
Akrobaten am Trapez und als Jongleure. Vorbereitet werden unter anderem eine
Haustierrevue und eine Schlangenshow sowie ein Tüchertanz. Die
Arbeitsergebnisse werden in einer öffentlichen Zirkusschau am 29. Oktober um 17
Uhr und am 30. Oktober um 10 und 17 Uhr vorgestellt, wozu die Einwohner von
Stahmeln und Lützschena und natürlich auch alle anderen Interessierten herzlich
eingeladen sind. Der Kartenvorverkauf erfolgt ab 24. Oktober in der Schule.
Vom 3. bis 7. Mai 2010
erfolgt die jährliche Ganzschulfahrt nach SAYDA im Erzgebirge. Alle Schüler und
Lehrkräfte nehmen daran teil. Dort wird es einen „Zipfelmützentreff im
Mortelgrund“ geben, eine Goldsuche für große und kleine Zwerge, ein Ausflug
führt nach Seiffen ins Spielzeugland und ins Nussknackermuseum.
Im Jahreskreis erfolgen
darüber hinaus das Adventssingen, die Projekttage „Weihnachten“ und „Ostern“, sowie
die Ausgestaltung des Schulfaschings. Dazu kommen Besuche von Schülerkonzerten
und Theateraufführungen, auch in diesem Schuljahr wird es die Teilnahme von
Schülerinnen und Schülern an der Mathematikolympiade, dem Känguruwettbewerb und
dem Talentfest geben.
A.-K. Was
tun Sie zur weiteren Verbesserung und Festigung der schöpferischen
Zusammenarbeit mit den Vorschuleinrichtungen im Schuleinzugsgebiet?
S. Ho. Auf
der Grundlage einer überarbeiteten Kooperationsvereinbarung setzen wir die
Vorschulprojekte in den Kindereinrichtungen zielgerichtet fort. Sie beginnen bereits
unmittelbar nach der Schulanmeldung im September. Zwei Lehrerinnen führen die
Vorschulstunde durch. In beiden Kitas wird auch durch die Kindergärtnerinnen
viel für die Schulvorbereitung getan. Das zahlt sich bei den jetzigen
Schulanfängern im Unterricht der beiden 1. Klassen, aber auch im Hortbereich
spürbar aus. Von vornherein arbeiten Klassenleiter und Hortnerinnen wirksam
zusammen.
A.-K.: Worin
bestehen Ihre Wünsche, Sorgen und Probleme bei der Sicherstellung der
schulischen Anforderungen im neuen Schuljahr.?
S. Ho.: Zuerst möchte ich den Eltern für ihre aktive
Unterstützung beim Problem Stahmelner Schulhof danken. Unser Hausmeister hat im
Auftrag des Schulträgers den Splitt entfernt, damit neuer Belag aufgetragen
werden kann. Die nächste Regen- und Frostperiode wird zeigen, ob das zu einer
spürbaren Verbesserung auf dem Pausenhof führt.
Lob gebührt auch dem
Förderverein „Sonnenuhr“. Er erreichte eine Spende von 3.500 Euro für ein
Spiel- und Klettergerüst. Das allerdings erfordert Kosten von 5.000 Euro. Der
Schulträger kann die fehlenden Mittel erst im neuen Kalenderjahr einplanen und
realisieren. Durch die großzügige Spende der Fa. Fleischer könnte die
Aufstellung des Spiel- und Klettergerüstes in diesem Jahr noch realisiert
werden. Dafür fehlt uns aber noch die Genehmigung durch den Schulträger.
Es bleibt für mich zu hoffen,
dass es in diesem Schuljahr weniger Belastungen im Schulalltag, besonders für
die Kinder, Lehrer, den Hort, aber auch für die Eltern geben wird. Wir hatten
im Schuljahr 2008/2009 leider einen relativ hohen Krankenstand unter den Lehrern,
2 Klassen mussten zusammengelegt werden. Trotz des starken Engagements aller
Kollegen blieb ein Unterrichtsausfall unvermeidlich. Wichtig war uns dabei,
dass keine Deutsch- und Mathematikstunde ausgefallen ist.
A.-K.: Vielen
Dank für das Gespräch und die besten Wünsche für einen erfolgreichen
Schuljahresverlauf.
Interview: Gottfried Kormann